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Dividende an der Börse: Hohe Renditen bei Aktien können problematisch sein


Vorsicht Dividendenfalle
Wann hohe Ausschüttungen trügerisch sein können


Aktualisiert am 16.09.2024Lesedauer: 5 Min.
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Logo von VW: Der Volkswagen-Konzern steckt in der Krise. Aufgrund des niedrigen Aktienkurses ist die Dividendenrendite derzeit sehr hoch. (Quelle: Michael Kappeler/dpa/dpa-bilder)

Hohe Dividenden sind für Aktionäre verlockend – denn sie müssen nur auf die Auszahlung warten. Doch die Ausschüttungen bergen Risiken. Warum Experten zur Vorsicht mahnen.

Die Dividendenrendite der Volkswagen-Aktie beträgt knapp neun Prozent, das heißt für jede Aktie erhalten Anleger bei einem Kaufpreis von rund 92 Euro je Aktie eine Dividende von 8,33 Euro. Wer 20 VW-Aktien im Gesamtwert von 1.840 Euro kauft (Stand: 13. September 2024), erhält pro Jahr eine Dividende von 166,60 Euro.

Nicht nur Volkswagen bietet seinen Aktionären eine hohe Dividende, sondern auch BMW (7,9 Prozent), Hamborner Reit (6,79 Prozent), Freenet (6,85 Prozent), RTL Group (6,69 Prozent) oder Evonik (5,93 Prozent).

Ist eine hohe Dividende ein Qualitätsmerkmal, um Aktien solcher Unternehmen zu kaufen? Oder ist es ein Warnsignal, wenn Aktiengesellschaften sehr hohe Dividenden ausschütten?

Dividenden-Strategie macht sich bezahlt

Grundsätzlich spricht nichts gegen die Auszahlung einer hohen Dividende. Auch Anleger, die eine langfristige Dividendenstrategie verfolgen, sehen zuverlässige Dividendenzahlungen von Unternehmen positiv, da sie damit ein regelmäßiges Zusatzeinkommen generieren können.

Wer über einen langen Zeitraum 100.000 Euro in zuverlässige Dividendenzahler mit einer durchschnittlichen Dividendenrendite von 3,5 Prozent investiert, erhält jährlich 3.500 Euro. Erhöhen diese Unternehmen ihre Dividenden jährlich im Schnitt um 0,25 Prozentpunkte, landen im darauffolgenden Jahr bereits 3.750 Euro und im Jahr danach 4.000 Euro auf dem Verrechnungskonto. Zu den Unternehmen, die ihre Dividenden teilweise um mehr als 0,25 Prozent erhöhen, gehören beispielsweise Procter & Gamble, PepsiCo und Colgate-Palmolive.

Nach 20 Jahren könnte die Dividendenrendite mit einer angenommenen Erhöhung um einen Viertelprozentpunkt pro Jahr bis auf 8,5 Prozent anwachsen und zu einer jährlichen Ausschüttung von 8.500 Euro führen. Wer bis zur Rente eine langfristige Dividendenstrategie verfolgt, kann sich damit ein beträchtliches Zusatzeinkommen aufbauen.

Aber was ist mit den Aktienkursen der Unternehmen? Steigen sie, stagnieren sie oder sinken sie sogar im selben Zeitraum? Im schlimmsten Fall könnten sie im gleichen Maße fallen, wie die Dividendenrendite steigt – und kein positiver Effekt bliebe übrig.

Alarmsignal bei zu hohen Dividenden

Deshalb sollten Anleger bei zu hohen Dividendenrenditen prüfen, ob das Unternehmen sich eine Gewinnausschüttung in dieser Höhe leisten kann. Sehr hohe Ausschüttungen können problematisch sein. Zum einen dann, wenn das Unternehmen das Geld nicht verdient hat, sondern aus seiner Substanz heraus bezahlt.

Zum anderen besteht die Gefahr, dass die finanzielle Flexibilität des Unternehmens eingeschränkt ist und dem Unternehmen erforderliche Investitionen in die Entwicklung neuer Produkte fehlen oder die Expansion gefährdet ist. Experten empfehlen deshalb, die Dividendenpolitik im Kontext der Gesamtsituation des Unternehmens zu betrachten.

Hohe Dividende gleich schlechte Performance?

Dividendenjäger, die ausschließlich auf die Ausschüttung einer Aktie blicken, übersehen oft die anderen Kennzahlen des Unternehmens wie Umsatz, Gewinn oder Schulden. Gerät ein Unternehmen aufgrund wirtschaftlicher Turbulenzen in die Krise, wird der Rotstift oftmals zuerst bei den Dividenden angesetzt.

Dividendenkürzungen führen in der Regel zu fallenden Aktienkursen, da viele Anleger und Investoren, die ausschließlich auf Dividenden setzen, ihre Aktien verkaufen, wenn die Dividende gekürzt oder ganz gestrichen wird. Fondsmanager, deren ETF-Strategie auf Dividenden ausgerichtet ist, sind sogar gezwungen, Aktien aus dem Portfolio zu werfen.

