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Energiekrise: Wer mit Holz heizt, zahlt bald noch mehr


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EU-Klimavorhaben
Wer mit Holz heizt, zahlt bald noch mehr


Aktualisiert am 20.11.2022Lesedauer: 4 Min.
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Ein Stapel Feuerholz (Symbolbild): Holz ist 2022 deutlich teurer als im Vorjahr. (Quelle: IMAGO)
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Wer ohne Gas heizt, konnte sich nur kurz freuen. Denn auch Alternativen wie Holz sind teurer geworden. Und ein Vorhaben aus Brüssel dürfte die Preise weiter antreiben.

Temperaturen um den Gefrierpunkt, Nieselregen, mancherorts sogar Schnee: Nach überdurchschnittlich warmen Wochen macht sich erstmals der Winter bemerkbar. Und da kommt die Frage auf: Wie teuer wird es, wenn ich jetzt die Heizung aufdrehe?

Während die Bundesregierung Gas- und Fernwärmekunden entlasten will und zusätzlich eine Strompreisbremse greifen soll, müssen sich jene, die mit Holz heizen, auf deutlich steigende Kosten einstellen. Denn nachdem die Preise für Scheite und Pellets bereits stark angezogen hatten, zeichnet sich nun eine weitere Verteuerung ab.

Darauf jedenfalls weist jetzt Max von Elverfeldt, Vorsitzender des Verbands Familienbetriebe Land und Forst (FABLF), hin. "Brennholz wird zum Luxusgut", sagt er. Seine Befürchtung: Eine neue Richtlinie zum Klimaschutz auf europäischer Ebene dürfte die Preise weiter in die Höhe treiben. "Der 'EU Green Deal' wird Heizen in Zukunft massiv verteuern", so der Verbandschef. "Wer auf Kaminöfen setzt, wird bestraft."

EU begrenzt Flächennutzung

Eine Tonne Holzpellets kostet laut dem Vergleichsportal "Heizpellets24" momentan rund 550 Euro. Das ist zwar deutlich weniger als noch im August, als für dieselbe Menge knapp 800 Euro fällig wurden.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat November 2021 jedoch ist der Holzpreis immer noch doppelt so hoch, damals kosteten die Pellets lediglich 250 Euro. Ein Musterhaushalt, der jährlich rund drei Tonnen Holzpellets benötigt, und tatsächlich erst jetzt, nach Beginn der Heizperiode, einkauft, muss also bis zu 1.000 Euro mehr ausgeben.

Springen die Preise mit dem "Green Deal" aus Brüssel nun abermals nach oben? Fest steht: Mit dem Vorhaben will die Europäische Union ihre Netto-CO2-Emissionen bis 2050 auf null reduzieren. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte es Ende 2019 vorgestellt. Seitdem wurden bereits einige Teile beschlossen, andere wurden auf den Weg gebracht – darunter auch die sogenannte EU-Biodiversitätsstrategie.

Die wiederum sieht vor, bis 2030 zehn Prozent der Landflächen Europas besonders streng zu schützen und jegliche wirtschaftliche Nutzung auf ihnen zu untersagen. Auch die Forstwirtschaft wäre dort nicht möglich. Elverfeldt befürchtet, dass dadurch das Angebot an Brennholz und Pellets deutlich sinken wird und die Preise weiter steigen könnten.

Jeder Sechste heizt mit Holz

Das wären schlechte Nachrichten für alle, die mit Holz heizen – und das sind gar nicht so wenige. Laut einer repräsentativen Insa-Umfrage im Auftrag des Holzverbandes FABLF heizt jeder sechste Deutsche mit Holz oder Holzprodukten (15 Prozent). Dabei wird auf dem Land häufiger als in der Stadt auf Holz gesetzt (17 Prozent im Vergleich zu 6 Prozent). Und Hauseigentümer (32 Prozent) heizen häufiger mit diesem Brennstoff als Hausmieter (13 Prozent).

Holz als Brennstoff ist bei den Deutschen demnach beliebt – auch bei jenen, die es gar als Energiequelle nutzen. Fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) ist der Meinung, dass Holz und Holzprodukte "wegen der gestiegenen Energiepreise auch in Zukunft als alternative Energiequelle genutzt werden" sollten. 28 Prozent sprachen sich dagegen aus, 24 Prozent antworteten "weiß nicht". Für die Umfrage wurden 1.004 Personen Ende Oktober online befragt.

Auffällig dabei: Gerade unter den Wählern der Grünen finden sich viele Holz-Fans. Hier ist sogar die Mehrheit (56 Prozent) dafür, dass Holz und Holzprodukte wegen der gestiegenen Energiepreise auch künftig als alternative Energiequellen genutzt werden sollten. Erst dahinter folgen Wähler der FDP (53 Prozent), SPD (47 Prozent), Union (45 Prozent), AfD (42 Prozent) und Linkspartei (33 Prozent).

Das steht im Gegensatz zu den Aussagen einiger Spitzenpolitiker der Öko-Partei. So sieht etwa Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) den Trend zu Pelletheizungen kritisch.

Im Sommer sagte er: "In der Klimakrise müssen wir schauen, wo wir mit dem geringsten Mitteleinsatz den maximalen Erfolg bekommen." Das sei bei Holz nicht das Verheizen, stattdessen sollte Holz lieber langfristig zum Beispiel für den Möbelbau genutzt werden.

Elverfeldt: Weihnachtsbäume müssten deutlich teurer sein

Ein kurioser Nebeneffekt der möglichen weiteren Preissteigerungen durch den "Green Deal": Auch andere Holzprodukte dürften absehbar teurer werden – zum Beispiel Weihnachtsbäume.

Zwar bleiben die Preise in diesem Jahr wohl noch vergleichsweise stabil. So wird der laufende Meter nach Angaben des Bundesverbandes der Weihnachtsbaumerzeuger in diesem Jahr rund 24 Euro kosten, nachdem im vergangenen eine Spanne zwischen 21 und 27 Euro normal war.

In den kommenden Jahren jedoch dürfte sich das ändern – zu Recht, findet Holzlobbyist Elverfeldt: "Eigentlich müssten die Weihnachtsbäume mindestens das Doppelte kosten", sagt er. "Nur so könnte der wirtschaftliche Schaden, der den Waldbauern und Landwirten durch die Gesetzesvorhaben der EU droht, kompensiert werden."

Auch andere Faktoren dürften sich mittelfristig auf die Preise auswirken: steigende Lohn-, Transport- und Energiekosten. Zudem wird die Anzahl der Bäume knapper: Der Natur machen die hohen Temperaturen und trockenen Sommer zu schaffen, viele Bäume sind daher in diesem Jahr schon vertrocknet. Die Klimakrise verschärft dieses Problem zunehmend.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Pressemitteilung Familienbetriebe Land und Forst
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