Konjunktur Rating-Riese S&P droht deutschen Banken
Standard & Poor's (S&P) setzt zum Rundumschlag an: Nach Europas Staaten attackiert die US-Ratingagentur jetzt Europas Banken. Die Bonitätswächter stellten etliche große Kreditinstitute unter verschärfte Beobachtung ("CreditWatch"). Auch die Deutsche Bank und die Commerzbank sind in das Visier von S&P geraten.
Herabstufung könnte Krise noch verschlimmern
Weitere Banken sollen folgen. Ihnen droht damit genauso wie ihren Heimatländern eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit, was wiederum die Refinanzierung erschweren und am Ende die Krise verschlimmern könnte.
Entscheidung hängt vom EU-Gipfel ab
Der Schritt von S&P ist die logische Folge aus der Ankündigung vom 5. Dezember, die Ratingeinstufung von 15 Euroländern wegen der schwelenden Schuldenkrise zu überprüfen. Deutschland oder auch Frankreich könnten dabei ihre Topbonität von "AAA" verlieren. Ob dies passiert, hängt entscheidend vom Ausgang des EU-Gipfels an diesem Donnerstag und am Freitag ab. S&P verlangt greifbare Lösungen für die Schuldenkrise.
Die Ratingagentur hatte sich die Deutsche Bank bereits Ende November vorgenommen, als sie zahlreiche US-Banken herabgestuft hatte. Dabei hatte S&P den Ausblick für den deutschen Bankenprimus von "stabil" auf "negativ" gesenkt.
Kreditwürdigkeit der EU in Gefahr
S&P erhöhte den Druck auf Europas Politiker noch zusätzlich durch die Warnung, möglicherweise auch die sehr gute Kreditwürdigkeit ("AAA") der Europäischen Union um eine Stufe abzusenken. Die Ratingagentur begründete den Schritt damit, dass sich die politischen, finanziellen und monetären Probleme in der Eurozone verschärft hätten. Auch der Rettungsfonds EFSF könnte sein Topbonität verlieren.
S&P hat nun 90 Tage Zeit, eine Entscheidung zu fällen. Die Agentur will zuerst über die Staaten entscheiden und dann über die Banken. Vor der Deutschen Bank und der Commerzbank hatte S&P bereits die Bonitätsnote der in Frankfurt sitzenden Förderbank KfW infrage gestellt. Auch die britische Großbank Barclays, die französischen Institute BNP Paribas und Crédit Agricole oder die italienische Unicredit müssen um ihr Rating bangen.
Länderratings werden mit Unternehmensbewertungen verknüpft
Das Vorgehen von S&P ist durchaus üblich: In der Regel verknüpft die Agentur ihre Länderratings mit Bewertungen relevanter Unternehmen. Die Aktionen liegen meist nur ein paar Tage auseinander. Das Problem dabei: Ein gutes Rating ist die Voraussetzung dafür, dass sich Staaten oder auch Firmen zu günstigen Konditionen frisches Geld am Kapitalmarkt besorgen können.
Europäische Alternative gefordert
Die Rufe nach einer europäischen Ratingagentur werden indes immer lauter. Der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Gerd Billen, forderte etwa, es solle eine europäische Ratingagentur eingerichtet werden, "die unabhängig ist und verantwortlich handelt". Billen sprach sich für eine Art Stiftung aus, in der etwa auch die produzierende Wirtschaft vertreten ist. Damit könne sichergestellt werden, dass das Ziel einer solchen Organisation im Blick gehalten werde, nämlich das seriöse Bewerten von Kreditrisiken.