Friedensangebot Sotheby's arrangiert sich mit lästigem "Mistkerl"
Nach monatelangem erbitterten Streit und heftigen gegenseitigen Anfeindungen haben das traditionsreiche Auktionshaus Sotheby's und der US-Investor Daniel Loeb einen Waffenstillstand geschlossen. Loeb und zwei seiner Vertrauten ziehen in den Verwaltungsrat von Sotheby's ein, wie das Unternehmen mitteilte.
Loeb darf seinen Anteil an dem Unternehmen zudem auf bis zu 15 Prozent erhöhen. Loeb erklärte im Gegenzug, er werde seinen juristischen Kampf gegen die sogenannte "Giftpille" beenden - sie erlaubte Investoren bislang, höchstens zehn Prozent an dem Auktionshaus zu halten.
Loeb mit seiner Firma Third Point ist ein sogenannter aktiver Investor, der sich massiv in die Geschäftsführung von Unternehmen einmischt, in die er investiert. Zudem ist er ein einflussreicher Kunstsammler. Im Oktober hatte er Sotheby's ins Visier genommen: Der Verwaltungsrat habe grünes Licht für eine "aufgeblähte" Bezahlung der führenden Manager gegeben und auf dem sich rasant verändernden Kunstmarkt Chancen ungeschickt vertan.
Wie ein Gemälde, "das dringend der Restaurierung bedarf"
Das Haus hinke so dem Konkurrenten Christie's hinterher, kritisierte Loeb. Unternehmenschef Bill Ruprecht müsse gehen - Sotheby's sei wie "ein Gemälde eines Alten Meisters, das dringend der Restaurierung bedarf".
Ruprecht nannte Loeb daraufhin einen "Mistkerl", den die Gier nach Macht und politischem Einfluss umtreibe. Das wurde vor wenigen Tagen in einem Prozess von Loeb gegen Sotheby's "Giftpille" bekannt, als der Richter aus einem internen Dokument des Auktionshauses zitierte.
Sotheby's hat dem Druck mehrfach nachgegeben
Trotz des Widerstands gegen Loeb reagierte Sotheby's aber schon früh auf dessen Kritik. So schüttete das Unternehmen im Januar mehr Geld an seine Aktionäre aus, kürzte die Ausgaben und organisierte seine Abteilungen neu. Loeb gab sich damit aber nicht zufrieden.
In dem Prozess von Loeb gegen Sotheby's war auch bekannt geworden, dass einige Verwaltungsratsmitglieder der Kritik des Investors zumindest teilweise zustimmen. Ein weiterer Investor, die Beteiligungsgesellschaft Blackrock, hatte sich der Kritik angeschlossen.
Am Dienstag sollten die Aktionäre nun über den künftigen Kurs des Auktionshauses abstimmen - deshalb zog Sotheby's am Montag die Reißleine. "Wir heißen die neuen Mitglieder des Verwaltungsrates willkommen und freuen uns auf die Zusammenarbeit", erklärte Unternehmenschef Ruprecht. Er sei "zuversichtlich, dass wir das Ziel teilen, für Kunden und Aktionäre den größtmöglichen Wert zu schaffen".
Sotheby's war 1744 in London gegründet worden. 1983 übernahm ein US-Geschäftsmann das Auktionshaus.