Vonovia und Deutsche Wohnen Ökonom sieht kaum Chancen für Mega-Immobilien-Deal
Deutschlands größte Immobilienkonzerne Vonovia und Deutsche Wohnen wollen sich zusammentun. Topökonom Marcel Fratzscher hält das für keine gute Idee.
DIW-Präsident Marcel Fratzscher sieht den geplanten Zusammenschluss der Wohnungsvermieter Vonovia und Deutsche Wohnen sehr kritisch. "Eine Fusion der beiden größten privaten Immobilienkonzerne Deutschlands ist problematisch, da es dadurch weniger Wettbewerb geben dürfte und die Marktmacht des neuen Konzerns noch stärker wird", sagte der Chef des in Berlin ansässigen Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) am Dienstag zur Nachrichtenagentur Reuters.
Bereits jetzt hätten beide Konzerne in vielen Regionen einen erheblichen Einfluss auf den Wohnungsmarkt, sowohl auf Mietpreise als auch auf Kaufpreise. "Ich vermute, dass das Kartellamt dies ähnlich kritisch sehen wird und daher die Chancen für eine Fusion nicht sehr hoch sind", sagte Fratzscher.
Kartellamt prüft Pläne der Immobilienkonzerne
Das Bundeskartellamt wird sich die Fusionspläne nach den Worten von ZEW-Präsident Achim Wambach wie schon beim ersten Versuch des Zusammenschlusses 2015 genau anschauen. Damals sei eine mögliche Übernahme der Deutschen Wohnen durch Vonovia in der ersten Phase der Untersuchung freigegeben worden, da beide nur einen relativ geringen Anteil am gesamten Wohnungsbestand in den jeweiligen Märkten hatten, sagte der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).
"Da es nicht den einen Wohnungsmarkt gibt, sondern viele regionale Märkte, und dabei verschiedene Märkte für die jeweils unterschiedlichen Wohnungsgrößen, wird eine wettbewerbliche Prüfung der Übernahme sich diese einzelnen Märkte anschauen, inwiefern ein Zusammenschluss dort zu einer Beeinträchtigung des Wettbewerbs führt", sagte Wambach, der Mitglied der Monopolkommission ist. Dieses unabhängige Gremium berät die Bundesregierung in Fragen der Wettbewerbspolitik, des Wettbewerbsrechts und der Regulierung.
Ökonom: Fusionen nur "Spitze des Eisbergs"
Ökonom und Immobilienexperte Michael Voigtländer vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sieht die Gründe für eine Fusion nicht in der Marktmacht, die die Konzerne durch den Zusammenschluss erlangten. "Den beiden Immobiliengiganten dürfte es nicht um marktbeherrschende Stellung gehen – dafür ist der Markt zu kleinteilig", sagt er laut einer Mitteilung.
"Ausschlaggebend für die Fusion dürfte vielmehr die Politik sein: Durch politische Interventionen entstehen Risiken für die Unternehmen, die tendenziell für große Marktteilnehmer besser zu bewältigen sind als für kleine Unternehmen oder Privateigentümer." Damit meint er beispielsweise Forderungen nach Enteignungen oder Mietstopps.
Die jetzige Fusion der Immobilienkonzerne sei nur "die Spitze des Eisbergs", sagt der Ökonom. "Noch mehr Unternehmen werden sich zusammenschließen, um robuster gegenüber Mietpreisregulierungen und anderen Eingriffen zu werden."
Entwicklung "kritisch zu beobachten"
Gerade Kleinvermieter würden so aus dem Markt gedrängt. "Auch wenn Marktmacht im Wohnungsmarkt keine Rolle spielt, ist diese Entwicklung doch kritisch zu beobachten", so Voigtländer. "Schließlich sichert ein kleinteiliger Mietwohnungsmarkt ein vielfältiges Angebot – gerade darin hat sich der deutsche Mietwohnungsmarkt immer von anderen Märkten unterschieden."
Deutschlands größter Wohnungsvermieter Vonovia hofft mit der milliardenschweren Übernahme des Konkurrenten Deutsche Wohnen indes auf einen "Neuanfang" in der Diskussion um hohe Mieten und Wohnungsmangel. "Wir werden unsere Größe nutzen, um unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden", sagte Vonovia-Chef Rolf Buch.
- Nachrichtenagentur Reuters
- IW-Nachricht "Vonovia und Deutsche Wohnen: Gemeinsam gegen die Politik"