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Zum journalistischen Leitbild von t-online.BKK24 zeigt Notlage an So will diese Krankenkasse die Insolvenz abwenden
Die BKK24 hat vorsorglich eine Notlage bei der Aufsichtsbehörde angezeigt. Diese prüft aktuell, ob die Krankenkasse in die Insolvenz rutscht. Doch die BKK24 hat einen Plan, um das zu verhindern.
Die BKK24 gehört mit rund 135.000 Kunden zwar nicht zu den großen deutschen Krankenversicherern. Die Techniker Krankenkasse etwa ist mit mehr als zehn Millionen Mitgliedern die größte gesetzliche Krankenversicherungen. Trotzdem hat der Schritt der niedersächsischen BKK24, der Anfang dieser Woche bekannt wurde, für Aufsehen in der Branche gesorgt.
Die Krankenkasse hat beim zuständigen Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) vorsorglich einen möglichen Liquiditätsengpass angezeigt, heißt es in einer offiziellen Mitteilung. Das sei zwar kein Insolvenzantrag, betonte die Krankenkasse. Diesen nämlich kann sie auch gar nicht stellen, das muss das BAS machen.
Dennoch ist die Kasse in Schwierigkeiten. Die Aufsichtsbehörde prüft derzeit die eingegangenen Unterlagen, dazu schauen sich die Prüfer etwa die Bilanzen des Unternehmens an. Vom BAS heißt es auf t-online-Anfrage, die Aufsichtsbehörde habe "innerhalb von drei Monaten nach Eingang der Anzeige zu prüfen, ob beim Amtsgericht ein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu stellen ist".
BKK24 wirbt bislang mit geringem Zusatzbeitrag
Bei der Prüfung wird vor allem der Zusatzbeitrag eine Rolle spielen, wie mehrere Medien berichten. Dieser liegt bei der BKK24 mit nur 1,0 Prozent unter dem Durchschnitt der Konkurrenz von 1,3 Prozent.
Der Zusatzbeitrag wird auf den allgemeinen Beitrag von 14,6 Prozent aufgeschlagen, über die genaue Höhe entscheidet die Versicherung jedoch individuell. Diese Krankenkassen haben 2021 den Zusatzbeitrag erhöht.
Krankenkasse will Zusatzbeitrag anheben
In der Mitteilung der Krankenkasse heißt es zu dem Grund für den finanziellen Engpass indes nichts von zu geringen Beiträgen: "Die BKK24 ist im Tagesgeschäft und strukturell gesund." Es gehe um einen "bilanziellen Einmaleffekt", der sich gezeigt habe, als eine konkretisierte Prognose fürs Jahr 2021 abgegeben worden sei. Um welchen Einmaleffekt es sich dabei handelt, lässt die Krankenkasse offen.
Um den finanziellen Engpass zu überbrücken und damit die Insolvenz abzuwenden, plant der Vorstand der BKK24 jedoch, den Zusatzbeitrag "signifikant" zu erhöhen. So zitiert die "Schaumburger Zeitung" den Co-Verwaltungsratsvorsitzenden der Krankenkasse, Stephan Seiffert.
Allerdings solle der Zusatzbeitrag nicht dauerhaft steigen, sondern nur für sechs bis sieben Monate, heißt es in dem Bericht weiter. Danach solle er wieder auf ein "normales Maß" sinken.
Aufsichtsbehörde muss über Zusatzbeitrag entscheiden
Da eine Krankenkasse keinen Kredit aufnehmen darf, kann sie nur an Stellschrauben wie "Zusatzbeitrag" oder "Zusatzleistungen" drehen. Gegen Letzteres hat sich die BKK24 entschieden, man wolle am Leistungsumfang festhalten, heißt es weiter. Eine Anfrage von t-online hierzu blieb bislang unbeantwortet.
Die Entscheidung über einen höheren Zusatzbeitrag trägt jedoch nicht die BKK24, sondern die Aufsichtsbehörde BAS. Dabei wird auch eine Rolle spielen, wie die Prüfung des Bundesamtes ausfällt. Sollte es sich doch nicht um einen "Einmaleffekt" handeln, sondern um ein strukturelles Problem, würde das wohl ein Insolvenzverfahren bedeuten.
Von Branchenexperten heißt es derweil, noch sei es zu früh, um abzusehen, wie die Prüfung der Anzeige ausgehe. Vom BAS heißt es auf t-online-Anfrage: "Konkrete Aussagen zu einer Erhöhung des Zusatzbeitragssatzes oder Liquiditätsengpässen der BKK24 kann das BAS zurzeit nicht treffen." Der Vorgang befinde sich momentan eben noch in der Prüfung.
BKK24: "Alle Versicherten sind abgesichert"
Der Vorstand der BKK24 versucht derweil, die Kunden zu beruhigen. Die aktuelle Situation habe keine Auswirkungen auf den Versicherungsschutz der BKK24-Versichertengemeinschaft, heißt es in der Mitteilung weiter. "Alle Versicherten sind abgesichert. Alles wird normal bearbeitet."
Auch für die 285 Beschäftigten der Versicherung bestünde zurzeit kein Grund zur Sorge. "Es steht kein einziger Arbeitsplatz zur Debatte", sagte Vorstandschef Jörg Nielaczny der "Schaumburger Zeitung".
Anders würde es jedoch aussehen, sollte es tatsächlich zur Insolvenz oder gar zur Schließung der Krankenkasse kommen. In dem Fall müssten sich Versicherte zwar keine Sorge um ihre Leistungen machen. Die muss eine Krankenkasse auch noch bis zur Abwicklung bezahlen. Allerdings müssten sich Kunden eine neue Krankenkasse suchen – mit womöglich höheren Beiträgen. Lesen Sie hier, wie Sie im Fall der Fälle die Kasse wechseln können.
- Eigene Recherche
- Mitteilung BKK24
- Statement BAS
- Schaumburger Zeitung: "BKK24: Höherer Zusatzbeitrag für Mitglieder soll Millionenloch stopfen"
- Bundesgesundheitsministerium: "Fragen und Antworten bei Schließung oder Insolvenz der Krankenkasse"
- Finanztip: "Zusatzbeitrag Krankenkasse 2021"