Stillstand auf der Schiene Fast jeder dritte Deutsche hat Verständnis für den Bahnstreik
Drei Viertel aller Fernverkehrszüge fallen wegen des Streiks der GDL aus
Der Verkehr in Deutschland tröpfelt auf den Schienen nur noch – wer in diesen Tagen auf die Deutsche Bahn angewiesen ist, braucht Glück und Geduld. Denn: Seit Mittwoch, 2 Uhr, bestreikt die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) den Personenverkehr, auch den gesamten Donnerstag fallen nach Schätzungen der DB im Fernverkehr drei von vier Zügen aus. Der Osten Deutschlands ist dabei heftiger betroffen als der Westen des Landes.
Als Folge des Streiks sammelten sich am Mittwoch bereits hunderte bis tausende gestrandete Reisende an den Verkehrsachsen in Deutschland – und nicht jeder Deutsche steht dabei hinter den Lokführern.
Wie eine aktuelle, repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für t-online zeigt, gaben 60 Prozent der Befragten an, kein Verständnis für die Bahnstreiks zu haben. 46 Prozent sind dabei ganz deutlich: Sie haben auf keinen Fall Verständnis. Aber: Mit 31 Prozent stärkt auch fast jeder dritte Befragte den streikenden GDL-Mitgliedern den Rücken. Acht Prozent der Befragten waren noch unentschlossen.
Je älter die Befragten, desto negativer standen sie dem Arbeitskampf gegenüber. Während bei den 18- bis 29-Jährigen noch 43 Prozent Verständnis für die Lokführer hatten, waren es bei den über 65-Jährigen nur noch 25 Prozent.
Das fordert die Gewerkschaft
Die Gewerkschaft GDL fordert eine Einkommenserhöhung um 1,4 Prozent in 2021 und 1,8 Prozent in 2022. Der Tarif solle dabei über 28 Monate laufen und die GDL möchte für jedes Mitglied einen Corona-Bonus von 600 Euro. Das jüngste Angebot der Bahn sieht eine Lohnsteigerung von 1,5 Prozent zum 1. Januar 2022 vor und 1,7 Prozent zum 1. März 2023 mit einer Laufzeit von 40 Monaten.
Claus Weselsky, Vorsitzender der GDL, gab gegenüber t-online im Interview an, dass die aktuellen Streiks erst der Anfang sein könnten: "Natürlich kann es weitere und längere Streiks geben. Klar ist: Kommt die Bahn uns nicht entgegen, haben wir kein anderes Instrument als weitere Arbeitskämpfe."
Vertreter der deutschen Wirtschaft warnen vor schwerwiegenden Folgen wegen des Streiks der Lokführergewerkschaft GDL. "Es ist jetzt nicht die Zeit für Streiks zu Lasten von Betrieben und Bürgern", sagte Markus Jerger, Geschäftsführer des Bundesverbandes Mittelständische Wirtschaft (BVMW) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Donnerstag.
- Eigene Recherche
- Civey-Umfrage im Auftrag von t-online
- Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters