Wegen USA, China und Brexit Schlechte Aussichten für Deutschlands Wirtschaft
Die Indizien für eine schwächelnde Konjunktur Deutschlands verdichten sich. Wirtschaftsforschungsinstitute geben schlechte Wachstumsprognosen für dieses und nächstes Jahr aus. Die Industrie sei in einer Rezession.
Die fünf führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Wachstumsprognose für dieses und das nächste Jahr deutlich nach unten korrigiert. Die Experten erwarten 2019 nur noch einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,5 Prozent, wie sie am Mittwoch in mitteilten. In ihrer Frühjahrsprognose waren die Institute noch von einem Anstieg von 0,8 Prozent ausgegangen.
Keine Besserungen für 2020
Auch für 2020 senkten die Forscher ihre Prognose von 1,8 Prozent auf nun noch 1,1 Prozent. "Die deutsche Industrie befindet sich in einer Rezession, die inzwischen auch auf die unternehmensnahen Dienstleister durchschlägt", erklärte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Dass die Wirtschaft noch expandiere, liege vor allem an der "anhaltenden Kauflaune der privaten Haushalte".
Ursachen für die Konjunkturschwäche
Gründe für die schwache Entwicklung seien vor allem die nachlassende weltweite Nachfrage nach Investitionsgütern und politische Unsicherheit. Die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China schürten ebenso Unsicherheit wie ein drohender ungeregelter Brexit.
Festhalten an schwarzer Null ist schädlich
Auch Finanzminister Olaf Scholz (SPD) wurde dafür kritisiert, trotz der Konjunkturschwäche keine neuen Schulden zu machen. "Ein Festhalten an der schwarzen Null wäre [...] schädlich", schreiben sie in ihrem veröffentlichten Herbstgutachten. Um die Konjunktur zu stabilisieren, müsse der öffentliche Haushalt "atmen", dafür biete die Schuldenbremse explizit Spielraum – sie lässt Kredite in kleinem Umfang zu.
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Konjunkturprogramme wie Abwrackprämien halten die Institute trotzdem nicht für nötig. Es bestehe "derzeit kein Anlass für konjunkturpolitischen Aktionismus". Eine Konjunkturkrise mit einer ausgeprägten Unterauslastung der Wirtschaft sei trotz im Sommer rückläufiger Wirtschaftsleistung nicht zu erwarten.
- Nachrichtenagentur dpa
- Nachrichtenagentur AFP