Revolte bei Commerzbank? Großaktionär fordert offenbar Sitze im Aufsichtsrat
Aufstand bei der Commerzbank: Der Investor Cerberus macht Berichten zufolge Stimmung gegen die Konzernspitze – und erhebt schwere Vorwürfe. Für das Finanzinstitut könnte das zum Problem werden.
Die seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Commerzbank bekommt Insidern zufolge Ärger mit ihrem zweitgrößten Aktionär. Der seit Sommer 2017 an der Bank beteiligte US-Finanzinvestor Cerberus sei mit der Führung des Frankfurter Geldhauses sehr unzufrieden und beanspruche deshalb zwei Sitze im Aufsichtsrat, berichteten mehreren Medien am Mittwoch unter Berufung auf einen Brief des Investors an den Aufsichtsrat der Bank.
Cerberus schreibt darin dem Vernehmen nach von einem "jämmerlichen Versagen" der Commerzbank-Führung, angemessene Schritte zu unternehmen, um die Lage zu ändern. Der Investor zeige sich "alarmiert, weil Management und Aufsichtsrat den Ernst der Lage nicht erkennen wollen".
Die Commerzbank habe keine bedeutenden Initiativen mit Blick auf Geschäftsabläufe, Technologie oder Management ergriffen. Vorschläge von Investoren habe die Bank abgelehnt. Die Zeit, die Probleme anzugehen, gehe aber schnell zu Ende. Eine Commerzbank-Sprecherin wollte die Berichte nicht kommentieren.
Der Kurs der Commerzbank-Aktie ist seit dem Einstieg von Cerberus am 26. Juli 2017 um fast 60 Prozent gefallen. Cerberus hält rund fünf Prozent an dem Institut und ist damit nach dem deutschen Staat mit 15,6 Prozent der zweitgrößte Aktionär. Der US-Finanzinvestor ist auch an der Deutschen Bank beteiligt.
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Commerzbank muss sparen
Welche Vertreter Cerberus in den Aufsichtsrat der Bank entsenden will, blieb im Brief offen. Zwei jetzige Mitglieder müssten ihre Posten dafür räumen.
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Normalerweise werden Aufsichtsratsmitglieder von den Aktionären auf der Hauptversammlung gewählt. Diese war jedoch bereits am 13. Mai. Nun erhöht Cerberus den Druck. Man wolle zwar am liebsten konstruktiv mit der Bank zusammenarbeiten. Allerdings würden andere Anleger Bemühungen um deutliche Veränderungen in Vorstand, Aufsichtsrat und der Strategie der Bank stark unterstützen.
Commerzbank-Chef Martin Zielke hatte seine Strategie für die nächsten Jahre im September vorgestellt. Dabei wurde der Abbau weiterer 2.300 Stellen und die Schließung jeder fünften der etwa 1.000 Filialen angekündigt. Im Februar stellte der Vorstand weitere Einsparungen in Aussicht.
Bei der Hauptversammlung bekräftigte Zielke, die Bank werde ihr "Kostenmanagement in diesem Jahr nochmals intensivieren". Spätestens zur Vorlage der Halbjahreszahlen am 5. August will die Commerzbank Details zu weiteren Sparmaßnahmen vorstellen.
- Nachrichtenagentur dpa
- Handelsblatt
- finanzen.net