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Der Abgang von Lars Feld läutet eine neue Ökonomen-Ära ein


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Der Abgang von Lars Feld läutet eine neue Ökonomen-Ära ein

  • Florian Schmidt
MeinungEin Kommentar von Florian Schmidt

22.02.2021Lesedauer: 3 Min.
Bald nicht länger Wirtschaftsweiser: Der Ökonom Lars Feld scheidet aus dem Beratergremium der Regierung aus.Vergrößern des Bildes
Bald nicht länger Wirtschaftsweiser: Der Ökonom Lars Feld scheidet aus dem Beratergremium der Regierung aus. (Quelle: imago-images-bilder)
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Der Ökonom Lars Feld scheidet aus dem Kreis der "Wirtschaftsweisen" aus. Damit verschiebt sich das wirtschaftspolitische Spielfeld. Stimmen, die für den freien Markt einstehen, werden leiser in Deutschland.

Auf dem Papier ist es ein Routinevorgang. Nach zehn Jahren und zwei Amtszeiten endet für den Ökonomen Lars Feld im März regulär seine Zeit als "Wirtschaftsweiser".

Ungewöhnlich ist das zunächst einmal nicht: Die meisten Mitglieder des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) scheiden nach zwei Runden aus dem wichtigsten Beraterkreis der Bundesregierung für wirtschaftliche Fragen aus.

Und doch ist es ein Vorgang mit Brisanz – und einer mit potenziell weitreichenden Folgen. Dabei geht es weniger um Feld als Person als mehr um die Rolle, die er einnimmt und um die Schule, die er vertritt.

Das wirtschaftspolitische Spielfeld verschiebt sich

Feld gilt unter Deutschlands Ökonomen als eine der wichtigsten ordoliberalen Stimmen: Steht es Spitz auf Knopf, tritt er für weniger Staat ein, kämpft er für mehr Vertrauen in die Marktwirtschaft. Das ist wichtig zu erwähnen, denn anders als die Volkswirtschaftslehre oft von sich selbst behauptet, handelt es sich bei ihr ausdrücklich nicht um eine Naturwissenschaft, die wirtschaftliche Gesetze nur beschreibt und politische Ideen aus ihnen ableitet.

Vielmehr geht es in der Ökonomik – gerade bei den großen, wichtigen Fragen – um Weltanschauungen und Denkmuster, die bestimmte wirtschaftspolitische Empfehlungen begründen. Beispiel Schuldenbremse: Während Ordoliberale wie Feld regelmäßig vor zu vielen Staatsschulden warnen, sehen Ökonomen wie Achim Truger, seines Zeichen ebenfalls SVR-Mitglied, eine höhere Kreditaufnahme der öffentlichen Hand grundsätzlich gelassener.

Womit wir beim eigentlichen Kern von Felds Aus im Kreis der Wirtschaftsweisen wären: der Verschiebung des wirtschaftspolitischen Spielfeldes.

Auch die Union treibt die Staatsausweitung voran

Noch in den vergangenen zehn Jahren, selbst in der Zeit nach der globalen Finanzkrise 2008/2009, gaben in den ökonomischen Debatten Experten den Ton an, die die politische Linke als "neoliberal" – die Wirtschaftswissenschaft würde sagen: "neoklassisch" – bezeichnen. Volkswirte also, die, wie Feld, ein Grundvertrauen in den freien Markt haben, die für geringere Steuern sind, gegen Vermögensabgaben, für einen schlanken Staat.

Dieser Wind dreht sich nun. Dass die SPD sich koalitionsintern gegen die Union durchgesetzt und ein Veto gegen die Verlängerung Felds im SVR eingelegt hat, ist da nur eines von mehreren Indizien. Längst zeigt sich auch an anderen Stellen, dass sich die Gesellschaft und damit die Politik mit ihrem Wunsch nach Beratung vom Wirtschaftsliberalismus abkehrt.

In der Corona-Krise sind es nicht zuletzt CDU und CSU selbst, die die Ausweitung des Staates vorantreiben, etwa indem sie dem Staatseinstieg bei der Lufthansa den Weg ebneten. Jüngst testete Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) gar aus, wie gut ein Aussetzen der Schuldenbremse im Land ankommt.

Felds mögliche Nachfolger stehen eher für linken Kurs

Felds Abgang passt in dieses Bild. Sein Ausscheiden hat das Potenzial, eine neue Ökonomen-Ära einzuläuten. Auch wenn noch nicht klar ist, wer genau sein Nachfolger im Kreis der Wirtschaftsweisen wird, da ihn erst die nächste Regierung bestimmen soll – es deutet wenig darauf hin, dass es jemand vom Schlage Felds wird. Namen jedenfalls, die schon jetzt im Gespräch sind, etwa der DIW-Chef Marcel Fratzscher und der bekannte Volkswirt Jens Südekum, stehen eher für einen SPD-näheren Kurs.

Die Wirtschaftspolitik in Deutschland orientiert sich neu. Ob zum Besseren, bleibt abzuwarten.

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