Unternehmen Airbus erwartet Flugzeugboom für Deutschland
Zur Eröffnung der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) verbreitet Airbus Optimismus: Trotz vieler Widrigkeiten wird die deutsche Luftfahrtbranche nach Ansicht des Flugzeugbauers in den nächsten Jahren weiter deutlich wachsen und auch einen enormen Bedarf an Flugzeugen entwickeln. Alleine für Deutschland bezifferte Airbus das Volumen neuer Flugzeuge für die kommenden 20 Jahre auf 1020. Deutsche Fluggesellschaften würden damit mehr Bestellungen aufgeben als jedes andere europäische Land. Die deutsche Flotte an Linienflugzeugen werde sich von heute 670 Stück auf 1300 verdoppeln.
Die Bestellungen alleine aus Deutschland hätten einen Wert von 120 Milliarden Euro. Für ganz Europa schätzt Airbus den Bedarf auf 5840 Fracht- und Passagiermaschinen. Airbus begründetet seine Prognose mit der Lage Deutschlands im Herzen Europas. Deutschland sei "Drehscheibe des Luftverkehrs für die eigenen Bürger sowie für Passagiere mit internationalen Anschlussflügen", sagte Airbus-Marktanalytiker Chris Emerson.
Schon zwischen den Jahren 2000 bis 2011 habe der Flugverkehr in Deutschland um 45 Prozent zugelegt. Denn die Deutschen wollen immer öfter fliegen als Auto oder Bahn fahren: Im Jahr 2000 wählten 30 Prozent der Reisenden mit mehr als 5 Tagen Urlaub den Flieger, 2011 schon 34 Prozent.
Airbus bekommt neue Struktur
Derweil muss der Flugzeugbauer weiter an seinen internen Problemen arbeiten. Dazu sollen ab Januar 2013 die Werke an den europäischen Standorten neu strukturiert werden, wie Airbus-Chef Fabrice Brégier ankündigte. "Airbus ist zu groß, zu schwerfällig geworden", sagte der seit dem 1. Juni an der Airbus-Spitze stehende Franzose. Durch schlankeres Management sollen schnellere Entscheidungen getroffen werden als bisher. Das betrifft auch das Hamburger Werk, in dem demnächst die ersten Exemplare des neuen Bestsellers A320neo entstehen werden. "Hamburg hat sich in den vergangenen Jahren sehr verbessert", erklärte Brégier.
Es gehe nicht um Stellenabbau, sondern um eine Änderung der internen Arbeitsabläufe und Befugnisse. Den Werksleitern etwa solle eine größere Verantwortung übertragen werden. Darüber soll kommende Woche mit Betriebsräten und Gewerkschaften gesprochen werden. Die Fertigung bei Airbus laufe auf Hochtouren, die Auftragsbücher seien gut gefüllt. Eine weitere Aufstockung der Produktion bei Airbus auf mehr als 42 Maschinen pro Monat sieht Brégier vorerst aber nicht.
Riesenvogel A380 bleibt ein Sorgenkind
Nach seinen Angaben sind die Probleme der Haarrisse in den Tragflächen beim Flaggschiff A380 überwunden. Unter Berufung auf die Berechnungen der Muttergesellschaft EADS bezifferte er die Schadenskosten mit rund 300 Millionen Euro. Von dem doppelstöckigen Mega-Flieger will Airbus pro Jahr 30 Maschinen absetzen. "Diese Anzahl brauchen wir, um die Produktion aufrecht zu erhalten", sagte der Airbus-Chef. Für dieses Jahr sei das Ziel aber nur schwer erreichbar. Bislang fliegen 82 Maschinen des Typs A380 - bestellt wurden insgesamt bisher 257 Exemplare des weltgrößten Passagierjets.
Brégier zeigte sich aber optimistisch, dass vor allem durch wachsende Nachfrage aus China mittel- bis langfristig der Bedarf anziehen werde. Die jüngste Version von Boeings Jumbo-Jet - die 747-8 - sei kein Konkurrent für dieses Großraumflugzeug. Keine andere Maschine weltweit erreiche die Kapazität der A380.