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Zertifikate: Wie ist das und wie funktionieren sie?


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Vor- und Nachteile
Winkt das schnelle Geld? Für wen sich Zertifikate lohnen


Aktualisiert am 13.05.2024Lesedauer: 7 Min.
Fallende Börsenkurse (Symbolbild): Mit Zertifikaten kann man auch auf sinkende Kurse spekulieren.Vergrößern des Bildes
Fallende Börsenkurse (Symbolbild): Mit Zertifikaten kann man auch auf sinkende Kurse spekulieren. (Quelle: solarseven/Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Zertifikate versprechen schnelles Geld, doch Anleger sollten achtsam sein. Denn den großen Chancen stehen hohe Risiken gegenüber. Wir erklären die Vor- und Nachteile dieser Finanzprodukte.

Seit der Finanzkrise 2008 haben Zertifikate ein schlechtes Image. Sie gelten als spekulativ und für Anleger schwer zu durchschauen. Wer in sie investieren will, sollte daher genau verstehen, wofür man diese speziellen Finanzprodukte einsetzen kann – und was dabei auf dem Spiel steht.

Wir zeigen, wie Zertifikate genau funktionieren, welche Vor- und Nachteile sie haben und welchen Unterschied es macht, ob man in ein Bonus-, Discount-, Index- oder Garantiezertifikat investiert.

Was ist ein Zertifikat?

Zertifikate sind spezielle Finanzprodukte aus der Gruppe der Derivate. Das bedeutet, dass Sie damit zum Beispiel nicht direkt in bestimmte Wertpapiere wie Aktien investieren, sondern in ein Produkt, das sich an diesen Wertpapieren lediglich orientiert.

Diese zugrunde liegenden Anlagen nennt man auch Basiswerte. Von ihnen leitet sich der Preis der Zertifikate ab. Basiswert eines Zertifikats können dabei Aktien sein, aber auch andere Anlageklassen wie Indizes, Anleihen, Rohstoffen oder Währungen.

Rechtlich gesehen sind Zertifikate Schuldverschreibungen, also Zahlungsversprechen. Im Falle eines Aktien-Zertifikats heißt das: Sie kaufen mit einem Zertifikat keine Anteile an einem Unternehmen, sondern gehen mit dem Emittenten des Zertifikats – zum Beispiel einer Bank – ein Abkommen, man könnte auch sagen: eine Wette auf den künftigen Kursverlauf ein.

Das ist nicht ganz risikolos. Denn Zertifikate gelten – anders als etwa Fonds – nicht als Sondervermögen. Geht der Herausgeber des Zertifikats pleite, ist Ihr Geld mit hoher Wahrscheinlichkeit verloren, da es Teil der Insolvenzmasse wird. Das nennt man auch Emittentenrisiko.

Was sind Vor- und Nachteile von Zertifikaten?

Zertifikate haben vor allem zwei Vorteile: Erstens können Sie mit ihnen in Anlageklassen investieren, die ansonsten nicht so leicht zugänglich sind. Mittels Zertifikaten können Sie Ihr Geld etwa in Rohstoffe oder Edelmetalle anlegen. So kann es zum Beispiel bequemer sein, wenn Sie sich ein Zertifikat auf den Goldpreis kaufen und so von seiner Entwicklung profitieren, als wenn Sie sich einen echten Goldbarren in den Safe legen. Ähnliches gilt für Rohstoffe wie Öl.

Außerdem können Privatanleger Zertifikate auch dafür nutzen, ihr Depot abzusichern. Denn mit ihnen kann man auch auf fallende Kurse setzen. Verfolgen Sie also zum Beispiel generell eine langfristige Anlagestrategie, bei der Sie über Jahre immer wieder Krisen aussitzen müssen, könnte ein Zertifikat in diesen Krisenzeiten dafür sorgen, Verluste auszugleichen.

Der Nachteil von Zertifikaten für Sie als Anleger ist allerdings das Risiko, das Sie damit eingehen. Dazu zählt zunächst das bereits erwähnte Emittentenrisiko, durch das Sie im Falle einer Pleite des Zertifikate-Herausgebers leicht Ihr gesamtes Geld verlieren können.

Aber auch wenn die Bank nicht pleite geht, können Sie mit Zertifikaten Verluste machen. Das gilt insbesondere, wenn Sie in sogenannte Hebelzertifikate investieren (siehe unten). Denn wenn es nicht so läuft wie geplant, vervielfacht sich damit Ihr Verlust.

Welche Arten von Zertifikaten gibt es?

Zertifikate gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen. Zu den bekanntesten zählen Index-, Discount-, Bonus- und Garantie-Zertifikate. Aber auch Aktienanleihen sind Zertifikate. Zudem unterscheidet man "einfache" Zertifikate und solche mit Hebelwirkung.

