Experten fordern Berufstätige sollten vier Stunden täglich stehen und gehen
Im Büro, im Auto, auf der Couch: Die meisten Erwachsenen sitzen zu viel und riskieren damit Gesundheitsschäden, die sich mit etwas mehr Stehen und leichter Aktivität minimieren ließen. Britische Ärzte raten daher, etwa vier Stunden täglich im Stehen und mit leichter Bewegung zu verbringen. Das zu schaffen, ist gar nicht so schwer.
Die Experten gaben die Empfehlungen jetzt zum Start der Kampagne "Get Britain Standing" - etwa "Bringt Großbritannien zum Stehen", die von der Gesundheitsbehörde "Public Health England" initiiert wurde.
Zwei Stunden Stehen, zwei Stunden leichte Aktivitäten
Die Wissenschaftler plädieren für mindestens zwei Stunden Stehzeiten täglich in den klassischen "sitzenden Berufen". Zusammen mit leichter Bewegung sollte man damit auf vier Stunden am Tag kommen, die man nicht im Sitzen verbringt.
Das beuge Übergewicht, Herzproblemen, Krebs bis hin zu einem früheren Tod vor, heißt es im Fachblatt "British Journal of Sports Medicine".
Sport gleicht langes Sitzen nicht komplett aus
Selbst wer in seiner Freizeit sportlich aktiv ist, könne damit nicht die Risiken durch zu langes Sitzen ausschalten, sagte der Direktor von "Get Britain Standing", Gavin Bradley. Experten schätzten, dass der Durchschnittsbrite mehr als die Hälfte seiner Arbeitszeit sitzt, sagte er in einem Telefoninterview, das er im Gehen gab.
Die Initiative wolle über Großbritannien hinaus dafür werben, dass Arbeitsplätze stehfreundlicher gestaltet werden - etwa mit Schreibtischen, an denen stehend gearbeitet werden kann.
Risiko für Diabetes, Herzkrankheiten und Krebs steigt
Denn das sind die Gefahren: Wer mehr sitzt als steht, hat ein doppelt so hohes Risiko, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu bekommen, ein um 13 Prozent größeres Risiko, Krebs zu bekommen und eine um 17 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit eines früheren Todes als eine weniger herumsitzende Vergleichsperson zu sterben.
Die Physiotherapeutin Jenny Nissler weist noch darauf hin, dass Menschen in sitzenden Berufen zudem anfälliger für Gelenksteifheit und Rückenschmerzen sind.
Öfter mal im Stehen arbeiten
Vier Stunden am Tag klingt erst einmal viel. Die Experten haben allerdings einige Ideen, wie man der Sitzfalle entkommt: Beispielsweise könnten viele Arbeiten wie Telefonate und Konferenzen im Stehen erledigt werden. Zudem sollte man häufiger kleine Pausen einlegen, in denen man steht oder sich bewegt.
Arbeitgeber sollten prüfen, welche bewegungsfördernde Maßnahmen sie umsetzen könnten. So können höhenverstellbare Schreibtische dem langen Sitzen entgegenwirken.
Gavin Bradley, der alle Telefonate im Stehen führt, sagt, die Verringerung der Sitzzeiten könnte große Auswirkungen auf die Volksgesundheit haben. Denn 95 Prozent der Erwachsenen in Industrieländern müssten als inaktiv klassifiziert werden. "Wir haben viel zu lange dieses Problem ausgesessen", sagt er.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.