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Testosteron-Mangel bei Männern: Wann behandeln lassen?


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Männliche Hormone
Ab 40 Jahren nimmt der Testosteron-Wert ab

dpa

Aktualisiert am 09.06.2016Lesedauer: 3 Min.
Sinkt der Testosteron-Wert im Blut, haben Männer häufig mit Erektionsproblemen zu kämpfen.Vergrößern des Bildes
Sinkt der Testosteron-Wert im Blut, haben Männer häufig mit Erektionsproblemen zu kämpfen. (Quelle: dpa-bilder)

Männer ab 40 haben häufig mit Erektionsstörungen und abnehmender Leistungsfähigkeit zu kämpfen. Schuld ist unter anderem das Hormon Testosteron, das mit zunehmendem Alter stetig sinkt. Wann eine Behandlung sinnvoll ist.

Testosteron-Wert sinkt schleichend

Ab 40 nimmt das Testosteron schleichend ab und Männer um das 50. Lebensjahr bekommen dies durch körperliche und psychische Veränderungen zu spüren. Das ist ein anderer, langsamerer Prozess als bei Frauen. Bei ihnen komme es zu einem abrupten Abfall an weiblichen Hormonen in der Lebensmitte. Das sei bei Männern nicht der Fall, erklärt Professor Sabine Kliesch, Chefärztin für Klinische Andrologie am Universitätsklinikum Münster.

Der Testosteron-Wert im Blut des Mannes nehme jährlich schätzungsweise um 1,2 Prozent ab, erläutert Kliesch. Der Rückgang liegt am altersbedingten Abbau im Hoden oder in den Gehirnregionen, die den Hormonhaushalt steuern. Testosteron ist wichtig für den Muskelaufbau, die Knochendichte und die Bildung von roten Blutkörperchen. Aber auch für den Stoffwechsel im Fettgewebe, das Sexualleben und die Fortpflanzungsfähigkeit ist das Hormon von Bedeutung. "Ein Absinken des Testosterons im Blut allein macht aber noch keinen Mann krank", betont Kliesch.

Erektionsstörungen durch zu wenig Testosteron

Eine europäische Studie, welche die Daten von mehr als 3.200 Männern im Alter von 40 bis 79 Jahren analysierte, untersuchte vor einigen Jahren den Zusammenhang zwischen dem Hormon und körperlichen sowie seelischen Beschwerden. Nur drei Symptome aus dem sexuellen Bereich standen mit einem zurückgegangenen Testosteron-Spiegel in Zusammenhang. Dazu zählen Erektionsstörungen, weniger sexuelles Verlangen und seltenere morgendliche Erektionen.

Die Forscher regten an, dass das Vorliegen dieser drei Symptome plus ein Gesamt-Testosteronwert von weniger als elf Nanomol pro Liter (nmol/l) als Minimalkriterium für die Diagnose "Hypogonadismus des alternden Mannes" gelten könne. Mit dem Fachbegriff bezeichnen Mediziner die verminderte Funktion der Geschlechtsdrüsen. Der Vorschlag sollte als Schutz vor Überdiagnosen und ungerechtfertigtem Testosteroneinsatz bei älteren Männern dienen.

Wann Mediziner hellhörig werden

Als Norm für den Gesamtwert im Blut gelten derzeit Werte von mehr als zwölf Nanomol, so Kliesch. Die kritische Marke liege bei weniger als acht Nanomol. Dann könne man von einem Testosteronmangel sprechen, der Effekte auf den gesamten Körper habe, wenn er lange bestehe und unbehandelt bleibe. "Ab einem Wert unter zwölf Nanomol werden wir aufmerksam, vor allem wenn Erkrankungen wie Fettstoffwechselstörungen, Adipositas oder Diabetes dazu kommen." Das Hormon beeinflusse diese Leiden - und diese wirkten sich wiederum auf den Testosteronspiegel aus. "Bei solchen Konstellationen kann es teilweise Sinn haben, mit Testosteron zu behandeln."

Wann die Testosteron-Therapie nicht durchgeführt werden kann

"Bevor mit einer Therapie angefangen wird, muss ausgeschlossen werden, dass ein manifester Prostatakrebs oder auch Brustkrebs bei einem Mann vorliegt", sagt Professor Wolfgang Weidner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Andrologie. Auch müsse die Prostata regelmäßig untersucht werden und der Anteil der roten Blutkörperchen im Blut. "Testosteron regt die Blutbildung an, und es kann bei zu hohen Werten leichter zu Gerinnseln kommen mit einem höheren Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle."

Männer greifen schnell zu Medikamenten

Der Psychologe Kurt Seikowski von der Uni Leipzig wird regelmäßig von Männern gefragt, ob ihnen die Gabe von Testosteron helfen könnte. Seit mehr als 30 Jahren befasst er sich mit Beschwerden wie Depressionen, Schlaf oder Konzentrationsstörungen bei Männern. "Vor allem als der Boom mit Mitteln wie Viagra aufkam, herrschte fast schon Erleichterung bei Männern: Wir haben ja Medikamente, können stark bleiben und müssen nicht über unsere Psyche nachdenken", kritisiert der Vorsitzende der Gesellschaft für Sexualwissenschaft. Inzwischen akzeptierten die Männer eher, dass ab 40 ihre Leistungsfähigkeit abnehme und sie über Erholungspausen nachdenken müssten. Und sie hinterfragten mehr, ob sie sich auf Hormone oder andere Präparate einlassen sollten.

Auch Männer brauchen Erholung

Vor allem Männer zwischen 48 und 55 Jahren beschreiben eine stark verminderte Lebenszufriedenheit, wie eine kleine Studie von Seikowski ergab. Freizeit und Hobby bereiteten mehr Probleme als sonst, und die Männer seien mit ihrer Partnerschaft, ihrer Sexualität und sich selbst unzufrieden. "In den Jahren danach haben sie sich jedoch meist wieder angepasst", sagt Seikowski. Er finde daher den englischen Ausdruck "midlife crisis" immer noch am passendsten, um die Situation zu beschreiben.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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