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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Borreliose-Schutz Neues Gel soll Borreliose vorbeugen
Borreliose ist tückisch: Die durch Zecken übertragene Krankheit lässt sich nicht immer eindeutig feststellen, denn die typische Wanderröte rund um die Bissstelle tritt nicht bei jedem Infizierten auf. Wird die Infektion aber erst spät entdeckt, gestaltet sich die Behandlung schwierig. Nun haben Forscher ein Gel entwickelt, das nach einem Zeckenbiss den Ausbruch der Borreliose verhindern soll.
Neues Gel enthält lokales Antibiotikum
Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts erkranken jährlich rund 60.000 Menschen in Deutschland an Borreliose. Im Unterschied zur ebenfalls durch Zecken übertragenen FSME gibt es keine Impfung, die vor dieser Krankheit schützt. Die Einnahme von Antibiotika kann helfen - aber nur, wenn diese rechtzeitig verabreicht werden. Zudem können Antibiotika Nebenwirkungen verursachen oder Resistenzen gegenüber Erregern fördern. Das neue Gel, das von Forschern des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie (IZI) in Leipzig in Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität München entwickelt wurde, wird nur an der Bissstelle aufgetragen und birgt daher ein geringeres Risiko für Nebenwirkungen.
Gel direkt nach dem Zeckenbiss auftragen
Das Wirkprinzip des neuen Gels ist denkbar einfach: "Borrelien bleiben bis zu einer Woche in der Region um die Bissstelle, erst dann gehen sie ins Blut über", erklärt Sabine Stauga von der Studienambulanz im Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, das derzeit das Gel an Freiwilligen testet. Das Gel mit dem Wirkstoff Azithromyzin, das innerhalb der ersten drei Tage auf die Bissstelle aufgetragen wird, soll verhindern, dass die Krankheit ausbricht. Wenn das neuartige Medikament hält, was erste Tests versprechen und es eine Zulassung erhält, wäre dies die erste Form der Borreliose-Prophylaxe.
Borreliose wird oft erst spät erkannt
Das Problematische an Borreliose ist, dass die Erkrankung sich nicht immer eindeutig feststellen lässt und zuweilen erst Monate oder Jahre nach dem Zeckenbiss diagnostiziert wird. Zu vielfältig und unspezifisch sind die Begleiterscheinungen: Grippeähnliche Beschwerden, Müdigkeit, Fieber, Gliederstarre oder Kopfschmerzen. Das typische Frühsymptom, die so genannte Wanderröte rund um die Bissstelle, tritt nicht bei jedem Infizierten auf. Zudem können bis zu drei Wochen vergehen, bis sich der rote Ausschlag zeigt.
Zulassung dauert noch Jahre
Unbehandelt können die Bakterien noch Monate später Haut, Herz, Gelenke und das Nervensystem schädigen. Spätfolgen können Gelenk- und Herzmuskelentzündungen sowie chronische Erschöpfung sein. Das neue Gel hat den Vorteil, dass es ein lokal wirksames Antibiotikum enthält, das schon vor dem Auftreten von Symptomen angewendet werden kann. Nach Angaben von Stauga werden bis zur Zulassung voraussichtlich noch mindestens zwei Jahre vergehen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.