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Harter Sparkurs: Audi will 9.500 Stellen in Deutschland abbauen


Harter Sparkurs
Audi will 9.500 Stellen in Deutschland abbauen

Von dpa-afx, mab

Aktualisiert am 26.11.2019Lesedauer: 3 Min.
Mitarbeiter der Audi AG: Die VW-Tochter will 9.500 Stellen streichen.Vergrößern des Bildes
Mitarbeiter der Audi AG: Die VW-Tochter will 9.500 Stellen streichen. (Quelle: Stephan Görlich/imago-images-bilder)

Schleppendes Geschäft, Dieselskandal und die Kosten fürs Elektroauto: Bei Audi steht ein massiver Stellenabbau an. Der Mutterkonzern Volkswagen hat einen harten Sparkurs angeordnet.

Die Verhandlungen über einen sogenannten Zukunftspakt zwischen Unternehmen und Betriebsrat sind beendet. Aktuell beschäftigt Audi rund 61.000 Mitarbeiter in Deutschland. Nun will die VW-Tochter Audi bis 2025 9.500 Stellen in Deutschland streichen. Im Gegenzug sollen 2.000 Stellen in neuen Zukunftsbereichen geschaffen werden.

Zunächst war unklar, wie viele Stellen durch das Sparpaket wegfallen werden. Einer der Eingeweihten sagte lediglich, die vom "Spiegel" unlängst genannten 4.000 bis 5.000 Arbeitsplätze seien "eher zu wenig". Der Vorstand hat bereits öffentlich erklärt, dass ein Personalabbau durch Fluktuation und Altersteilzeit geplant gewesen sei. Der Betriebsrat hatte Vereinbarungen über einen anderweitigen Einsatz von nicht mehr benötigten Arbeitskräften verlangt.

Der Stellenabbau solle sozialverträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen geschehen, hieß es. Die Beschäftigungsgarantie für die verbleibenden Audi-Mitarbeiter in den Werken Ingolstadt und Neckarsulm wird von 2025 bis Ende 2029 verlängert. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Peter Mosch lobte die Vereinbarung als wichtigen Meilenstein und betonte: "Die Arbeitsplätze der Stammbelegschaft sind sicher!"

Neue Pläne sollen höheren Profit erzielen

Audi und der Betriebsrat hatten seit längerem über den Zukunftspakt für das unter Druck stehende Unternehmen verhandelt. Das Unternehmen erhofft sich von den Maßnahmen Einsparungen von insgesamt sechs Milliarden Euro bis 2029.

Der künftige Audi-Chef Markus Duesmann soll den Autobauer wieder profitabler machen, enger mit Porsche und VW zusammenarbeiten und bis 2025 auch 30 E-Modelle auf den Markt bringen. Das aktuelle Paket entstand allerdings noch unter der Ägide des scheidenden Vorstandsvorsitzenden Bram Schot. "Beide Seiten haben bewiesen, dass die Verantwortung für die Zukunft der Vier Ringe und ihrer Mitarbeiter im Fokus steht", sagte der Noch-Audi-Chef zur Einigung mit dem Betriebsrat. "In Zeiten des Umbruchs stellen wir Audi agiler und effizienter auf. Damit erhöhen wir die Produktivität und stärken die Wettbewerbsfähigkeit unserer deutschen Standorte langfristig."

Mangelnde Auslastung der Werke

Die Kapazitäten der deutschen Standorte werden im Rahmen der Vereinbarung nach unten angepasst. In Neckarsulm soll sie künftig 225.000 Fahrzeuge pro Jahr betragen, in Ingolstadt 450.000. Vergangenes Jahr waren in den beiden Werken 186.000 beziehungsweise 491.000 Fahrzeuge produziert worden, die Kapazitäten lagen allerdings höher. In Neckarsulm soll sie eigentlich bei rund 300.000 liegen. Das Werk leidet seit längerem an Unterauslastung. In Ingolstadt wurden in der Vergangenheit auch schon mehr als 530.000 Autos gebaut. Die mangelnde Auslastung der Werke war zuletzt auch von der Konzernmutter in Wolfsburg kritisiert worden.

Auch bei den verbleibenden Mitarbeitern kann sich die aktuelle Vereinbarung in der Zukunft im Geldbeutel bemerkbar machen. Zwar soll sich die Ergebnisbeteiligung auf dem Niveau der Vorjahre bewegen, wenn das operative Ergebnis ebenfalls gleich bleibt, wie Audi mitteilte. Doch bei deutlich höheren Ergebnissen muss künftig erst verhandelt werden, ob auch die Beteiligung entsprechend steigt. Für das vergangene Jahr hat ein typischer Audi-Mitarbeiter in der Produktion rund 3.600 Euro Erfolgsbeteiligung erhalten. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen aber auch schon deutlich höhere Summen gezahlt.

Dieselskandal machte auch Audi zu schaffen

Audi ist seit der Aufdeckung des Dieselskandals 2015 auf Talfahrt und deutlich hinter die Konkurrenten Daimler und BMW zurückgefallen. Der Skandal kostete Milliarden. Sechs Entwicklungschefs hatte Audi in den vergangenen sieben Jahren, die Autos verkaufen sich zäh. Erst Ende Oktober hatte das Unternehmen die Absatzprognose für das laufende Jahr senken müssen.

Neben den hausgemachten Problemen aus dem Dieselskandal leidet Audi auch unter der allgemeinen Schwäche der Autoindustrie. Die Umstellung auf Elektromobilität kostet die Konzerne Milliarden, hinzu kommen neue Mobilitätskonzepte und die Herausforderungen von Digitalisierung und autonomem Fahren. Parallel dazu schwächelt der weltweite Autoabsatz, was neben den Herstellern auch Zulieferer trifft. So könnten beispielsweise bei Continental bis 2023 rund 15.000 Stellen von "Veränderungen" betroffen sein.

Mutterkonzern verordnete Sparkurs

Audis Konzernmutter Volkswagen ist in Sachen Zukunftspakt schon weiter. Auch dort war eine entsprechende Vereinbarung lange zwischen Mitarbeitervertretung und Management umstritten, Betriebsratschef Bernd Osterloh geriet anfangs heftig mit dem heutigen Konzern- und damaligen Markenchef Herbert Diess aneinander. Im Herbst 2016 beschloss der Konzern dann aber, dass zunächst bei der Kernmarke VW Pkw über die kommenden Jahre bis zu 30.000 Stellen wegfallen sollen, davon 23.000 in Deutschland und viele in der Verwaltung. Auf der anderen Seite sollen Tausende neuer Jobs in Zukunftsbereichen wie Vernetzung und mobilen Dienstleistungen entstehen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa-AFX
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