Versprechen gebrochen Postbank kassiert Abmahnung wegen neuer Kontogebühren
Versprechen sollten gehalten werden. Deshalb hat die Verbraucherzentrale Hamburg die Postbank abgemahnt, weil sie neue Kontoführungsgebühren plant.
Bei mehreren tausend Kunden wird die Deutsche-Bank-Tochter ihr neues Preismodell wohl nicht durchsetzen können, denn diesen war ein dauerhaft kostenloses Girokonto versprochen worden.
In zahlreichen Verträgen sei davon die Rede, dass die Kunden "dauerhaft und bedingungslos kein Entgelt" zahlen müssten, sagte Verbraucherschützerin Julia Rehberg. Trotzdem werde von November an eine monatliche Kontoführungsgebühr von 3,90 Euro fällig, wenn auf dem Girokonto weniger als 3000 Euro im Monat eingehen.
Die Verbraucherzentrale gab der Postbank bis 20. September Zeit, auf die Abmahnung zu reagieren und auf die Gebühren zu verzichten. Sonst drohe ihr eine Klage. Ein Postbank-Sprecher sagte, das Institut werde den Vorgang innerhalb der Frist prüfen.
Tchibo-Kunden können problemlos widersprechen
Von den Zusagen seien "kleinere Stückzahlen" betroffen. In einem Fall hatte die Postbank bereits eingelenkt: In einer Aktion mit dem Kaffeeröster Tchibo hatte sie 2008 mit der Zusage geworben: "Girokonto und Kreditkarte kostenlos: Für alle Zeiten - versprochen". Die damit gewonnenen Kunden - laut Postbank eine kleine fünfstellige Zahl - könnten der Entgelt-Änderung widersprechen, sagte ein Sprecher.
Das bedeutet: Die entsprechenden Kunden müssen von sich aus aktiv werden. Auf ihrer Webseite schreibt die Bank, man solle formlos mit dem Vermerk "Tchibo" widersprechen.
Musterbrief für weitere Fälle
Die Verbraucherschützer kritisierten dessen ungeachtet das Vorgehen der Bank: Das Institut habe seinen Kunden erklärt, die Kontogebühr gelte als akzeptiert, wenn sie keinen Widerspruch einlegten. "Die Einführung eines Kontoführungsentgelts ist auf diese Art und Weise gar nicht möglich", erklärte Rehberg. Die Verbraucherzentrale bietet für 90 Cent einen Musterbrief an, mit dem Postbank-Kunden der Kontogebühr widersprechen können, die nicht über Tchibo gekommen sind.
Postbank: keine Kündigungswelle
Die Postbank, einst Vorreiter bei kostenlosen Girokonten, hatte im August eine Kehrtwende vollzogen. "Wir müssen raus aus dieser Welt, in der Girokonten querfinanziert wurden", sagte Postbank-Vorstandsmitglied Susanne Klöß damals. Die erwartete Abwanderung vieler der 5,3 Millionen Giro-Kunden sei bisher nicht eingetreten, sagte der Postbank-Sprecher. "Wir sind von der ausgewogenen Reaktion unserer Kunden überrascht." Zwar habe es Kündigungen gegeben, "wir verzeichnen aber durchaus ein ordentliches Neugeschäft".
Bankkunden können auch weiterhin kostenlose Girokonten finden. Einer Untersuchung der FMH-Finanzberatung im August zufolge sind sechs Girokonten vollständig kostenlos. Darüberhinaus gibt es weitere kostenlose Angebote, wenn die Kunden alles online erledigen.