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Was es mit Body Shaming auf sich hat


Dick und diskriminiert
Was es mit Body Shaming auf sich hat

dpa, Julia Naue

05.04.2018Lesedauer: 3 Min.
Bodyshaming: Betroffene beginnen, sich selbst zu diskriminieren.Vergrößern des Bildes
Bodyshaming: Betroffene beginnen, sich selbst zu diskriminieren. (Quelle: SIphotography/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Schön und schlank – für viele gehört das zusammen. Der perfekte Körper, so die gesellschaftliche Norm, ist dünn. Nicht jeder kann diesem Ideal gerecht werden. Wer dick ist, spürt oft gnadenlos, was andere von dem vermeintlich unperfekten Körper denken.

Als Magda Albrecht ungefähr fünf Jahre alt war, sagte ihr eine Ärztin: "Du bist zu dick, du musst mehr Sport machen." Dabei war Albrecht ein sportliches Kind, erzählt sie. "Aber eben ein dickes sportliches Kind." Auch ihre Klassenkameraden gaben ihr das Gefühl, dass mit ihr etwas nicht stimme und ärgerten sie. Oder um es deutlicher zu sagen: "Ich bin von Kindheit an diskriminiert worden."

"Ich habe meinen Körper als den ultimativen Makel gesehen"

Magda Albrecht ist auch heute noch, was man gemeinhin als dick bezeichnen würde. Lange Zeit suchte die heute 31-Jährige den Fehler bei sich. "Ich habe meinen Körper immer als den ultimativen Makel gesehen und das auch nicht hinterfragt." Heute ist das für sie kein Problem mehr. Für viele andere offenbar schon.

Das Schlagwort für dieses Phänomen nennt sich Body Shaming. Es bedeutet, dass Menschen aufgrund ihres Körpers beschämt werden. Das trifft häufig Dicke. Einer DAK-Studie zufolge finden 71 Prozent der Erwachsenen in Deutschland Fettleibige unästhetisch, 38 Prozent denken das über Dicke.

"Menschen, die diskriminiert werden, beginnen sich selbst zu diskriminieren", erklärt Prof. Martina de Zwaan, Präsidentin der Deutschen Adipositas-Gesellschaft. Das führe dazu, dass sie glauben, nicht glücklich sein zu können, solange sie dick sind. Sie definieren sich dann fast ausschließlich über ihren Körper.

Dicke Menschen werden auch im Arbeitsleben benachteiligt

Dass füllige Menschen Nachteile im Job haben, zeigt etwa eine Studie der Universität Tübingen aus dem Jahr 2012. Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass Personaler dickeren Menschen fast nie einen Job mit hohem Prestige zutrauen. Für eine Abteilungsleiterstelle wurden sie ebenfalls selten ausgewählt. Besonders betroffen waren demnach Frauen von den Vorurteilen.

Auch Magda Albrecht ist sich sicher, dass es Frauen häufiger trifft. Die Standards mit Blick auf das Äußere seien bei Frauen einfach stärker gesetzt als bei Männern. "Bei Männern wird so ein kleiner Bauch noch als sozial legitim angesehen."

Albrecht hat mittlerweile ein Buch über ihre Erfahrungen geschrieben. Damit will sie anderen auch helfen, sich in ihrem Körper wohl zu fühlen. "Nicht der Körper ist verkehrt, sondern gesellschaftliche Normen, die Körper in "gut" und "schlecht, "schön" und "hässlich" einteilen", betont sie.

Dicke Menschen werden zu einer gesellschaftlichen Belastung erklärt

Prof. Lotte Rose und Friedrich Schorb werfen einen wissenschaftlichen Blick auf das Thema. In einem von ihnen veröffentlichten Buch über "Fat Studies in Deutschland" notieren sie, dass dicke Menschen zu einer "gesellschaftlichen Belastung" erklärt werden. Sie würden bedrängt, ihr Körpergewicht zu ändern. "Diese Zugriffe erscheinen legitim, fürsorglich und verantwortungsvoll gegenüber den betroffenen Menschen", schreiben sie.

Doch warum werden immer wieder gerade dicke Menschen diskriminiert? "Viele meinen, das Gewicht lasse sich leicht kontrollieren", sagt Prof. de Zwaan. Ein bisschen mehr Bewegung, ein bisschen gesünder essen, dann wird das schon. Wer das nicht schafft, hat – scheinbar – keine Selbstbeherrschung, ist selbst schuld und schwach. Doch ganz so einfach ist das nicht. Warum jemand dick ist, kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Außerdem: "Unsere Biologie sagt uns immer noch: Wenn Essen da ist, bitte essen".

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • dpa
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