Laut Vergleichsportal Strompreise steigen so hoch wie noch nie
Strom ist aktuell so teuer wie nie zuvor. Das hat aber weniger mit gestiegenen Abgaben an den Staat zu tun. Vielmehr haben die Großhandelspreise für Strom deutlich zugelegt.
Die Strompreise in Deutschland sind auf ein neues Rekordhoch geklettert. Eine Kilowattstunde Strom kostet private Haushalte durchschnittlich 30,4 Cent – so viel wie noch nie. Das zeigt eine Analyse des Vergleichsportals Verivox, die t-online vorliegt. Zuvor hatte der "Spiegel" darüber berichtet.
Vor einem Jahr lagen die Kosten noch bei 28,75 Cent pro Kilowattstunde, ein Anstieg von 5,7 Prozent also. In den vergangenen zehn Jahren hat der Strompreis um ein Viertel zugelegt, seit der Jahrtausendwende müssen Verbraucher mehr als das Doppelte für Strom ausgeben.
EEG-Umlage verteuert Strom
"Der starke Strompreisanstieg der letzten 20 Jahre geht vor allem auf stetig steigende Steuern, Abgaben und Umlagen in diesem Zeitraum zurück", sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. "Solange der Gesetzgeber hier nicht nachjustiert, werden Haushalte auch in Zukunft nicht nachhaltig beim Strom entlastet."
Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sieht das Problem. "Die Strompreise dürfen nicht explodieren", sagte er jüngst im Interview mit t-online. "Wenn wir die erneuerbaren Energien ausbauen, müssen wir parallel die EEG-Umlage abschaffen – und zwar spätestens bis 2025."
Die EEG-Umlage, auch Ökostromumlage, soll den Ausbau der erneuerbaren Energien querfinanzieren. Mehr dazu lesen Sie hier. Wahrscheinlich ist, dass sie aber bald abgeschafft wird, einen breiten politischen Konsens gibt es jedenfalls für eine Abkehr von der EEG-Umlage.
Darum steigen die Strompreise im Großhandel
Für den aktuellen Preisanstieg käme das ohnehin zu spät. Denn der beruht nicht auf den gestiegenen staatlichen Umlagen und Abgaben. Hauptursache ist hier die Entwicklung bei den Großhandelspreisen. Diese sind im Jahresverlauf deutlich gestiegen und liegen derzeit so hoch wie zuletzt im März 2013.
Während der Durchschnittspreis an der Leipziger Strombörse EEX im Januar 2021 noch bei 45,29 Euro pro Megawattstunde lag, waren es im Juli schon 50,81 Euro. Die Kosten der Versorger haben seit Jahresbeginn also um 12 Prozent angezogen.
"Die Preise, die Kraftwerksbetreiber für Verschmutzungsrechte zahlen müssen, sind zuletzt deutlich gestiegen; seit Jahresbeginn um rund 60 Prozent. Darüber hinaus belasten höhere Brennstoffkosten die Großhandelspreise. Dieser Anstieg wird nach und nach an die Verbraucher weitergegeben", sagt Storck.
Anbieterwechsel kann sich lohnen
Verbraucher können den Preisanstieg bremsen, indem sie sich um günstigeren Strom kümmern. Zwar spüren auch alternative Stromanbieter den höheren Kostendruck, ein Wechsel kann dennoch lohnen.
Wer noch nie den Anbieter gewechselt hat und das günstigste Angebot wählt, spart mit einem Wechsel durchschnittlich 277 Euro pro Jahr ein, wie Verivox weiter mitteilt.
- Eigene Recherche
- Aktuelle Auswertung von Verivox
- Statement von Thorsten Storck
- Der Spiegel: "Strom und Gas werden immer teurer – bald auch für Endverbraucher"