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Crowdinvesting: Was ist das? Lohnt sich Crowdinvesting?


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Gruppen-Investment
Das steckt hinter dem neuen Anlagetrend Crowdinvesting


Aktualisiert am 04.08.2021Lesedauer: 7 Min.
Großbaustelle: Mit Crowdinvesting können Anleger mit kleinen Beträgen in Großprojekte wie Immobilien investieren.Vergrößern des Bildes
Großbaustelle (Symbolbild): Mit Crowdinvesting können Anleger mit kleinen Beträgen in Großprojekte wie Immobilien investieren. (Quelle: imago-images-bilder)

Sie wollen als Kleinanleger in den Bau eines Einkaufszentrums in Wien oder Berlin investieren? Das geht – mit der Anlageform Crowdinvesting. t-online erklärt die Hintergründe und Risiken.

In der Gruppe sind wir stark – das ist das Motto bei sogenannten Crowdinvestings. Der neue Trend bei der Geldanlage führt zu einem wachsenden Markt und damit zu einem nicht ganz übersichtlichen Angebot. t-online erklärt, welche Strategie sich hinter dem hippen Wort verbirgt, für wen sich das lohnt und inwiefern es sich von anderen Trends wie Crowdfunding unterscheidet.

Was ist Crowdinvesting?

Beim Crowdinvesting, zu Deutsch Gruppeninvestition, tun sich viele Kleinanleger auf einer Internet-Plattform zusammen und investieren als Gruppe Geld in ein großes Projekt, etwa den Bau eines Mehrfamilienhauses.

Ein anderes Wort für Crowdinvesting ist deshalb auch "Schwarmfinanzierung", in internationalen Fachkreisen spricht man von "equity-based Crowdfunding". Denn: Crowdinvesting ist eine Unterform des bekannteren Crowdfunding.

Wie beim Crowdfunding gibt es in der Regel einen Mindestbetrag, den ein Projekt in der Phase des Geldsammelns erreichen muss. Kommt die Summe nicht zustande, erhalten alle Anleger ihr Geld zurück – und das Projekt wird nicht realisiert.

Anders als beim Crowdfunding, mit dem Spender etwa Künstler oder Vereine unterstützen, möchten die Anleger beim Crowdinvesting aber vor allem hohe Renditen erzielen. Wenn das Projekt abgeschlossen ist, erhalten die Anleger Ihr Kapital plus Zinsen zurück.

Diese sind im Vergleich zu anderen Anlageklassen sehr hoch. Gerade im Immobilienbereich versprechen viele Crowdinvesting-Projekte vier bis sechs Prozent Zinsen.

Wer kann Crowdinvesting betreiben?

Von Kleinanlegern über Unternehmen bis hin zu Großinvestoren – Crowdinvesting steht quasi jedem offen. Das liegt auch an den kleinen Einstiegssummen: Je nach Plattform liegt der Mindestanlagebetrag in der Regel bei 10 Euro, 250 Euro oder 500 Euro. Es gibt allerdings auch Crowdinvesting-Webseiten, die lediglich 1 Euro als Mindestbetrag verlangen.

Auf diese Weise können auch Kleinanleger etwa in den Bau einer Großimmobilie investieren – eine Anlageklasse, die traditionell nur Großinvestoren mit viel Geld offen stand. Das Interesse scheint vorhanden zu sein: Immer mehr Kleinanleger investieren ihr Geld in die neue Anlageklasse. Während sich die Gesamtsumme aller Crowdinvestments in Deutschland 2014 noch auf 24 Millionen Euro belief, waren es 2019 schon 422 Millionen.

Am häufigsten finanzieren die Schwärme an Kleinanlegern mittlerweile Immobilienprojekte über die Plattformen. Weitere Branchen sind der Energiesektor oder Start-ups.

Wie lege ich mit Crowdinvesting Geld an?

Indem Sie Ihr Geld über eine Plattform im Netz in bestimmte Crowdinvesting-Projekte anlegen. Da Crowdinvesting als Anlageform noch sehr jung ist, gibt es noch relativ viele verschiedene Anbieter, die sich als Marktführer durchsetzen könnten.

Das macht den Markt unübersichtlich. Wenn Sie sich als Anfänger einen ersten Überblick verschaffen wollen, helfen Ihnen jedoch einige Webseiten wie etwa Crowdfunding.de oder Biallo. Dort gelistet sind etwa Crowdinvestment-Portale wie:

  • Bergfürst
  • Exporo
  • Zinsbaustein

Die einzelnen Plattformen legen meist einen Fokus auf eine Branche, etwa Immobilien, nachhaltige Investments oder den Energiesektor. Daneben gibt es aber auch Immobilienkonzerne, die Crowdinvesting-Plattformen anbieten, etwa Engel & Völkers und Kensington.

