Mini-Aufschwung nach der Wahl Verbraucher optimistischer, aber Sparneigung bleibt hoch

Die Stimmung der Verbraucher hellt sich nach der Bundestagswahl leicht auf – doch von echter Kauflaune ist kaum etwas zu spüren. Warum viele trotzdem lieber sparen, zeigt eine neue Studie.
Nach der Bundestagswahl und der Ankündigung von Investitionspaketen zeigen sich viele Verbraucher in Deutschland etwas optimistischer. Das belegt die aktuelle Konsumklimastudie der Institute GfK und des Nürnberg Instituts für Marktentscheidungen (NIM). Doch trotz kleiner Fortschritte bleibt die Kauflaune insgesamt verhalten. Viele Menschen setzen weiter aufs Sparen – ein Zeichen anhaltender Verunsicherung.
Konsumklima verbessert sich leicht
Bei dem für April 2025 berechneten Konsumbarometer verzeichnen die Forscher einen minimalen Anstieg des sogenannten Konsumklimaindex um 0,1 Punkte. Entgegen den höheren Erwartungen der von Reuters befragten Experten liegt der Wert nun bei -21,3 Punkten. Die Institute hatten rund 2.000 Verbraucherinnen und Verbraucher zwischen dem 27. Februar und dem 10. März befragt – also kurz nach der Bundestagswahl vom 23. Februar. Die Zahlen zeigen: Die Stimmung hat sich leicht verbessert, doch ein echter Durchbruch ist noch nicht in Sicht.
Konjunktur- und Einkommenserwartungen steigen
Vor allem die Erwartungen an die wirtschaftliche Entwicklung geben Anlass zur Hoffnung. Der entsprechende Indikator steigt deutlich um 5,7 Punkte auf 6,9 Zähler – ein Wert, der zuletzt im April 2024 erreicht wurde. Viele Menschen rechnen also mit einer Erholung der deutschen Wirtschaft.
Auch bei den Einkommenserwartungen gibt es eine positive Entwicklung. Sie steigen um 2,3 Punkte auf -3,1. Dennoch bleibt dieser Wert klar unter dem Niveau des Vorjahres. Ob sich daraus eine dauerhafte Trendwende ableiten lässt, ist aus Sicht der Experten noch offen. Gründe für die Zurückhaltung sind unter anderem die anhaltend hohen Preise und die politische Unsicherheit.
Anschaffungsneigung legt zu – aber nur leicht
Die Bereitschaft, größere Anschaffungen zu machen, steigt ebenfalls – um 2,9 Punkte auf -8,2. Das ist immerhin ein besserer Wert als im Vorjahr. Allerdings bleibt die Kauflust weiter gedämpft. Selbst in den Zeiten der Corona-Lockdowns in den Jahren 2020 und 2021 war die Anschaffungsneigung höher.
Viele Menschen sparen lieber
Ein wichtiger Grund für die anhaltend schwache Kauflaune: die gestiegene Sparneigung. Dieser Indikator klettert im März um 4,4 Punkte auf 13,8 – der höchste Wert seit einem Jahr. Für Konsumforscher Rolf Bürkl ist das ein deutliches Signal: "Die hohe Sparneigung zeigt eine anhaltende Verunsicherung." Viele Menschen legen ihr Geld lieber zurück, statt es auszugeben – aus Sorge vor ungewissen Zeiten.
Regierung muss Vertrauen schaffen
Die Bundestagswahl hat bei einigen Bürgerinnen und Bürgern offenbar zu einem vorsichtigen Stimmungswandel geführt. Die Aussicht auf eine handlungsfähige Regierung aus Union und SPD sowie das geplante Finanzpaket machen Hoffnung. Doch um die Verbraucher zum Geldausgeben zu bewegen, braucht es laut Experten vor allem eines: Planungssicherheit.
"Eine zügige Regierungsbildung sowie die baldige Verabschiedung eines Haushalts wäre ein wichtiger Beitrag – nicht nur für Unternehmen, sondern auch für private Haushalte", sagt NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl. Wenn diese Schritte gelingen, könnten sich die Verbraucher wieder mehr zutrauen – und der Konsum in Deutschland würde spürbar anziehen.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
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