Gefährdete Lieferketten Ifo sieht "Handlungsbedarf bei neun Mineralien"
Krisen zeigen, wie gefährlich es ist, von einzelnen Lieferländern abhängig zu sein. In Deutschland trifft das nicht nur auf Gas, sondern auch auf wichtige Mineralien zu.
Batterien, Robotik, erneuerbare Energien: Bei vielen Schlüsseltechnologien ist Deutschland einer Studie zufolge von importierten Rohstoffen abhängig – oftmals von einzelnen Lieferländern wie China. "Dringender Handlungsbedarf für krisensichere Lieferketten besteht bei neun kritischen Mineralien", schlussfolgerte die Leiterin des Ifo Zentrums für Außenwirtschaft, Lisandra Flach, aus der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung ihres Wirtschaftsforschungsinstituts.
Dies seien Kobalt, Bor, Silizium, Grafit, Magnesium, Lithium, Niob, Seltene Erden und Titan. "Hier sind mehr Bezugsquellen nötig, um die Lieferketten widerstandsfähiger zu machen", sagte die Expertin. Lieferkettenstörungen sind der Studie zufolge bei den genannten Rohstoffen besonders problematisch. Der Grund: Alternative Quellen könnten nur langfristig erschlossen werden.
Dies sei eine Lektion der jüngsten Versorgungsnotlagen im Zuge der Corona-Pandemie und Krisen wie dem Ukraine-Krieg. Bei sieben der neun besonders kritischen Rohstoffe ist den Angaben zufolge China einer der größten Anbieter am Weltmarkt – teilweise in marktdominierender Position.
Widerstandsfähigere Lieferketten nötig
Dies spreche für eine schnelle Verstärkung bereits bestehender Handelsbeziehungen zu anderen Ländern, darunter Thailand und Vietnam für die Seltenen Erden, aber auch Argentinien, Brasilien, USA und Australien für andere kritische Rohstoffe. Bei der Mehrheit der in der Studie untersuchten 23 kritischen Rohstoffe seien Maßnahmen für widerstandsfähigere Lieferketten nötig, sagte Außenhandelsexpertin Flach.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sieht Potenzial in einer besseren EU-weiten Abstimmung sowohl bei Strategien für eine bessere Rohstoffverteilung innerhalb der EU als auch in der gemeinsamen Handelspolitik nach außen. "Viele EU-Mitglieder verfügen über Potenziale bei kritischen Rohstoffen", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. "Hier muss die Erschließung und Verarbeitung von Rohstoffen innerhalb der EU verstärkt ausgebaut werden."
Zusätzlich müsse die EU rasch mit Handels- und Investitionsabkommen den Unternehmen dabei helfen, weltweit neue und nachhaltige Rohstoffquellen zu erschließen. Gerade die Abkommen mit den Mercosur-Ländern Südamerikas, aber auch Indonesien und Indien seien hierfür relevant und sollten rasch abgeschlossen werden.
- Nachrichtenagentur Reuters