Wenn Sie sich für eine Plattform entschieden haben, registrieren Sie sich mit Ihren Daten. Anschießend können Sie sich ein Projekt aussuchen. Bei manchen Plattformen können Sie sich dafür an einer Risikobewertung der einzelnen Projekte orientieren.

Wenn Sie sich ein Projekt ausgesucht und Ihre gewünschte Beteiligungssumme angegeben haben, können Sie sich schnell an einem Projekt beteiligen. Auf einigen Seiten heißt dieser Vorgang "Zeichnen". Sammelt die Plattform die benötigte Summe für ein Projekt, gibt sie das Geld als Darlehen an das ausführende Unternehmen weiter.

Anschließend müssen Sie als Investor den vereinbarten Zeitrahmen oder das Ende des Projektes abwarten, bevor Sie Ihre zugesagte Rendite erhalten. Wenige Plattformen bieten auch jährliche Ausschüttungen an.

Lange Laufzeiten, junge Plattformen

Achten Sie daher auf die Mindestlaufzeiten der Projekte: Bei Immobilien belaufen sich diese meist auf ein Jahr, aber auch Laufzeiten von 4 bis 8 Jahren sind nicht ungewöhnlich. Das ist wichtig, denn für die Dauer der Mindestlaufzeit ist Ihr Geld fest gebunden, Sie können es nicht aus dem Projekt abziehen.

Erreicht ein Projekt die erforderliche Summe nicht, bekommen alle Anleger in der Regel ihr Geld zurück. Alternativ kann die Crowdinvesting-Plattform den Sammelzeitraum auch verlängern oder Großinvestoren als Geldgeber zulassen.

Wichtig: Auch auf die Plattform selbst sollten Sie achten. Manche Vermittler sind erst seit sehr kurzer Zeit auf dem Markt, andere können bereits auf zehn Jahre Erfahrung zurückblicken.

Prüfen die Plattformen die Projekte?

Meistens ja, jedoch oft nur oberflächlich. Die Aussagen der Plattformen unterscheiden sich in diesem Punkt. Das Unternehmen Zinsbaustein etwa gibt an, dass die Betreiber Unterlagen zum Projektentwickler, die Kostenkalkulation und auch Genehmigungen anfordern, bevor sie ein Projekt auf ihrer Plattform zulassen.

Exporo verweist dagegen darauf, dass die Plattform Projekte zwar nach formalen Aspekten prüfen kann, aber dies nur eine eingeschränkte Prüfung sei. Exporo könne nicht garantieren, dass die Angaben stimmen. Dass ein Projekt bei Exporo gelistet ist, bedeute nicht, dass ein Investment wirtschaftlich sinnvoll sei.

Als Anleger sollten Sie immer bedenken: Die Plattformen sind Vermittler, die nicht reguliert sind. Vergleichsportale für solche Crowdinvesting-Projekte gibt es für Anleger aktuell nicht. Allerdings vergleichen manche Internetseiten die Portale, die diese Projekte anbieten. So hat etwa das Deutsche Kundeninstitut Crowdinvesting-Plattformen bewertet und die Studienergebnisse online veröffentlicht.

Wie hoch sind die Risiken beim Crowdinvesting?

Die Risiken beim Crowdinvesting sind bisweilen hoch. Über die Plattformen leihen Sie ihr Geld einer Firma für ein bestimmtes Projekt – doch ob es erfolgreich ist, hängt auch von der ausführenden Firma ab. Ist das Projekt zu ambitioniert oder der Konzern dahinter nicht erfahren genug, tragen die Kleinanleger das volle Risiko. Das hat mehrere Gründe:

  • Crowdinvestings sind nachrangige Darlehen.
  • Crowdinvesting ist kaum reguliert.
  • Es gibt keine Einlagensicherung.

Geht die Firma hinter dem Projekt pleite, bekommen die Kleinanleger als letzte ihr Geld zurück. Der Schuldner erfüllt also erst die Forderungen aller anderen Gläubiger.

Zu diesem Regelfall gibt es aber auch Alternativen: Die Plattform Bergfürst verweist auf ihrer Seite darauf, dass sie die Projekte nicht mit nachrangigen Darlehen finanzieren. Hier lohnt also ein genauer Blick.

Grundsätzlich gilt: Als Anleger bewegen Sie sich beim Crowdinvesting im sogenannten grauen Kapitalmarkt. Im Gegensatz zum herkömmlichen weißen Kapitalmarkt, unter den etwa Anlageklassen wie Wertpapiere an der Börse fallen, greifen hier kaum Regulierungen oder eine Einlagensicherung.

