"Völlig aus der Zeit gefallen" Lindners Tankrabatt fällt bei führenden Ökonomen durch
Um Autofahrer zu entlasten, schlägt der Finanzminister einen Zuschuss für Diesel und Benzin vor. Gleich mehrere Wissenschaftler halten die Idee jedoch für kontraproduktiv. Besser geeignet sei ein Vorschlag der Grünen.
Führende Ökonomen haben den von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) geplanten Tank-Zuschuss zur Entlastung der Autofahrer von hohen Spritpreisen kritisiert. "Entlastungen sollten nicht mit der Gießkanne erfolgen, sondern gezielt. Deshalb denke ich, dass der Tankrabatt nicht das richtige Instrument ist", sagte Clemens Fuest, Präsident des Münchner Ifo-Instituts, der "Rheinischen Post".
Die "Wirtschaftsweise" Veronika Grimm betonte: "Die Diskussion um Tankrabatte ist völlig aus der Zeit gefallen. Wir müssen die unteren und mittleren Einkommen entlasten. Tankrabatte entlasten aber Gutverdienende stärker, weil diese mehr Autos besitzen und weitere Strecken fahren."
Tankrabatt "konterkariert den Klimaschutz"
"Bei Haushalten mit hohen Einkommen ist der Anteil der Ausgaben für Benzin besonders hoch, die Benzinpreissenkung ist also tendenziell eine Umverteilung von unten nach oben", sagte Ifo-Chef Fuest weiter. Gezielte Hilfen habe die Bundesregierung bereits beschlossen, etwa Hilfen für Fernpendler oder Heizkostenzuschüsse.
Grimm, Mitglied im Wirtschafts-Sachverständigenrat der Bundesregierung, sagte, Tankrabatte vergünstigten fossile Energieträger. "Das konterkariert den Klimaschutz und verschärft die Herausforderungen bei einem möglichen Lieferstopp von russischem Gas massiv. Wir brauchen den dämpfenden Effekt hoher Preise auf die Nachfrage, um im Falle der Knappheit fossiler Energieträger nicht vor noch größeren Herausforderungen zu stehen als ohnehin schon."
Diese Entlastungen eignen sich besser
Entlastungen müssten zielgerichtet sein, sagte Grimm. "Denkbar wäre ein Energiegeld, das die Empfänger als Einkommen deklarieren müssen. Dann wird es von Beziehern hoher Einkommen in größerem Umfang wieder zurückgezahlt. Auch Energieeffizienzprogramme könnten helfen."
Lindner hatte den befristeten staatlichen Tank-Zuschuss ins Spiel gebracht. Er will den Spritpreis damit auf unter zwei Euro pro Liter Diesel oder Benzin drücken. Die konkrete Ausgestaltung ist offen. Das von den Grünen geforderte Energiegeld hält er dagegen für ungeeignet.
- Nachrichtenagentur dpa-AFX