Foodwatch prangert an Diese Lebensmittel führen Verbraucher in die Irre
Was voller Vitamine ist, muss doch gesund sein - oder? Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat die Gesundheitsversprechen auf über 200 Lebensmitteln in Deutschland überprüft. Das Ergebnis: Rund 90 Prozent der Produkte führen die Verbraucher laut Foodwatch in die Irre.
Für winzige Cent-Beträge würden hunderten Produkten künstlich Vitamine zugesetzt, um ihnen einen gesunden Anstrich zu verpassen, erklärte Michaela Kruse von Foodwatch. Obwohl auf den Verpackungen mit Vitaminen geworben werde, seien in einer eigenen Untersuchung 190 von 214 Produkten zu süß, zu salzig oder zu fettig gewesen.
Lebensmittel mit viel Zucker, Fett oder Salz
Dies sei etwa bei "Fruchtgummis" von Katjes, Dextro Energy, Milchdrinks von Müller oder dem Softdrink "Powerade" von Coca-Cola sowie den Energydrinks von Rockstar und Monster der Fall gewesen. Die Studie (PDF) prangert aber auch Kinder-Wurst der Marke Ferdi Fuchs ("Mit Vitaminen und Calcium") und vegetarische Gemüse-Schnitzel von "My best Veggie" an. In beiden Produkten sei zu viel Salz.
Maßstab waren den Angaben zufolge Kriterien für eine ausgewogene Ernährung, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Anfang 2015 vorgestellt hatte. Foodwatch fordert eine gesetzliche Regelung, dass nur noch Produkte mit Gesundheitsaussagen beworben werden dürfen, die diesen Vorgaben entsprechen. Dabei gehe es etwa um Anteile von Fett, Zucker und Salz sowie den Energiegehalt.
Lebensmittel-Verband weist Vorwürfe zurück
Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) wies den Vorwurf der Irreführung zurück. Verbraucher könnten die genaue Zusammensetzung eines Produkts stets in der Zutatenliste nachlesen, die auf der Verpackung aufgedruckt sei, teilte BLL-Chef Christoph Minhoff mit. Hersteller könnten deshalb gar nicht mit zugesetzten Vitaminen über den eigentlichen Inhalt hinwegtäuschen.
Lebensmittel mit versprochenem Extra-Nutzen für die Gesundheit stehen bei Verbraucherschützern schon seit Längerem in der Kritik. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) monierte 2015 nach einer Stichprobe, teils würden gesundheitsbezogene Aussagen über die EU-weit erlaubten Formulierungen hinaus verstärkt.
Hinweise wie "ungesüßt" würden dabei oft missverstanden. Produkte mit viel Zucker und Fett sollten nicht mit Gesundheitsbezug beworben werden dürfen. Seit 2012 gilt in der EU eine Liste mit erlaubten gesundheitsbezogenen Aussagen ("Health Claims"), die zugelassen und wissenschaftlich fundiert sein müssen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.