Sie sollten sich daher besonders über die Firma hinter dem Projekt informieren. Auf diese Dinge sollten Sie zum Beispiel vor einem Investment achten:

  • Wie viel Eigenkapital der Firma steht hinter dem Schwarmkapital? Bei weniger als zehn Prozent sollten Sie von dem Investment absehen.
  • Lesen Sie das Vermögensanlagen-Informationsblatt, die konkrete Projektplanung und den Jahresbericht der Projektfirma.
  • Gibt die Plattform eine ausführliche Risikobewertung? Wenn nicht, sollten Sie auf dieser Plattform keine Projekte zeichnen.

Wichtig: Beim Crowdinvesting können Sie während der Laufzeit nicht kündigen. Das Geld ist also fest in einer risikoreichen Anlage für mehrere Jahre angelegt.

Daher sollten Sie bei den Risiken des Crowdinvestings eine Börsenweisheit im Hinterkopf behalten, um die Gefahren einzuschätzen: Je höher die versprochene Rendite, desto größer ist Ihr Anlagerisiko.

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Muss ich Gewinne aus dem Crowdinvesting versteuern?

Ja, die Gewinne aus Crowdinvesting-Geschäften müssen Sie anteilig versteuern. Die Anbieter von Crowdinvesting-Projekten bieten Ihnen als Anleger eine feste Rendite, diese gilt als Kapitalertrag und fällt damit unter die Kapitalertragssteuer – natürlich erst, nachdem Sie Ihre Zinsen erhalten haben.

Das bedeutet: Gewinne aus Crowdinvesting-Geschäften müssen Sie genauso versteuern wie Gewinne aus Aktiengeschäften, also mit 25 Prozent. Sind Sie zudem noch Mitglied in der Kirche, müssen Sie auf Ihre Gewinne auch noch Kirchensteuer bezahlen. Zudem gilt auch hier der Freibetrag von 801 Euro, sofern Sie diesen nicht schon für Gewinne aus anderen Kapitalerträgen, zum Beispiel Aktien, aufgebraucht haben. Auch Verluste aus dem Crowdinvesting-Geschäft können Sie geltend machen.

Einige Crowdinvesting-Plattformen führen die anfallende Steuer direkt für Sie ab – Sie müssen sich als Anleger nicht mehr darum kümmern. Die Plattform übernimmt in diesem Fall also dieselbe Rolle wie Ihr Broker. Allerdings: Prüfen Sie vor dem Investment, ob die Plattform, über die Sie in ein Projekt investieren möchte, diese Aufgaben für Sie automatisch übernimmt.

Andere Bedingungen bei ausländischen Investments

Aufpassen müssen Sie dagegen, wenn Sie in Immobilien-Projekte im Ausland investieren. Hier führen die Anbieter nicht automatisch Ihre Steuern ab. Das bedeutet: Bei der Ausschüttung Ihrer Zinsen erhalten Sie den unversteuerten Betrag und müssen in Ihrer Steuererklärung diese Gewinne angeben und nachträglich versteuern.

Dafür erhalten Sie von den größeren Plattformen zu Beginn des kommenden Jahres einen elektronischen Steuerbescheid, den Sie bei Ihrer Steuererklärung der Anlage KAP beilegen. Vergessen Sie also nicht: Als Anleger sind Sie bei ausländischen Investments in der Erklärungspflicht.

Was ist der Unterschied zum Crowdfunding?

Crowdinvesting ist eine Unterform des Crowdfunding – hat aber ganz andere Absichten. Das bekanntere Crowdfunding, das über Portale wie Kickstarter oder GoFundMe große Aufmerksamkeit erreicht hat, ist eine Spende für ein Projekt.

Der Hintergrund bei Crowdfunding ist ein altruistischer – als Spender möchten Sie ein Projekt unterstützen, da Sie hinter der Idee stehen, nicht, weil Sie sich eine hohe Rendite erhoffen. Künstler finanzieren über Crowdfunding etwa die Aufnahme eines Albums, den Druck eines Buches oder den Prototyp einer Erfindung.

Unterstützer erhalten nach Vollendung des Projektes je nach Spendenbetrag verschiedene Dankeschöns. Von Postkarten, namentlichen Nennungen oder der Zusendung eines Exemplars des finanzierten Buches bis hin zu persönlichen Treffen bieten die geförderten Künstler einige Belohnungen an. Wirtschaftliche Rendite gibt es aber nur beim Crowdinvesting.

Verwendete Quellen
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