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Massive Lieferengpässe bei Fernseher & Co. für Deutsche – Schiffstau in China


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Containerkrise in China
Auf diese Produkte müssen die Deutschen jetzt Monate warten


Aktualisiert am 25.06.2021Lesedauer: 3 Min.
Der Hafen von Yantian in Shenzhen (Archivbild): Hier warten gerade viele Waren aufs Verschiffen.Vergrößern des Bildes
Der Hafen von Yantian in Shenzhen (Archivbild): Hier warten gerade viele Waren aufs Verschiffen. (Quelle: Imaginechina-Tuchong/imago-images-bilder)

Seit Wochen stauen sich in Südchina etliche Containerschiffe. Das bekommen jetzt auch Verbraucher in Deutschland zu spüren. Die ersten Discounter erwarten Engpässe – die Preise für einzelne Produkte dürften anziehen.

Wer sich in diesen Tagen einen neuen Fernseher oder eine Waschmaschine bestellt, wird womöglich enttäuscht. Denn bis die begehrten Geräte zu Hause ankommen, kann es dauern – und zwar gleich mehrere Monate.

Der Grund: Bereits seit Wochen stauen sich Hunderte Containerschiffe im südchinesischen Meer, nachdem es in der Metropolregion Guangzhou, der "Fabrik der Welt", zu einem Corona-Ausbruch gekommen ist.

"Die Chinesen haben ohne Vorwarnung, von einer Stunde auf die andere, den Hafen Yantian dichtgemacht", sagte Willem van der Schalk, Vorsitzender des Komitees Deutscher Seehafenspediteure im DSLV Bundesverband Spedition und Logistik, unlängst t-online. "Schiffe mussten umgeleitet werden, um ihre Ware loszuwerden – während andere Güter noch auf den Abtransport warten."

"Einige Logistiker haben bereits schlaflose Nächte verbracht"

Der Stau im südchinesischen Meer kommt zur Unzeit. Schon seit Beginn der Corona-Pandemie sind die weltweiten Lieferketten schwer durcheinandergeraten, wie van der Schalk erklärte. Denn in Ostasien, aber auch in den USA erholt sich die Wirtschaft nach Corona deutlich stärker als etwa in Europa.

Die Folge dieser Entwicklung: Viele Container stecken an Standorten fest, an denen sie niemand gebrauchen kann – und fehlen dadurch andernorts oder müssen teuer zurückgeschickt werden. "Das ist eine absolute Ausnahmesituation", sagte ein Sprecher des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) zu t-online. "Ein Weltuntergang ist der jetzige Stau in Südchina zwar nicht, aber garantiert auch keine Lappalie. Einige Logistiker haben bereits schlaflose Nächte verbracht."

Auch Verbraucher in Deutschland werden es merken. "Das ist eine fatale Geschichte, die sich weiter zuspitzt", sagt etwa Matthias Krepler, Einkaufsleiter bei Brömmelhaupt, einem Großhändler für Verbraucherelektronik. Ob Lieferanten, Großhändler oder Einzelhandelsgeschäft – alle wissen, dass bestimmte Waren bald knapp werden könnten oder es bereits sind.

Diese Waren sind womöglich betroffen

Welche Waren genau betroffen sind, ist derzeit noch offen. "Wir können nicht genau sagen, welche Container mit welchen Gütern feststecken", so der BGA-Sprecher weiter. "Naheliegend ist, dass die ganze Palette von Konsumgütern betroffen ist, beispielsweise Textilien, Unterhaltungselektronik, Saisonware, aber auch Haushaltsgeräte und Sportartikel." Doch auch Einzelteile, die aus China kommen und hierzulande weiterverarbeitet werden, würden fehlen, sagte er.

Besonders hart dürften die Elektronikeinfuhren betroffen sein, heißt es auf Anfrage seitens Electronicpartner, einem Verbund von rund 5.000 Fachgeschäften in Europa, in dem Marken wie Medimax oder "notebooksbilliger.de" organisiert sind. "Zum Teil können Komponenten nicht geliefert werden, die für die Herstellung von Produkten in Deutschland notwendig sind."

Dies betreffe vor allem Chips, die "in diversen Bereichen der Consumer Electronics und Haushaltselektronik" verbaut werden. Der Mikrochip-Mangel ist auch für die Autoindustrie fatal, die in Deutschland jüngst auf Kurzarbeit setzen musste.

Drucker, Laptops, Router kommen später

"Aber auch bei kompletten Warengruppen, wie zum Beispiel Druckern, Notebooks und Routern, stellen wir anhaltende Lieferprobleme fest", heißt es von Electronicpartner weiter. Man gleiche "die Engpässe durch Bevorratung mit verfügbaren Modellen aus".

Eine Sprecherin von Mediamarkt-Saturn sagte, in den Märkten seien ausreichend Waren vorhanden. Doch: "Selbstverständlich beobachten wir die aktuelle Lage sehr genau und analysieren permanent den internationalen Markt." Man stehe "mit Lieferanten und Logistikdienstleistern in einem engen Austausch".

Discounter rechnen mit Engpässen bei Aktionswaren

Doch nicht nur in Elektrogeschäften könnten Waren fehlen. Auch in Supermärkten und Discountern könnten sich die Regale lichten.

So teilte Aldi auf t-online-Anfrage mit, dass es in den kommenden Wochen "vereinzelt zu Lieferverzögerungen bei Aktionsartikeln" kommen könnte: "Da die Sperrung die Infrastruktur des gesamten Frachtverkehrs beeinflusst, können wir aktuell nicht absehen, wie lange die Situation anhalten wird." Man sei bestrebt, die "bestmögliche Verfügbarkeit" sicherzustellen.

Vom Konkurrenten Lidl heißt es: "Bei einzelnen Artikeln unseres Non-Food-Sortiments kommt es wegen des Rückstaus im Seefrachtverkehr weiterhin zu Lieferverzögerungen. Daher haben wir die entsprechenden Werbetermine angepasst."

Die Preise werden steigen

Wahrscheinlich ist, dass auch die Preise für bestimmte Güter anziehen werden. "Die Preise für Container haben sich in den vergangenen Monaten verdreifacht", sagt Brömmelhaupt-Einkaufschef Matthias Krepler. Es sei daher nur eine Frage der Zeit, bis Lieferanten und Händler die teuren Container an die Kunden weitergeben. "Die Preise für Konsumgüter werden um 10 bis 15 Prozent steigen, quer durch alle Branchen", ist er sich sicher.

Wann genau die Krise durchschlagen wird, lässt sich derweil noch nicht absehen. "Das Verschiffen geschieht immer mit vier bis sechs Wochen Vorlaufzeit. Wir gehen deshalb davon aus, dass Kunden die Knappheit erst im Hochsommer merken werden."

Der BGA versucht derweil, zu beruhigen: "Komplett leere Regale werden wir sicher nicht sehen. Die Auswahl könnte vorübergehend geringer werden oder Kunden müssen einfach ein wenig warten."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Matthias Krepler
  • Gespräch mit BGA-Sprecher
  • Statements von Electronicpartner, MediamarktSaturn, Aldi, Lidl
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