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Uniper: Der unbekannte Gas-Riese


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Uniper im Rampenlicht
Der unbekannte Gasriese


Aktualisiert am 18.07.2022Lesedauer: 4 Min.
Ein Uniper-Mitarbeiter beim Erdgasspeicher Bierwang (Symbolbild): Das Unternehmen verhandelt mit der Bundesregierung über staatliche Hilfen.Vergrößern des Bildes
Ein Uniper-Mitarbeiter beim Erdgasspeicher Bierwang (Symbolbild): Das Unternehmen verhandelt mit der Bundesregierung über staatliche Hilfen. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)
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Die meisten dürften Uniper erst seit wenigen Tagen kennen. Was ist los bei dem strauchelnden Unternehmen, das im Zentrum der Gaskrise steht?

Kaum ein Unternehmen hält die Bundesregierung derzeit so auf Trab wie Uniper. Der Düsseldorfer Energiekonzern steht im Zentrum der Gaskrise: Angesichts der extrem gestiegenen Preise und der ausgesetzten Lieferungen aus Russland droht das Unternehmen pleitezugehen – was eine Kettenreaktion bei zahlreichen Versorgern in Gang setzen könnte.

Deshalb könnte jetzt der deutsche Staat bei Uniper einsteigen und das Unternehmen retten, ganz ähnlich wie einst bei der Commerzbank und bei der Lufthansa. Wie konnte es dazu kommen? Wie ließe sich eine Insolvenz womöglich noch abwenden? Und warum ist Uniper überhaupt so wichtig?

t-online beantwortet die wichtigsten Fragen im Krimi um den Gas-Riesen, den bislang kaum einer kannte.

Was für ein Unternehmen ist Uniper?

Uniper ist ein Energieunternehmen und Deutschlands größter Gashändler. Dass der Firmenname vielen Menschen dieser Tage zum ersten Mal begegnet, liegt auch daran, dass es den Konzern noch gar nicht so lange gibt.

Uniper ist erst 2016 aus einer Abspaltung vom Energiekonzern Eon entstanden: Während Eon sich damals voll auf das Geschäft mit erneuerbaren Energien und Stromnetzen fokussierte, ging das Geschäftsfeld fossile Energien, also Gas und Kohle, an Uniper.

Weltweit beschäftigt Uniper rund 11.500 Mitarbeiter, knapp 5.000 davon in Deutschland. Sitz des Konzerns ist Düsseldorf, Vorstandschef ist Klaus-Dieter Maubach.

Was genau macht Uniper?

Kern des Geschäfts von Uniper ist der Import und Handel mit Gas. Außerdem betreibt Uniper Gas- und Kohlekraftwerke, die das Unternehmen nach eigenen Angaben zu einem der größten Energieerzeuger der Welt machen.

Insgesamt produziert Uniper demnach rund 33 Gigawatt Strom pro Jahr, was in etwa der Leistung von 22 mittleren Atomkraftwerken entspricht. Der meiste Strom stammt dabei aus Gaskraftwerken (17 Gigawatt), gefolgt von Kohlekraftwerken (8,5 Gigawatt).

Vor allem aber verdient Uniper sein Geld damit, Gas aus dem Ausland zu importieren und hierzulande weiterzuverkaufen. Für den russischen Staatskonzern Gazprom war Uniper lange der größte Auslandskunde.

Warum ist Uniper so wichtig?

Weil Uniper in Deutschland viele Großkunden mit eingekauftem Gas beliefert, neben Industrieabnehmern sind darunter auch zahlreiche kommunale Stadtwerke. Millionen Haushalte in Deutschland sind damit indirekt von Uniper abhängig.

Kann der Konzern seinen Lieferverpflichtungen nicht nachkommen und geht deshalb womöglich sogar pleite, schlägt das über die kleineren Energieversorger sehr schnell auf die Endverbraucher durch. Schlimmstenfalls würde eine Kettenreaktion ausgelöst, und dann könnten auch die Versorger Zahlungs- und Lieferschwierigkeiten bekommen.

Wieso ist Uniper jetzt in Schieflage geraten?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Der wichtigste sind die derzeit stark gestiegenen Preise für Gas, die Uniper große Probleme bereiten. Denn mit seinen Kunden hat Uniper langfristige Lieferverträge abgeschlossen – und zwar weit im Voraus des russischen Überfalls auf die Ukraine.

Seitdem aber haben sich die Preise für Gas mehr als verdoppelt. Das heißt, Uniper muss an den Gasbörsen deutlich mehr für den Einkauf von Gas ausgeben, als es durch den Verkauf erzielen kann. Das gilt umso mehr, seitdem Russland deutlich weniger Gas nach Europa liefert, derzeit sogar gar keines durch die Pipeline Nord Stream 1 fließt.

Die Folge: Uniper muss sich andernorts für noch mehr Geld mit Gas eindecken und hat jüngst sogar seine eigenen Gasreserven angezapft. Laut Konzernchef Maubach verliert das Unternehmen deshalb einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag – pro Tag.

Entsprechend ernst ist die Lage. Der Betriebsratschef von Uniper, Harald Seegatz, warnte am vergangenen Freitag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg vor einer nahenden Pleite: "Es ist klar, dass Uniper nicht wochenlang warten kann, sondern in wenigen Tagen Hilfe braucht."

Wie ließe sich eine Pleite verhindern?

An einer Antwort auf diese Frage tüfteln derzeit eine ganze Reihe von Managern, Experten und Beamten. Fest steht: Ohne Hilfe vom Staat wird es wohl kaum gehen.

Am Montag hat Uniper gemeldet, einen Kredit in Höhe von 2 Milliarden Euro von der staatlichen Förderbank KfW in Anspruch zu nehmen. Bereits eine Woche zuvor hatte der Konzern einen Hilferuf an die Bundesregierung geschickt und um "staatliche Stabilisierungsmaßnahmen" gebeten.

Gemeint sein könnte damit etwa, dass der Bund bei Uniper als Eigentümer einsteigt und mit viel Geld die Pleite abwendet. Auf diese Weise hatte die Bundesregierung etwa während der Finanzkrise die Commerzbank vor dem drohenden Aus bewahrt sowie während der Corona-Pandemie die damals strauchelnde Lufthansa wieder stabilisiert.

Dass es zu diesem Schritt kommt, ist aber noch nicht ausgemacht. Denn Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will verhindern, dass durch einen staatlichen Einstieg bei Uniper allein der deutsche Steuerzahler für die Rettung des Unternehmens aufkäme – und der finnische Haupteigentümer Fortum sowie die übrigen Uniper-Aktionäre fein raus wären.

Fuest schlägt Insolvenz für eine Sekunde vor

Eine Lösung für dieses Dilemma schlug unlängst der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, vor: Uniper könnte, so Fuest, für eine "symbolische Sekunde" insolvent gehen, um so auf dem Papier zu garantieren, dass zunächst die Eigentümer für entstandene Schäden aufkommen. Der Staat würde dann erst kurz darauf bei Uniper einsteigen, der Steuerzahler würde weniger stark belastet.

Fortum, der an Uniper 78 Prozent hält, und seinerseits zur Hälfte dem finnischen Staat gehört, schlägt dagegen vor, das Düsseldorfer Unternehmen in verschiedene Teile zu zerschlagen. Diesem Plan zufolge könnten das Geschäft rund um Kohle, Gas und den Gas-Import in der Bundesrepublik an den Staat fallen.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa-AFX und Reuters
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