Teure Havarie "Costa Concordia"-Unglück kostet Reederei 1,5 Milliarden Euro
Der Übermut des Kapitäns der "Costa Concordia" wird richtig teuer. Für die Bergung des havarierten Kreuzfahrtschiffes und Entschädigungszahlungen muss die italienische Reederei Costa Crociere nach eigenen Angaben mindestens 1,5 Milliarden Euro aufbringen. In dieser Schadenssumme seien die Einnahmeverluste aber noch nicht enthalten, zudem hätte das Kreuzfahrtschiff noch 25 Jahre fahren und erhebliche Gewinne machen können.
Das Unglück vor mehr als zwei Jahren, bei dem 32 Menschen starben, habe fast zum Ende des Kreuzfahrt-Unternehmens geführt, sagte der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Michael Thamm, der "Bild am Sonntag". "Wirtschaftlich stehen wir heute wieder da, wo wir vor dem Unfall waren. Aber zwischendurch stand die Existenz dieser Reederei auf dem Spiel."
In dem "Bild"-Interview verriet der Reederei-Chef, dass man kaum Kunden verloren habe, "auch wegen erheblicher Preisnachlässe". Von den 1,6 Millionen Passagieren pro Jahr würde etwa eine Millionen wiederkommen. Und: "Auch von den Passagieren der 'Costa Concordia' in der Unglücksnacht sind zwischen 50 und 60 Prozent wieder mit uns gefahren", so Thamm.
Schwere Vorwürfe an Kapitän
Schwere Vorwürfe erhob Thamm gegenüber dem ehemaligen Kapitän der "Costa Concordia", Francesco Schettino. "Er hat in einer verantwortungslosen Weise und unter Missachtung aller Vorschriften die 'Costa Concordia' zerstört."
Das Wrack des vor der Insel Giglio liegenden Kreuzfahrt-Riesen wird demnächst nach Genua geschleppt und verschrottet. Das aufwendig mit Schwimmkästen flottgemachte Schiff könnte um den 20. Juli herum in den rund 280 Kilometer entfernten Hafen gebracht werden. Allein das Verschrotten soll Schätzungen zufolge etwa 100 Millionen Euro kosten, 100 Arbeiter werden damit ein Jahr lang beschäftigt sein.
Kapitän klagt auf Wiedereinstellung
Thamm hofft nach eigenen Angaben auf eine hohe Haftstrafe für Schettino. Der entlassene Kapitän klage derzeit vor dem Arbeitsgericht auf Wiedereinstellung. "Denn er hält sich für unschuldig und für einen guten Kapitän. Das ist lächerlich und wird scheitern", sagte Thamm. Die Reederei wolle nach Abschluss des strafrechtlichen Verfahrens Schadenersatz gegen Schettino geltend machen.
Die "Costa Concordia" hatte am Abend des 13. Januar 2012 bei einem riskanten Manöver einen Felsen gerammt und war mit 4229 Menschen an Bord nur wenige Meter vor der Toskana-Insel Giglio in Schieflage geraten. Der Kapitän verließ das riesige Kreuzfahrtschiff per Rettungsboot und kehrte trotz mehrfacher Aufforderung der Hafenbehörde nicht an Bord zurück, obwohl die meisten Passagiere noch festsaßen. Er muss sich vor Gericht verantworten.