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Der Konflikt zwischen den USA und dem Iran betrifft auch Deutschland


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Wirtschaft im Krisenmodus
Wie der Iran-Konflikt unseren Wohlstand bedroht

MeinungEine Kolumne von Ursula Weidenfeld

Aktualisiert am 25.06.2019Lesedauer: 3 Min.
Hassan Ruhani und Donald Trump: Der aktuelle Konflikt zwischen dem Iran und den USA könnte auch für deutsche Verbraucher spürbar werden.Vergrößern des Bildes
Hassan Ruhani und Donald Trump: Der aktuelle Konflikt zwischen dem Iran und den USA könnte auch für deutsche Verbraucher spürbar werden. (Quelle: t-online)

Ein offener Konflikt zwischen den USA und dem Iran würde die ohnehin schwache Weltkonjunktur weiter bremsen. Das hätte fatale Auswirkungen für uns Verbraucher und auch auf die gesamte deutsche Wirtschaft.

Die Kriegsgefahr im Nahen Osten ist virulent, obwohl keine der beiden Seiten ein Interesse an einer kriegerischen Auseinandersetzung haben kann. Dennoch drohen mal die USA, mal der Iran mit Raketen-, Drohnen-, oder Bombeneinsatz. Mal sucht US-Außenminister Mike Pompeo in Jerusalem, Europa und Asien nach Verbündeten für eine "Koalition der Willigen", mal signalisiert US-Präsident Donald Trump Verhandlungsbereitschaft "ohne Vorbedingungen". Je unberechenbarer aber das Muskelspiel zwischen den USA und dem Iran wird, desto wahrscheinlicher wird die Weltwirtschaft dauerhaft in Mitleidenschaft gezogen.

Krisen bedeuten Preisauftrieb

Ohnehin ist die Wachstumsdynamik in der Welt momentan lahm. Chinas Konjunktur hält ihr geplantes Tempo nur mit Ach und Krach, Deutschland und die meisten Teile Europas stagnieren wirtschaftlich. Die USA profitieren noch von Trumps Steuerreform, doch dieser Effekt dürfte bald verflachen. Ein kriegerischer Konflikt ist das Letzte, was sich die Wirtschaftsregionen der Welt wünschen können. Nur für die USA liegt der Fall ein bisschen anders. Zwar kann Präsident Trump zwei Jahre vor den nächsten Wahlen kein Interesse an einem neuen Krieg auf der arabischen Halbinsel haben – doch für die US-Konjunktur könnte sich die neue Unsicherheit positiv auswirken. Der Grund: Die USA sind im vergangenen Jahr zum Exporteur von Öl geworden, nachdem sie zuvor fast Jahrzehnte lang der größte Kunde auf dem Weltmarkt waren.

Derzeit liegt der Ölpreis bei rund 65 Dollar für das Fass. Das wird sich ändern, wenn die Auseinandersetzung in einen offenen Konflikt münden sollte und der Öltransport durch die Straße von Hormus nachhaltig behindert würde. Die Ölpreise würden wahrscheinlich dauerhaft über die jetzige Marke steigen. Die Weltwirtschaft ist zwar unabhängiger von der Opec geworden, die Abhängigkeit von Öl insgesamt ist gesunken und die weltweiten Lagerbestände sind wegen der schwachen Konjunktur hoch. Doch Krisen bedeuten immer noch Preisauftrieb – und von dem würden auch die USA profitieren.

Das US-Öl wird wesentlich als Schieferöl gefördert. Es muss in aufwendigen Verfahren aus dem Ölschiefer herausgelöst werden. Erst ab einem Preis von etwa 50 Dollar lohnt sich die Sache für die meisten Bohrstellen – das US-Öl notiert erst seit einigen Tagen wieder zuverlässig über dieser Marke.

Schlechte Vorzeichen für die Weltwirtschaft

Die Drohung des Iran, die Straße von Hormus zu sperren, tut ein Übriges. Rund ein Drittel des weltweit gehandelten Öls muss die nur sechs Kilometer breite Schifffahrtsrinne am südlichen Ende des Persischen Golfs auf dem Weg zum Verbraucher passieren. Auch Flüssiggas aus Katar wird von hier aus vor allem nach Asien verschifft. Gelänge es dem Iran, diesen Seeweg zu blockieren oder die Passage so gefährlich zu machen, dass der Schiffsverkehr unterbrochen werden muss, würde möglicherweise ein weiterer Preisschub ausgelöst. Japan und China würden darunter besonders leiden. Umgekehrt würde der Export zum Beispiel deutscher Maschinen und Fahrzeuge auf die arabische Halbinsel dauerhaft schwierig.

Für die Weltwirtschaft sind das schlechte Vorzeichen. Der Preisauftrieb des immer noch wichtigsten Rohstoffes der Welt würde das Wachstum in den Importstaaten bremsen. Die Blockade eines der wichtigsten Seewege der Welt würde die Seeschifffahrt treffen.

Der Luftverkehr ist schon in Mitleidenschaft gezogen. Die USA haben ihren Fluggesellschaften das Überfliegen der arabischen Halbinsel in der vergangenen Woche untersagt, die meisten europäischen Airlines sind gefolgt. Das Umfliegen der üblichen Routen ist teuer, die Träume der Vereinigten Arabischen Emirate, sich dauerhaft als Luftdrehkreuz zwischen Europa und Asien zu etablieren, stehen auf der Kippe, wenn der Konflikt anhält.

Die Weltbank sieht die Weltwirtschaft an der "Wegscheide". In der vergangenen Woche revidierte Weltbankchef David Malpass die bisherige Wachstumsprognose für die Welt auf 2,6 Prozent nach unten. Er rief alle Beteiligten auf, Konflikte beizulegen, die dem Handel schaden könnten. Gehört wurde dieser Appell in Washington ganz offensichtlich nicht.

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Ihr neuestes Buch heißt: "Regierung ohne Volk. Warum unser politisches System nicht mehr funktioniert."

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