Einstiger Hoffnungsträger Deutschland verkauft den Transrapid
Nach der Katastrophe im emsländischen Lathen im Jahr 2006 mit 23 Toten stand der Transrapid in Deutschland unter keinem guten Stern mehr. Die Bundesregierung will das letzte Transrapid-Versuchsfahrzeug jetzt verkaufen. Das deutsche Hightech-Produkt fand nur einmal mit China ein Abnehmerland.
Der Bund als Eigentümer des Transrapid 09 will das Fahrzeug verkaufen. Noch bis zum 25. Oktober können Interessenten Kaufangebote bei der VEBEG, dem Verwertungsunternehmen des Bundes abgeben. Das Interesse sei bisher sehr überschaubar, sagt Volkmar Kunert, Prokurist bei der VEBEG.
Kein hoher Erlös erwartet
Die Interessenten seien kleinere Museen. Auch ein Unternehmer habe sich gemeldet. Und er rechne auch damit, dass ein Verschrotter sich das Fahrzeug anschauen werde, so Kunert. Mit einem hohen Erlös rechnet der Bund nicht. "Wenn man 100 Euro pro Tonne Schrott bekäme, wäre das viel." Das wären bei einem Leergewicht von knapp 170 Tonnen ein Gegenwert von gerade einmal 17.000 Euro - wenn überhaupt.
Der Magnetzug, um den es geht, war der Prototyp für den Transrapid, der einst den Münchner Hauptbahnhof mit dem Flughafen der bayerischen Landeshauptstadt verbinden sollte. Aber wie jedes Transrapid-Vorhaben in Deutschland scheiterte auch dieses Projekt 2008 an den hohen Kosten. Der Zug fuhr dennoch bis Ende 2011 auf der Lathener Teststrecke, damit das Zulassungsverfahren des Eisenbahn-Bundesamtes zu Ende gebracht werden konnte, sagt Ralf Effenberger. Er leitet die Nachfolgefirma der einstigen Transrapid-Testanlage.
Kurz darauf stoppte der Bund, der bis dahin rund 1,5 Milliarden Euro in den Transrapid investiert hatte, seine Zuschüsse für den Testbetrieb. Heute wird dort zur Elektromobilität geforscht.
Vorbild für Elektromobilität
Denn eine technische Besonderheit des Magnetzuges ist auch für die Elektromobilität interessant: Der TR09 konnte berührungslos per Induktion Strom übertragen. Dieses Prinzip kann auch bei E-Autos und E-Lastwagen angewandt werden. Das Hantieren mit Ladekabeln würde dann entfallen. Mit einem Team von 20 Leuten arbeitet Effenberger heute an dem Projekt. Zu Transrapid-Zeiten waren auf der Teststrecke rund 60 Leute beschäftigt.
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Interesse an dem Zug hat auf jeden Fall der Gemeindeverband Lathen. In der Kommune gebe es den Wunsch nach einem Transrapid-Museum, sagt Gemeindebürgermeister Karl-Heinz Weber (CDU): "Wir haben in den dreißig Jahren, in denen der Transrapid hier in Lathen erprobt wurde, eine Vielzahl von Exponaten und Komponenten eingesammelt", sagt der Kommunalpolitiker. Das Fahrzeug gehöre in eine solche Sammlung. "Das soll nicht ausgeschlachtet werden." Allerdings: Wie ein solches Museum finanziert werden solle, stehe noch nicht fest. Nicht nur das Fahrzeug müsse gekauft werden; auch der laufende Betrieb müsse finanziert werden.
Die großen Museen hätten auf das Angebot, den letzten Transrapid Deutschlands zu bekommen, sehr zurückhaltend reagiert, sagt VEBEG-Prokurist Kunert. Und bei den kleinen Museen komme es eben auf ein überzeugendes Nutzungs- und Finanzierungskonzept an. Auch der Erhalt geht ins Geld.
Das letzte Wort, wer den Zug bekommt, habe Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), sagt Kunert. Es spricht einiges dafür, dass sich das Schicksal des einstigen Hightech-Verkehrshoffnungsträgers noch in diesem Jahr entscheidet.