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Sechs Formen von Depression: Forscher finden Ursachen und Therapien


Bessere Therapie möglich
Forscher entdecken sechs Formen von Depressionen


Aktualisiert am 25.06.2024Lesedauer: 3 Min.
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Depression: Die psychische Erkrankung zeigt sich bei Betroffenen in unterschiedlichen Hirnarealen.Vergrößern des Bildes
Depression: Die psychische Erkrankung zeigt sich bei Betroffenen in unterschiedlichen Hirnarealen. (Quelle: Dima Berlin/getty-images-bilder)

Depressionen können das Leben Betroffener stark beeinträchtigen. Eine aktuelle Studie hat nun sechs Unterarten identifiziert. Das könnte die gezielte Behandlung enorm verbessern.

Depressionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Schätzungsweise leidet jeder fünfte bis sechste Erwachsene in seinem Leben einmal an einer echten Depression. Das Problem: Die Behandlung von Depressionen ist oft schwierig. Viele Patienten müssen verschiedene Medikamente ausprobieren, bis sie die passende Therapie gefunden haben. Das kann jedoch Monate oder Jahre dauern. Zum Teil bleibt der Erfolg ganz aus.

Das könnte sich nun bessern. Denn Forschende von der Stanford University in den USA haben herausgefunden, dass es sechs verschiedene Arten von Depressionen gibt – mit sechs unterschiedlichen Ursachen. Das sei auch der Grund, warum nicht alle Patienten auf die gängigen Antidepressiva ansprechen, so die Autoren. Die Studie ist in der Fachzeitschrift "Nature Medicine" erschienen.

Mit den neuen Erkenntnissen wächst nun die Hoffnung, Betroffenen schneller und besser helfen zu können.

Unterschiede im Hirnscan erkennbar

Für ihre Studie haben die Forschenden die Gehirnaktivität von 801 Probanden, die unter Depressionen oder Angststörungen litten, mithilfe von Magnetresonanztomografie (MRT) gemessen. Anschließend haben sie die Ergebnisse mit den Gehirnscans von 137 gesunden Menschen verglichen. Dabei fokussierten sie sich auf jene Gehirnregionen, die früheren Studien zufolge mit diesen Erkrankungen in Verbindung stehen.

Die sechs Subtypen einer Depression

Zu sehen waren sechs unterschiedliche Aktivitätsmuster im Gehirn, die sich bei den Erkrankten durch verschiedene Symptome bemerkbar machen:

  1. Am häufigsten war der sogenannte Biotyp CA+. Bei ihm sind Gehirnbereiche für kognitive Kontrolle überaktiv. Dazu zählen viele Prozesse, die das eigene Verhalten steuern, etwa wie wir uns bewegen oder unsere Umwelt und Gefühle wahrnehmen. Die Probanden empfanden weniger Freude als andere Testpersonen. Außerdem waren sie ängstlicher.
  2. Ein Biotyp (DC+SC+AC+) zeigte erhöhte Aktivität in Gehirnbereichen für Aufmerksamkeit und Ruhe. Betroffene dieses Typs beschäftigen sich mehr damit, Probleme zu lösen.
  3. Beim Biotyp AC- wurde festgestellt, dass ein Gehirnbereich für Aufmerksamkeit weniger aktiv ist als bei gesunden Menschen. Betroffene litten deswegen seltener unter Anspannung als andere Biotypen.
  4. Betroffene des Biotyps NSA+PA+ zeigten überaktive Gehirnbereiche bei der Verarbeitung von Emotionen. Diese Testpersonen empfanden daher beispielsweise noch weniger Freude als andere und sie grübelten allgemein mehr.
  5. Ein seltener Biotyp (Typ: DXSXAXNXPXCX) zeigte keine auffälligen neurologischen Unterschiede im Vergleich zu Gesunden. Das weist den Studienautoren zufolge darauf hin, dass noch nicht alle Zusammenhänge bei Depressionen erforscht wurden. Sie vermuten biologische Auffälligkeiten dafür in anderen Hirnbereichen.
  6. Ein weiterer seltener Biotyp (Typ: NTCC-CA) zeigte spezifische Aktivitätsmuster, die aber nicht den typischen Mustern von Depressionen entsprechen. Sie neigen weniger dazu, in wiederkehrenden Grübeleien zu verharren. Auch das weist auf individuelle Unterschiede in der Gehirnaktivität von Depressiven hin.

Die passende Therapieform finden

Die Forscher stellten zudem fest, dass der therapeutische Erfolg je nach Biotyp variiert. Betroffene, bei denen bestimmte Gehirnareale aktiver sind, profitieren demnach eher von Verhaltens- und Gesprächstherapien sowie von bestimmten Medikamenten. Menschen, bei denen die Gehirnbereiche für Aufmerksamkeit weniger aktiv sind, sollten hingegen auf andere Therapieformen setzen.

Damit liefert die Studie einen Erklärungsansatz, warum bisherige Therapieformen so häufig unwirksam sind. So bringen bei etwa 30 bis 50 Prozent der Fälle weder Antidepressiva noch Psychotherapie eine Linderung.

Für Studienautorin Leanne Williams von der Stanford University sind die neuen Erkenntnisse ein großer Erfolg: "Dies ist das erste Mal, dass wir zeigen konnten, dass Depressionen durch verschiedene Funktionsstörungen des Gehirns erklärt werden können." Je nach Depressionsform und Biotyp ergeben sich aus den Gehirnscans nun unterschiedliche Therapieansätze. Damit eröffne die Studie erstmals eine personalisierte Medizin für die psychische Gesundheit, so das Team.

Bis es tatsächlich dazu kommt, bedarf es jedoch noch weiterer Forschung. Das Team der Stanford University will seine Studien in Zukunft mit einer größeren Testgruppe und zusätzlichen Behandlungsmethoden wiederholen. Dabei sollen auch neuartige Medikamente jenseits der üblichen Antidepressiva erforscht werden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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