Hebelzertifikate

Zertifikate sind für viele Anleger vor allem deshalb verlockend, weil man mit ihnen Gewinne vervielfachen kann. Dafür müssen Sie in Zertifikate mit Hebelwirkung investieren. Diese nennt man auch Hebelprodukte oder Knock-out-Zertifikate.

Bei einem Hebel von zehn vergrößert sich Ihr Gewinn zum Beispiel um das Zehnfache, bei einem Hebel von drei um das Dreifache. Voraussetzung für diese Wertentwicklung ist aber, dass Sie mit Ihrer Erwartung für die Kursentwicklung richtig liegen. Haben Sie falsch spekuliert, vervielfältigt sich auch Ihr Verlust entsprechend.

Spekulieren können Sie dabei in beide Richtungen – sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse. Setzen Sie auf steigende Kurse, nennt sich das Long-Position, bei einer Wette auf fallende Kurse, erwerben Sie eine so genannte Short-Position. Im Börsensprech ist deshalb auch vom "Shorten" oder "Long gehen" die Rede.

Index-Zertifikate

Index-Zertifikate bilden meist die Wertentwicklung eines Aktienindex wie zum Beispiel des Dax im Verhältnis eins zu eins ab. Sie haben also keine Hebelwirkung. Das Indexzertifikat ist damit in etwa so riskant wie der Index, den es abbildet. Allerdings kommt noch das Emittentenrisiko hinzu (siehe oben).

Meist setzen Anleger mit einem Index-Zertifikat auf steigende Kurse, ohne dass sie sich an eine feste Laufzeit binden. Index-Zertifikate funktionieren damit ähnlich wie ein ETF ("Exchange Traded Fund"), der ebenfalls einen bestimmten Index abbildet. Anleger nutzen Index-Zertifikate häufig in Form von Sparplänen für die Altersvorsorge. Allerdings sind Zertifikate im Vergleich zu ETFs meist mit hohen Kosten verbunden, die auch für geübte Anleger nicht immer leicht zu erkennen sind (mehr dazu unten).

Ein Vorteil von Index-Zertifikaten ist hingegen, dass sie für den Herausgeber leichter zu konstruieren sind, wodurch das Angebot breiter ist – und Sie zum Beispiel eher in neu aufkommende Nischen- und Wachstumsmärkte investieren können.

Discount-Zertifikat

Discount-Zertifikate heißen so, weil Sie damit gewissermaßen einen Rabatt bekommen. Kostet der Basiswert, von dem sich das Zertifikat ableitet, zum Beispiel 80 Euro, zahlen Sie mit einem Discount-Produkt womöglich nur 60 Euro. Sinkt der Kurs des Basiswerts, verlieren Sie als Zertifikatsbesitzer also nicht so stark, als wenn Sie direkt in den Basiswert investiert hätten. Diesen Vorteil erkaufen Sie sich aber mit einem Nachteil bei möglichen Gewinnen.

Denn Discount-Zertifikate sind durch einen sogenannten Cap gedeckelt. Das bedeutet einfach nur, dass Ihre Gewinne eine bestimmte Grenze nicht überschreiten können. In unserem Beispiel könnte der Cap bei 90 Euro liegen. Steigt der Basiswert auf 100 Euro, erhalten Sie nur die Wertsteigerung von 80 auf 90 Euro als Gewinn. Generell gilt: Je größer der Rabatt, desto tiefer sitzt der Deckel.

Eine solche Grenze gibt es allerdings nur nach oben, nicht aber nach unten. Das heißt: Verluste machen Sie in voller Höhe. Fällt die Aktie im schlimmsten Fall auf Null, ist – genauso wie bei einem herkömmlichen Aktien-Investment – Ihr gesamtes Geld weg.

Bonus-Zertifikat

Auch hier ist der Name Programm. Denn mit Bonus-Zertifikaten haben Sie die Chance auf zusätzliches Geld. Die Bank zahlt Ihnen nämlich am Ende der Laufzeit entweder einen vorher festgelegten Betrag oder den Betrag, um den die zugrunde liegende Anlage im Wert gestiegen ist.

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Dafür darf diese Anlage, auf der das Zertifikat fußt, aber während der gesamten Laufzeit einen bestimmten Kurs nicht unterschreiten. Geschieht das doch und bleibt der Kurs unten, gibt es den vereinbarten Bonusbetrag nicht – und Sie haben dazu noch Geld verloren.

Geht die Wette hingegen auf – sinkt der Kurs des Basiswerts also nicht tiefer als die festgelegte Grenze –, machen Sie entweder Gewinn in Höhe der Kurssteigerung des Basiswerts oder haben sich zumindest teilweise gegen einen Kurseinbruch abgesichert, weil Sie nun den Bonus bekommen.

