Fälle seit 2001 verzehnfacht Dengue-Fieber breitet sich in Deutschland aus
Das Dengue-Fieber breitet sich rapide aus: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stieg die Zahl der Fälle in den vergangenen 50 Jahren um das 30-Fache. Auch in Deutschland ist die Zahl der gemeldeten Fälle so hoch wie nie. Häufig werden die Viren aus dem Urlaub in Südostasien oder Südamerika mitgebracht. Doch die übertragenden Mücken werden auch in Europa und Süddeutschland heimisch. Das sind die Symptome.
Dengue-Fieber zählt zu den Erkrankungen, deren Erreger über andere Tiere, in diesem Fall Mücken, übertragen werden. Dengue-Viren bedrohen der WHO zufolge zurzeit etwa 2,5 Milliarden Menschen. Forscher schätzten vor einem Jahr, dass sich jährlich rund 390 Millionen Menschen mit dem Erreger infizieren.
Mehr Dengue-Fieber als Malaria in Deutschland
In Deutschland registrierte das Robert Koch-Institut (RKI) im vergangenen Jahr 879 Dengue-Infektionen, die Reisende sich unterwegs zugezogen hatten. "Das sind so viele gemeldete Fälle wie noch nie. Seit 2001 hat sich die Zahl mehr als verzehnfacht", sagt Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg.
Zum Vergleich: Bisher galt Malaria als häufigste Tropenkrankheit in Deutschland, aber 2012 registrierte des RKI bei uns nur rund 550 Fälle.
Einen Schutz vor der Krankheit, etwa in Form einer Impfung, gibt es nicht. Lediglich lange Kleidung oder mückenabwehrende Mittel senken das Risiko, von einer infizierten Mücke gestochen zu werden. Im Fall einer Infektion reicht das klinische Spektrum von milden Formen, die fast symptomfrei verlaufen bis zum Tod. Treten Symptome auf, sind diese meist heftig. Hohes Fieber, Übelkeit, starke Gelenkschmerzen und ein Stechen in den Augen zählen zu den typischen Erscheinungen. Die Patienten sind in der Regel bettlägerig und wollen nichts außer schlafen. Zudem kann das Virus dazu führen, dass die Blutgerinnung nicht mehr richtig funktioniert, da der Körper zu wenige weiße Blutplättchen produziert. Dann drohen innere Blutungen, die im schlimmsten Fall tödlich enden.
Denguefieber bringt heftige Symptome mit sich
Wer im Urlaub in tropischen Gebieten hohes Fieber bekommt und sich schlecht fühlt, sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen. Das gilt auch, wenn die Symptome nach einer Reise dorthin auftauchen. So wenige Schutzmaßnahmen gegen Dengue vorhanden sind, so wenige Therapiemöglichkeiten gibt es auch. Im Grunde hilft nur Ruhe. Da Patienten aber häufig weder etwas essen noch trinken wollen, muss die Versorgung in manchen Fällen über den Tropf geschehen und ein Krankenhausaufenthalt wird notwendig. Zudem sollten die Blutwerte kontrolliert werden, um innere Blutungen zu erkennen. Auch die Leberwerte können sich durch eine Dengue-Infektion verschlechtern. Zahlreiche Patienten schildern in Foren, dass ihr Immunsystem auch Wochen nach der Erkrankung noch stark geschwächt war.
Fälle auch vermehrt in Europa
Die Krankheit wird nicht nur aus Ländern wie etwa Thailand, Indien oder Brasilien eingeschleppt. Auch in Europa können sich Menschen den Erreger zuziehen: 2010 wurde ein Reisender in Kroatien mit dem Dengue-Virus infiziert, kurz darauf gab es Fälle in Südfrankreich. 2012 infizierten sich auf der portugiesischen Insel Madeira mehr als 2000 Menschen. Zwar gilt der Ausbruch dort als beendet, aber dauerhafte Entwarnung gibt es für Madeira nicht. "Es kann immer wieder zu einem Ausbruch kommen", sagt Thomas Jänisch vom Universitätsklinikum Heidelberg. Durch den Klimawandel erweitern sich die Gebiete, die zum Lebensraum der der übertragenden Mücken zählen.
Hauptüberträger von Dengue-Viren sind zwei Mückenarten, wie Jänisch erklärt: die Gelbfiebermücke und die Asiatische Tigermücke. Hinter den Fällen auf Madeira steckte die Gelbfiebermücke. Sie sei die effizientere Überträgerin, sagt Jänisch. Auf dem europäischen Festland komme diese Mücke aber bisher nicht vor - dank des kühlen und wechselhaften Wetters.
Tigermücke wird in Süddeutschland heimisch
Die Asiatische Tigermücke ist weniger anspruchsvoll: Inzwischen lebt sie etwa in Italien, Frankreich, Spanien und seit etwa drei Jahren auch in Süddeutschland. Allerdings trug in Deutschland bisher kein untersuchtes Exemplar das Dengue-Virus, sagt Schmidt-Chanasit. Zumindest theoretisch könnte sich das jederzeit ändern: "Prinzipiell kann jede Mücke, die einen Infizierten sticht, das Virus weiter übertragen", sagt der Experte.
Ein Risiko für die weitere Ausbreitung des Dengue-Fiebers sind internationale Großveranstaltungen. Zur Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien werden allein aus Deutschland Zehntausende Besucher erwartet. Manche Bundesstaaten wie etwa Bahia, wo auch das deutsche Team spielt, seien Hochendemie-Gebiete, sagt Schmidt-Chanasit. Dort tritt Dengue gehäuft auf.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.