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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Preisexplosion in den letzten Jahren So stark ist der Strompreis bei Ihnen gestiegen
Wie viel Sie für Ihren Strom zahlen müssen, hängt stark von Ihrem Wohnort ab. Wir zeigen Ihnen, wo er in den vergangenen Jahren besonders teuer geworden ist – und ob sich für Sie ein Anbieterwechsel lohnt.
Vor zehn Jahren mussten die Deutschen im Schnitt knapp ein Drittel weniger für Strom zahlen. In manchen Landkreisen ist der Preis aber sogar noch stärker gestiegen.
Wo es in den vergangenen Jahren besonders teuer geworden ist, haben die Experten des Vergleichsportals Verivox ausgewertet. Die Ergebnisse liegen t-online exklusiv vor – ebenso wie die Daten darüber, für wen sich ein Wechsel des Anbieters lohnt. Das große Ranking finden Sie unten.
Zur Methode:
Verivox hat die Grundversorgungstarife für Haushaltskunden mit einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden am 1. Oktober 2010, 2015 und 2020 für alle deutschen Landkreise ermittelt und diesen das jeweils günstigste verbraucherfreundliche Angebot aus der eigenen Datenbank gegenübergestellt. Als verbraucherfreundlich gelten Tarife ohne Vorauskasse, Kaution oder Kilowattstunden-Paket, die höchstens ein Jahr laufen, innerhalb von höchstens sechs Wochen gekündigt werden können, eine Preisgarantie bieten und deren Kunden sehr zufrieden sind. Alle Preise wurden mit 19 Prozent Mehrwertsteuer berechnet.
Strompreise: In diesem Bundesland stiegen sie besonders stark
Spitzenreiter beim Strompreisanstieg ist demnach Neumünster in Schleswig-Holstein. Strom aus der Grundversorgung ist dort innerhalb der vergangenen zehn Jahre um zwei Drittel (67 Prozent) teurer geworden. Ähnlich hoch ist die Steigerungsrate in Berlin und Hamburg. Dort zahlen Verbraucher heute 62 Prozent mehr für Strom als noch im Jahr 2010.
Was auffällt: Von den ersten zehn Landkreisen, in denen sich Strom am stärksten verteuert hat, liegen viele in Schleswig-Holstein: Rendsburg-Eckernförde, Dithmarschen, Stormarn und Steinburg (je 57 Prozent) sowie Schleswig-Flensburg, Ostholstein und Segeberg (je 56 Prozent).
Am wenigsten stark gestiegen sind die Strompreise in den vergangenen zehn Jahren in der niedersächsischen Grafschaft Bentheim sowie im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt (je 20 Prozent). Auch in den Landkreisen Mittelsachsen, Elbe-Elster, Saalekreis und Spree-Neiße (je 21 Prozent) stiegen die Preise für Strom vergleichsweise wenig.
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Grundversorgung:
Der Grundversorger ist immer der lokale Anbieter, der Kunden für die Strombelieferung zur Verfügung steht. In Deutschland beziehen noch rund 11,2 Millionen Haushalte Strom aus der Grundversorgung. Als Kunde zahlen Sie dort meist hohe Preise, haben aber den Vorteil, Ihren Vertrag jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen kündigen zu können. Die Alternative ist ein Sondervertrag. Als sogenannter Sonderkunde kostet Sie die Energieversorgung in der Regel weniger, Sie sind aber auch bis zu 24 Monate an Ihren Vertrag gebunden.
Am teuersten ist Strom in Dithmarschen, am günstigsten in Hamm
Der hohe Preisanstieg in der Grundversorgung vieler schleswig-holsteinischer Landkreise hat dazu geführt, dass Strom dort auch in absoluten Zahlen am teuersten ist. 4.000 Kilowattstunden kosten in Dithmarschen 1.547 Euro, in Steinburg 1.543 Euro und in Schleswig-Flensburg 1.541 Euro.
Deutlich günstiger ist es für Verbraucher hingegen in Hamm (1.176 Euro), in Düsseldorf (1.206 Euro), Freiburg im Breisgau (1.209 Euro), Aschaffenburg (1.210 Euro) und Celle (1.219 Euro) – ein Unterschied von bis zu 24 Prozent zwischen günstigen und teuren Regionen.
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Anbieterwechsel spart bis zu 566 Euro im Jahr
Ein Wechsel aus der angestammten örtlichen Grundversorgung zu einem anderen Anbieter lohnt sich in der Regel immer: Im Schnitt sparen Sie bei einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden 450 Euro im Jahr. Je nach Wohnort geht aber noch mehr.
Am meisten sparen Sie in Pforzheim: 566 Euro sind dort drin. In 40 weiteren Landkreisen und kreisfreien Städten können Verbraucher ihre Stromrechnung ebenfalls um mehr als 500 Euro senken. Dazu gehören zum Beispiel der Main-Taunus-Kreis, das Unterallgäu und der Odenwaldkreis.
Mit Abstand am wenigsten können Sie im Landkreis Lindau am Bodensee sparen. Dort bringt Ihnen der Wechsel aus der Grundversorgung aber immerhin auch noch 150 Euro pro Jahr.
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So wechseln Sie richtig den Stromanbieter
Wer sich für einen Wechsel entschieden hat, sollte als erstes einen neuen Stromanbieter suchen, beispielsweise über Vergleichsportale im Internet. Dazu sollten Sie möglichst Ihre letzte Stromrechnung bereit halten. Denn dort ist der Energieverbrauch vermerkt – und den brauchen Sie, um Strompreise richtig vergleichen zu können.
Beim neuen Vertrag sollten Sie auf eine Preisgarantie und eine kurze Vertragslaufzeit achten. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät zu einer Laufzeit von maximal zwölf Monaten. Außerdem sollte die Kündigungsfrist maximal sechs Wochen betragen.
Mit der Kündigung des bisherigen Stromvertrags können Kunden in der Regel den neuen Dienstleister beauftragen. Die Verbraucherschützer raten aber bei kurzfristigen Kündigungen dazu, diese selbst in die Hand zu nehmen, um das Risiko zu vermeiden, dass sich der Vertrag ungewollt verlängert. Dies gelte auch für eine Sonderkündigung infolge einer Preiserhöhung: "Verlassen Sie sich nicht auf einen neuen Anbieter und kündigen Sie zur Sicherheit selbst", raten die Verbraucherschützer.
- Eigene Recherche
- Auswertung von Verivox
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa