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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ulcus cruris Ulcus cruris kann auch jüngere Menschen treffen
Als Bernd Schlösser sich vor anderthalb Jahren das Schienbein anstieß, wusste er nicht, dass ihn das eines Tages fast das Bein kosten würde. Aus der kleinen Wunde entwickelte sich ein großes Geschwür, das zunächst nicht heilen wollte. Wie Bernd ergeht es jährlich rund 20.000 Deutschen - sie erkranken an einem "Ulcus", der im Volksmund auch als "offenes Bein" bezeichnet wird. Lesen Sie hier, wer gefährdet ist und wie das Geschwür behandelt wird.
Die Wunde wurde immer größer
Bei Bernd verheilte die Wunde zunächst gut, es bildete sich Schorf. Nach einigen Tagen klebte der damals 44-Jährige jedoch ein Pflaster auf, um die Hose zu schützen. Vorher trug er eine Heilsalbe auf, die allerdings schon Monate lang offen war. Schon einen Tag später sah die Wunde nicht mehr gut aus. Sie nässte und es bildete sich Eiter. Statt zum Arzt ging der Familienvater zum Sanitätsdienst seiner Arbeitsstelle und ließ sich die Wunde verbinden. Den Rat, doch lieber zum Arzt zu gehen, schlug er in den Wind. Doch die Wunde heilte nicht, sondern wurde größer, die Haut verfärbte sich dunkel.
Bräunlich verfärbte Haut, fauliger Geruch
Dass Wunden an den Beinen schlecht verheilen, kommt vor allem bei älteren Menschen vor. Aber: "Auch in jungen Jahren kann sich ein offenes Bein entwickeln", sagt Dr. Eva Haas, Chefärztin an der Capio Schlossklinik Abtsee in Laufen. Die Geschwüre entstehen meist im Bereich der Knöchel, vor allem an der Innenseite des Beins. Meist sind die Wunden feucht und nässen. Infizieren sie sich zusätzlich mit Bakterien, können sie faulig riechen. Durch Ablagerungen von Blutkörperchen verfärbt sich die Haut bräunlich. Ein erfahrener Arzt erkennt ein solches Geschwür meist auf den ersten Blick.
Venenleiden häufigste Ursache für Ulcus cruris
Die Ursache für Geschwüre am Bein sind meist Venenleiden. "In 90 Prozent der Fälle wird das offene Bein durch Venenleiden ausgelöst", sagt Venenexpertin Haas. Die Venenschwäche bewirkt, dass die Venenklappen nicht mehr richtig schließen, es bilden sich Krampfadern und Ödeme, also Wasseransammlungen im Gewebe. "Wenn der Rückfluss des Blutes zum Herzen nicht mehr richtig funktioniert, lastet zu viel Druck auf dem Gewebe", erklärt Haas. Das Gewebe wird nicht mehr ausreichend durchblutet und mit Nährstoffen versorgt, sodass auch die Wundheilung nicht mehr richtig funktioniert. Zur Behandlung sei daher wichtig, die Grunderkrankung, also das Venenleiden zu behandeln.
Behandlung langwierig
Bernd ging allerdings erst nach rund zehn Wochen zum Arzt. Die Wunde erstreckte sich inzwischen vom Knöchel bis knapp unter das Knie. "Mal sehen, ob wir das Bein retten können", war der Kommentar des Arztes. Bernd Schlösser hatte Glück. Die Behandlung mit entzündungshemmenden Umschlägen und Antibiotika schlug an, bereits nach zwei Wochen war die Wunde weitgehend verheilt. Nicht bei allen Patienten verheilt der Ulcus so gut. Oft ist die Behandlung langwierig und erstreckt sich über Monate. Erst wenn das Venenleiden behandelt wird, heilen auch die Wunden.
Venenerkrankung nicht auf die leichte Schulter nehmen
Das Problem: Bevor Komplikationen auftreten, verlaufen Venenleiden meist schmerzlos. "Äußerlich sichtbare Krampfadern sind nicht entscheidend", sagt Haas. Gefährlicher sei es, wenn die innenliegenden Stammvenen erkranken. Das verursache keine Schmerzen, sei aber besonders gefährlich, so die Expertin. Denn die Krankheit entwickelt sich fort. Neben dem offenen Bein sind vor allem Venenentzündungen und Thrombosen mögliche Komplikationen. Ursache für Venenkrankheiten sind meist eine familiäre Veranlagung in Kombination mit Übergewicht, Bewegungsmangel oder Rauchen. In seltenen Fällen können aber auch Thrombosen - beispielsweise nach einem Unfall oder einer Operation - die Venenerkrankung auslösen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.