Beispiele für Unternehmen, die ihre Dividenden streichen oder kürzen mussten (Jahre in Klammern) und deren Kurse zugleich gesunken sind:

  • Intel (2024 Dividende gekürzt): Kursrückgang um etwa 40 Prozent
  • Walt Disney (2020–2022 Dividende gestrichen): Kursrückgang um etwa 60 Prozent
  • AT&T (ab 2022 Dividende halbiert): Kursrückgang um etwa 30 Prozent
  • Hochtief (2020–2021 Dividende gekürzt): Kursrückgang um etwa 60 Prozent
  • ING Groep (2020–2021 Dividende halbiert): Kursrückgang um etwa 20 Prozent
  • Dt. Pfandbriefbank (2019–2021 Dividende gestrichen): Kursrückgang um etwa 60 Prozent
  • Hugo Boss (2019–2021 Dividende gekürzt): Kursrückgang um etwa 70 Prozent

Dividenden-ETF kein gutes Beispiel

Am besten zeigt sich die schlechtere Kursentwicklung von Unternehmen mit hohen Dividenden am FTSE All-World High Dividend Yield ETF. Dieser Index besteht aus Aktien von großen und mittelgroßen Unternehmen in entwickelten und Schwellenmärkten, die in der Regel überdurchschnittliche Dividenden zahlen. Der ETF verwaltet ein Vermögen von mehr als vier Milliarden US-Dollar.

Ausgehend vom Tief im Dezember 2018 hat der Kurs des ETFs bis heute eine Performance von etwas mehr als 44 Prozent hingelegt. Im selben Zeitraum stiegen die Aktienkurse von Apple um mehr als 500 Prozent. Bei Alphabet (Google) sind es etwa 265 Prozent und die Amazon-Aktie ist um rund 190 Prozent gestiegen.

Auch die Kurse von deutschen Unternehmen wie Allianz (+52 Prozent), Telekom (+60 Prozent) oder Airbus (+60 Prozent) konnten den Dividenden-ETF trotz eigener Dividendenzahlungen schlagen.

Aufbau von Vermögen durch Anteile am Unternehmenswert

Selbst der S&P 500 konnte in diesem Zeitraum von 2018 bis 2024 um etwa 133 Prozent zulegen. Ändert man den Betrachtungszeitraum von fünf auf zehn Jahre, ergibt sich kein anderes Bild. Für Anleger, die zwar eine hohe Dividende kassieren, aber mit der Aktie kein Geld verdienen oder sogar Geld verlieren, weil der Kurs fällt, bringt der Verzicht auf die Dividende im Vergleich zu einem Kursgewinn von durchschnittlich zehn Prozent pro Jahr (wie beim S&P 500) sogar eine höhere Rendite.

Anleger sollten bedenken, dass die Investition in eine Aktie eine Beteiligung am Erfolg eines Unternehmens darstellt. In einem Fall kann dies durch Dividenden geschehen. Im anderen Fall geschieht dies durch einen steigenden Aktienkurs. Vermögensbildung erfolgt durch die Wertsteigerung des Unternehmens.

Das geht am besten, wenn Sie langfristig in Unternehmen investieren, die bereits in der Vergangenheit bewiesen haben, dass ihr Geschäftsmodell erfolgreich ist. Dabei spielt es keine Rolle, wie hoch oder wie tief die Kurse im nächsten Jahr stehen, sondern erst, wenn Sie in Rente gehen.

Wenn Sie Aktien von Unternehmen kaufen, die sowohl ihren Unternehmenswert steigern als auch ihre Ausschüttungen kontinuierlich erhöhen, erzielen Sie langfristig die höchsten (Dividenden-)Renditen.

Warren Buffett und die Coca-Cola-Aktie

Beispiel: Coca-Cola. Wer an der Börse von der Coca-Cola-Aktie spricht, erwähnt meist im gleichen Atemzug Warren Buffett. Buffett und seine Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway hält 400 Millionen Coca-Cola-Aktien und kassiert aktuell 736 Millionen Dollar Dividende – jedes Jahr. Für die Aktien hat er jedoch nicht 71 Dollar bezahlt, so viel wie eine Coca-Cola-Aktie aktuell kostet.

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Buffet hat 1988 mit dem Kauf von Coca-Cola-Aktien angefangen. Im Januar 1988 kostete eine Aktie ungefähr 2,45 Dollar. Bei einer Dividende von 1,84 Dollar (2024) und einem Kaufpreis von 2,45 Dollar pro Aktie (1988) beträgt die Dividendenrendite 75 Prozent. Dieser Wert ist vermutlich zu hoch angesetzt, da Buffett nicht auf einen Schlag 400 Millionen Aktien gekauft, sondern seine Position über die Jahre immer wieder aufgestockt hat.

Fazit

Anleger sollten nicht ausschließlich die Höhe der Dividendenrendite als Kaufkriterium einer Aktie betrachten. Eine hohe Dividende allein ist kein verlässlicher Indikator für die Qualität eines Unternehmens. Es sollten andere Faktoren wie Umsatz, Gewinn, Wachstumspotenzial, Marktposition und kontinuierlich steigende Ausschüttungen berücksichtigt werden.

Auch eine ausgewogene Mischung aus Unternehmen mit Dividendenzahlungen und Investitionen in Wachstumsaktien werden von Experten oft als optimal angesehen.

Verwendete Quellen
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