Sorge vor Insolvenzen Stadtwerke rechnen mit deutlich steigenden Strompreisen
Die kommunalen Unternehmen rechnen mit einem drastischen Anstieg der Strompreise. Beim Gas müssen einige Stadtwerke bereits doppelt so viel berechnen wie bisher.
Deutschlands Stadtwerke rechnen nach Angaben des Verbandes VKU im kommenden Jahr mit erheblich höheren Strompreisen. Bisher seien diese zwar geringer gestiegen als die Gaspreise, etwa weil die EEG-Umlage weggefallen sei. Aber auch beim Strom seien weitere Steigerungen zu erwarten, sagte ein Sprecher des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Nachdem die Preise bisher um eher 10 Prozent gestiegen seien, werde für das kommende Jahr tendenziell eine Zunahme um die 60 Prozent erwartet.
Beim Gas müssten Endkunden der Stadtwerke derzeit häufig zwischen 30 und 60 Prozent mehr zahlen als vor dem Ukraine-Krieg. Es gebe aber auch Stadtwerke, die ihre Preise mehr als verdoppeln müssten, teils auch mehr. Die jüngsten Gaspreissenkungen im Großhandel sind aus Sicht der kommunalen Unternehmen noch kein Grund zur Entwarnung.
Umfrage: Deutsche rechnen mit Bezahlproblemen
Der Verband hatte am Mittwoch angesichts der explodierenden Kosten für Strom und Gas vor einer breiten Zahlungsunfähigkeit der Kunden und Insolvenzen in den eigenen Reihen gewarnt. "Die Zahlungsausfälle waren bislang deutlich unter einem Prozent des Umsatzes aus gelieferten Mengen, das ist verkraftbar", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Ingbert Liebing, der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview. "Aber wenn wir auf fünf bis zehn Prozent kämen oder gar 15 oder 20 drohen, dann kann das für die Stadtwerke bedrohlich werden."
Mehr als jeder dritte Deutsche rechnet einer Umfrage zufolge mit Bezahlproblemen bei Energierechnungen im kommenden Winter. Fast 40 Prozent der Befragten gehen davon aus, ihren Strom und Gas nicht oder nur mit erheblichen Schwierigkeiten bezahlen zu können, wie am Donnerstag aus dem "Deutschlandtrend" der ARD hervorging.
Schwesig fordert Energepreisdeckel
Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), hat einen Energiepreisdeckel gefordert. "Ich finde, man kann viele Modelle diskutieren, aber ich glaube, dass das jetzt nicht noch mehrere Wochen gut geht", sagte Schwesig am Donnerstagabend in der ZDF-Talksendung "Maybrit Illner". Den Unternehmen und Bürgern stehe das "Wasser bis zum Hals". Lesen Sie hier mehr dazu.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich optimistisch gezeigt, dass die Energiepreise in Deutschland absehbar sinken. Eine Expertenkommission soll bis Oktober Vorschläge zu den Kosten für Wärme und zum Gaspreis machen, wie Scholz nach dem zweiten Treffen der konzertierten Aktion mit Gewerkschaften und Arbeitgebern am Donnerstag in Berlin ankündigte. Als "schnell umsetzbar" stufte Scholz die von der Koalition bereits geplante Strompreisbremse ein.
- Nachrichtenagentur dpa