Lokführer streiken ab morgen Drei Viertel der Fernzüge fallen aus
Reisende müssen sich bis Freitag auf starke Einschränkungen im Bahnverkehr einstellen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokführer will im Personenverkehr ab Mittwochfrüh bundesweit streiken.
Die Mitglieder der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer haben mit großer Mehrheit für einen Streik gestimmt. Ab Dienstagabend wird bundesweit der Güterverkehr bestreikt, schon am Mittwochmorgen, ab 2 Uhr, der Personenverkehr. Andauern sollen die Streiks 48 Stunden bis Freitagfrüh, 2 Uhr.
Das hat massive Folgen: Die Bahn geht davon aus, dass ab Mittwoch, 2 Uhr, bundesweit nur noch 25 Prozent der Züge im Fernverkehr fahren. Die Bahn arbeitet aktuell an einem Ersatzfahrplan. Auch beim Nahverkehr rechnet die Bahn mit Einschränkungen.
- Kommentar: "Dieser Bahnstreik ist eine Frechheit"
"Die GDL wird in diese Arbeitskampfmaßnahmen gezwungen. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst", sagt der GDL-Chef bei einer Pressekonferenz am Dienstag. "Es braucht für eine solche Auseinandersetzung immer zwei", betont Weselsky und verweist auf die Wettbewerbsunternehmen der Bahn, die laut Weselsky "vernünftige Tarifabschlüsse" auch in Zeiten von Corona vereinbart hätten.
Zu weiteren Streiks äußerte sich Weselsky nicht, machte aber deutlich, welches Ausmaß der Konflikt annehmen könnte. Auf die Frage, wie lange die Gewerkschaft über die Streikkassen eine Niederlegung der Arbeit finanzieren könnte, sagte Weselsky: "Die Gerüchte über leere Streikkassen sind ein Running-Gag. Wir haben lange, lange Zeit."
Weselsky: Bahn in "Grund und Boden" gefahren
Wie stark die Einschränkungen im Nah- und Fernverkehr werden, ist im Detail noch offen, da nicht klar ist, wie viele der GDL-Lokführer tatsächlich an den Streiks teilnehmen werden. Zudem gibt es auch noch eine kleinere Zahl an Lokführern, die in der anderen Bahn-Gewerkschaft EVG organisiert sind – und nicht bei den Streiks mitmachen können.
Der Deutsche-Bahn-Konzern habe das Eisenbahnsystem in "Grund und Boden" gefahren, kritisiert Weselsky und sieht die DB in der Verantwortung.
Die GDL will 1,4 Prozent Lohnerhöhung und eine Corona-Prämie von 600 Euro für das Jahr 2021 sowie eine Erhöhung um 1,8 Prozent für das Jahr 2022 erreichen. In dem Tarifkonflikt hatte die Bahn der Gewerkschaft zuletzt eine Lohnerhöhung von 3,2 Prozent in zwei Schritten und weitere Leistungen etwa bei Altersvorsorge sowie einen Kündigungsschutz angeboten.
"Verhandlungsweg gescheitert"
Auseinander liegen die Tarifparteien allerdings bei der Laufzeit und beim Zeitpunkt, ab wann die Lohnerhöhungen gelten – die Bahn will 1,5 Prozent mehr ab Januar 2022 zahlen, weitere 1,7 Prozent mehr ab März 2023. Laufen soll dieser Tarifvertrag bis Ende Juni 2024.
Die Fronten sind mehr als verhärtet, macht Weselsky deutlich: "Der Verhandlungsweg ist gescheitert, jetzt kommen Arbeitskampfmaßnahmen."
Die Bahn hatte am Montag bekräftigt, der Konzern sei "jederzeit und überall verhandlungsbereit". Es lägen für die Forderungen der GDL Lösungsvorschläge vor. Streiks in der jetzigen Zeit würden die Kundinnen und Kunden und Zehntausende Beschäftigte der Bahn hingegen "wie ein Schlag ins Gesicht treffen".
Der Streik dürfte derweil schwere wirtschaftliche Folgen haben. Laut einer Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, belaufen sich die täglichen Schäden für vom Streik betroffene Unternehmen auf rund 100 Millionen Euro pro Tag.
- Nachrichtenagentur AFP und Reuters
- Pressekonferenz der GDL
- Pressekonferenz der Deutschen Bahn