Garantie-Zertifikat

Garantie-Zertifikate nennt man auch Kapitalschutz-Zertifikate, weil die Bank Ihnen garantiert, am Laufzeitende einen bestimmten Kurs zu zahlen – egal ob der tatsächliche Kurs des Basiswerts bis dahin darunter liegt. Haben Sie zum Beispiel vereinbart, dass Ihnen die Bank 90 von eingesetzten 100 Euro zurückzahlt, muss sie das auch tun, wenn der Basiswert auf 80 Euro gefallen ist. So deckeln Sie Ihren Verlust.

Womöglich müssen Sie dafür aber in Kauf nehmen, dass Sie von einem deutlichen Kursanstieg des Basiswerts nur teilweise profitieren. Das hängt aber davon ab, wie Ihr Garantie-Zertifikat genau gestaltet ist. Hier gibt es Unterschiede von Produkt zu Produkt.

Welche Kosten gibt es bei Zertifikaten?

Im Vergleich zu anderen Finanzprodukten kommen bei Zertifikaten hohe Kosten auf Sie zu. Die wichtigsten Gebühren, auf die Sie achten sollten, sind:

  • Ordergebühr: Beim Kauf von Zertifikaten müssen Sie eine Gebühr zahlen, deren Höhe von Ihrem Depotanbieter abhängt. Das gilt aber auch für andere Wertpapiere.
  • Ausgabeaufschlag: Ebenfalls gängig ist der Aufschlag für die Ausgabe neu herausgegebener Zertifikate. Die genaue Höhe finden Sie im Verkaufsprospekt.
  • Managementgebühr: Vor allem bei Zertifikaten mit unbegrenzter Laufzeit lassen sich die Emittenten ihren Aufwand oft mit Gebühren zwischen 0,5 und 1,5 Prozent pro Jahr bezahlen. Diese Kosten sind bereits innerhalb des Zertifikats verrechnet und mindern seinen Wert.
  • Fehlende Dividenden: Wenn Sie direkt in Aktien investieren, erhalten Sie häufig Dividendenzahlungen. Die meisten Zertifikate schütten hingegen nichts aus. Eine Ausnahme sind Index-Zertifikate.
  • Geld-Brief-Spanne: Banken verlangen für Zertifikate in der Regel mehr Geld, als sie selbst dafür zahlen wollen. Die Differenz zwischen dem Briefkurs, der für Anleger gilt, und dem Geldkurs des Emittenten ist die Geld-Brief-Spanne. Kosten zwischen 0,5 bis 1 Prozent sind hier annehmbar.
  • Innenprovision: Vermittelt ein Vertriebspartner ein Zertifikat, kann das den Kunden bei manchen Produkten zwischen 1 und 3 Prozent des Aufgabepreises zusätzlich kosten. Allerdings bekommt er über diese Innenprovision keine Rechnung, sondern sie mindert den Wert des Zertifikats.
  • Quanto-Kosten: Liegen Zertifikaten ausländische Aktien oder Indizes zugrunde, besteht ein Währungsrisiko. Das kann man aber durch das sogenannte Quanto, eine Währungssicherung, ausschalten. Je nach Währung kostet Sie das zwischen 1,5 und 2 Prozent pro Jahr.
  • Rücknahmegebühr: Bei manchen Zertifikaten kann es vorkommen, dass Sie eine Gebühr zahlen müssen, wenn Sie das Produkt vor Ende der Laufzeit zurückgeben. Diese Rücknahmegebühr an den Emittenten können Sie dem Verkaufsprospekt entnehmen.

Für wen lohnen sich Zertifikate?

Generell sind Zertifikate komplizierte Finanzprodukte und für Anfänger daher eher nicht geeignet. Nur wenn Sie vollkommen verstanden haben, wie das Zertifikat funktioniert, sollten Sie investieren. Auch die Kosten sollten Ihnen dabei klar sein. Die sind allerdings nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen.

Darüber hinaus sollten Sie sich bewusst sein, dass Sie mit Zertifikaten stets spekulieren. Die Wette kann aufgehen – dann profitieren Sie von Vorteilen wie etwa, dass Sie sich gegen Verluste absichern können, oder einem Vielfachen an Gewinn, wenn Sie sich für ein Hebelprodukt entschieden haben. Stellt sich Ihre Erwartung jedoch nicht ein oder geht die Bank pleite, laufen Sie jedoch Gefahr, dass Ihr Geld komplett weg ist.

Ansonsten gilt der gleiche Grundsatz wie bei anderen Geldanlagen: Investieren Sie nicht ohne Strategie. Nur wenn Sie ihr genaues Ziel kennen, können Sie auch den günstigsten Weg dorthin finden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Börse ARD
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