Bahnstreik GDL und Deutsche Bahn einigen sich im Tarifkonflikt
Bahnreisende können erst einmal aufatmen. Die Lokführergewerkschaft GDL und der Bahnkonzern haben eine Einigung im Tarifkonflikt erzielt.
Die Lokführergewerkschaft GDL und die Deutsche Bahn haben in ihrem festgefahrenen Tarifkonflikt überraschend eine Einigung erzielt. Das teilten beide Seiten am Donnerstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Bahn und GDL in Berlin mit.
Es gibt eine Lohnerhöhung von 3,3 Prozent in zwei Stufen bei einer Laufzeit von 32 Monaten. Zudem soll es eine Corona-Prämie von bis zu 600 Euro noch in diesem Jahr geben, im kommenden Jahr kommen weitere 400 Euro dazu. In dem Tarifkonflikt hatten zuletzt auch die Ministerpräsidenten von Niedersachsen und Schleswig-Holstein, Stephan Weil (SPD) und Daniel Günther (CDU) vermittelt.
Die GDL willigte demnach in die geplante Umstrukturierung der betrieblichen Altersvorsorge ein; das bisherige System der Zusatzrente werde ab 2022 nur für Bestands-Mitarbeiter fortgesetzt, hieß es. Erstmals schließt die GDL neben dem Zugpersonal auch Tarifverträge für Mitarbeitende in Werkstätten und in der Verwaltung, jedoch nicht für die Infrastruktur.
Weselsky: "Es ging um Freiheitsrechte"
Geeinigt haben sich beide Seiten demnach auch auf ein Verfahren, mit dem festgestellt wird, welche Gewerkschaft in den jeweiligen Bahnbetrieben die Mehrheit hat. Davon hängt nach dem Tarifeinheitsgesetz ab, welcher Tarifvertrag angewandt wird. Die GDL hat in 16 der rund 300 Bahn-Betriebe die Mehrheit, in 71 Betrieben muss es noch festgestellt werden.
Günther sprach von einer guten Nachricht für alle Kundinnen und Kunden der Bahn. "Am Ende steht jetzt ein Ergebnis, das von allen Beteiligten getragen wird." Weil sagte, die Beteiligung von Außenstehenden sei angesichts der zunächst recht verfahrenen Situation wohl nützlich gewesen.
"Es ging um Freiheitsrechte", sagte GDL-Chef Weselsky auf einer Pressekonferenz in Berlin mit Verweis auf das im Grundgesetz festgeschriebene Streikrecht.
GDL-Konkurrent will nachverhandeln
Nach drei Streiks drohen damit vorerst keine weiteren Arbeitskämpfe der Lokführer mehr. Allerdings kündigte die größere Bahn-Gewerkschaft EVG am Donnerstag an, dem Unternehmen nun ihrerseits einen Forderungskatalog vorzulegen.
"Wir bereiten uns auf Verhandlungen vor, aber auch auf Maßnahmen bis hin zum Arbeitskampf", sagte Klaus-Dieter Hommel, der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) der Deutschen Presse-Agentur. Das geschehe aber in Ruhe und ohne Hektik. "Wenn es einen Abschluss mit der GDL gibt, nehmen wir ihn zur Kenntnis und werden ihn bewerten." Die Bahn kündigte derweil an, auf die EVG zuzugehen.
In den vergangenen Tagen hätten "intensive Gespräche stattgefunden", um in der Tarifrunde gemeinsame Lösungen zu finden, teilten GDL und Bahn mit. Nach mehreren Streikrunden hatte die Bahn am Wochenende ein neues Angebot vorgelegt, das die Gewerkschaft in den Tagen danach prüfte. In dem Tarifstreit geht es neben Lohnfragen auch um den Status der GDL in dem Unternehmen.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagenturen Reuters, AFP und dpa