Vor Stresstest Spanien hilft seinen Banken mit Milliarden-Bilanztrick
Demnächst sollen europaweit Banken mit einem Stresstest von der Europäischen Zentralbank (EZB) durchleuchtet werden. Den spanischen Banken will nun offenbar der Staat mit einem milliardenschweren Bilanztrick unter die Arme greifen. Damit können sie ihre Kapitalpolster um insgesamt rund 30 Milliarden Euro stärken, wie Wirtschaftsminister Luis de Guindos sagte.
Latente Steuern werden zu hartem Kernkapital
Die Institute können ihre latenten Steueransprüche in tatsächliche Steuergutschriften umwandeln. Das koste den Staat "so gut wie nichts", sagte de Guindos. Die Steuergutschriften können sich Banken - anders als latente Steuern - als hartes Kernkapital anrechnen lassen. Experten zufolge könnte das entscheidenden Einfluss haben, ob spanische Banken den Stresstest der EZB im nächsten Jahr bestehen.
Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits im Oktober von den Plänen erfahren. Die EZB habe ihnen schon zugestimmt, hieß es damals. Latente Steuern - also künftige Steuervorteile, die sich etwa aus Verlustvorträgen ergeben - werden vom nächsten Jahr an nach dem Regelwerk Basel III nicht mehr als sicheres Eigenkapitalpolster anerkannt.
Großes Kapitalpolster verlangt
Spanische Banken waren wegen ihrer finanziellen Probleme und Verluste in der Finanz- und Immobilienkrise mit Staatshilfen gestützt worden und erfüllen die Kapitalkriterien noch immer nur knapp. Bei der dem Stresstest vorausgehenden Bilanzprüfung verlangt die EZB ein Kapitalpolster von acht Prozent; davon darf auch in den beim Stresstest simulierten Krisensituationen nicht viel verlorengehen.
Die EZB übernimmt in knapp einem Jahr die Oberaufsicht über die rund 125 größten Banken in 18 Euro-Staaten. Die spanische Notenbank plant auch für die kleineren Banken künftig jährliche Stresstests, wie de Guindos sagte.