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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Jeder Fünfte betroffen Diese Erkrankung erkennen die meisten Deutschen nicht
Bin ich krank? Wo bekomme ich Hilfe? Laut einer aktuellen Befragung wissen viele Deutsche nicht, wie sie mit psychischen Erkrankungen umgehen sollen.
Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland. Schätzungen zufolge ist hierzulande jede fünfte Person einmal im Leben von einer Depression betroffen. Frauen erkranken dabei doppelt so häufig wie Männer.
Besonders besorgniserregend ist diese Zahl im Hinblick auf die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Wort & Bild Verlags, der Technischen Universität München und des WHO Collaborating Centre Health Literacy. Denn sie haben herausgefunden, dass die Mehrheit der Deutschen ihre eigene Depression nicht erkennt und nicht weiß, an wen sie sich um Hilfe wenden kann.
Mangelnde psychische Gesundheitskompetenz
Laut der aktuellen Befragung von 2.000 Erwachsenen verfügen 86 Prozent der Menschen nur über eine geringe psychische Gesundheitskompetenz. Das bedeutet: Über acht von zehn Menschen fällt es schwer, Informationen zur psychischen Gesundheit richtig zu verstehen und anzuwenden. Die Folge: Viel zu wenige (nur etwa 30 Prozent) können die psychische Krankheit erkennen oder einschätzen, wann sie Hilfe suchen sollten.
Das kann schwere Konsequenzen haben. Denn depressive Störungen können Familie, Partnerschaft und Freundschaften belasten. Häufig kommt es zusätzlich zu Problemen am Arbeitsplatz. Zudem ist das Suizidrisiko erhöht. Etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Menschen mit Depressionen nehmen sich das Leben. Für Patienten mit einer chronischen oder sehr schweren Depression ist diese Gefahr besonders hoch.
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Einschätzung von Informationen fällt schwer
Aufgrund der geringen psychischen Gesundheitskompetenz ist es wenig verwunderlich, dass viele Menschen erst sehr spät mit einer Behandlung ihrer psychischen Probleme beginnen. Laut der aktuellen Befragung vergehen vom ersten Auftreten der Krankheitssymptome bis zum Aufsuchen professioneller Hilfe durchschnittlich mehr als acht Jahre.
Wie äußert sich eine Depression?
Eine Depression ist aufgrund ihrer vielfältigen und oft unspezifischen Symptome eine sehr komplexe Erkrankung mit großen individuellen Unterschieden. Zu den Hauptsymptomen gehören Verlust von Interesse und Freude, Niedergeschlagenheit und verminderter Antrieb. Nebensymptome können etwa Konzentrations- und Aufmerksamkeitsschwäche, Selbstzweifel, verminderter Appetit oder Schlafstörungen sein. Mehr Informationen zu den Symptomen finden Sie hier.
Ein weiteres Problem: Viele Menschen, die sich aufgrund ihrer psychischen Symptome Hilfe suchen möchten, können seriöse von unseriösen Angeboten oft nicht unterscheiden. So ergab die Befragung, dass es knapp 70 Prozent der Erwachsenen schwer bis sehr schwer fällt, zu beurteilen, ob die Hilfsangebote im Internet oder anderen Medien frei von kommerziellen Interessen sind oder nicht.
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Handeln dringend notwendig
Die Initiatoren der Studie bemängeln daher, dass es trotz der weiten Verbreitung psychischer Erkrankungen keine strukturierten Ansätze zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz gebe. "Wir müssen nun schnell und entschlossen handeln. Das ist nicht nur für jeden einzelnen Menschen wichtig, sondern für uns als Gesellschaft", schreiben sie.
Um das Problem anzugehen, fordern sie daher mehr Taten von Politik, Wissenschaft, Praxis, Medien und Gesellschaft.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- apotheken-umschau.de: "Mentale Gesundheit: Wissen erweitern, Kompetenzen steigern, Orientierung verbessern". (Stand: Dezember 2024)
- apotheken-umschau.de: "Psychische Gesundheitskompetenz in Deutschland". (Stand: Dezember 2024)
- neurologen-und-psychiater-im-netz.org: "Auswirkungen und Folgen einer Depression". (Abrufdatum: Dezember 2024)