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t-online.de-Leser zur Grundrente: "Wo bleibt da das Leistungsprinzip?"


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t-online.de-Leser zur Grundrente
"Wo bleibt da das Leistungsprinzip?"


Aktualisiert am 12.11.2019Lesedauer: 4 Min.
Rentnerpaar beim SpaziergangVergrößern des Bildes
Rentnerpaar beim Spaziergang: Der Kompromiss zur Grundrente sorgt für viel Diskussionsstoff. (Quelle: Karlheinz Pawlik/imago-images-bilder)

So umstritten wie in der Politik, ist der Kompromiss zur Grundrente auch unter den t-online.de-Lesern. Ihr Urteil reicht von überfällig bis überflüssig. Das sind die Argumente.

Wer 35 Jahre oder mehr gearbeitet hat, soll im Alter mindestens zehn Prozent mehr bekommen als die Grundsicherung. So will es der Kompromiss zur Grundrente von CDU, CSU und SPD. Das Ziel: So soll die Altersarmut eingedämmt werden.

Wie ist Ihre Meinung zur Grundrente? Das haben wir unsere Leser gefragt. Die Zahl der Reaktionen war immens. Deutlich mehr als 4.000 Rückmeldungen haben uns über das Umfrageformular, per Mail und über den Kommentarbereich erreicht. Ein eindeutiges Zeichen: Das Thema wühlt die Menschen auf. Jeder muss sich irgendwann damit auseinandersetzen: Wie kann ich in Würde und ohne Angst vor dem finanziellen Ruin altern?

In den Tausenden Einsendungen, die wir erhalten haben, gibt es einige Aspekte, die die Leser besonders bewegen.

Eine grundlegende Reform des Rentensystems ist notwendig

Der demographische Wandel stellt das gesamte Rentenkonzept der Bundesrepublik langfristig auf die Probe. Wie soll irgendwann ein arbeitender Mensch einen Rentner finanzieren? Leser B. Brückner weist auf ein Problem hin, das eine ganze Reihe von Lesern so sehen. Der Grundrenten-Kompromiss geht ihm nicht weit genug. In seinen Augen stellt er nur den Beginn dessen dar, was an Reformen zwingend notwendig wäre.

B. Brückner: "Die Grundrente ist nur ein sehr kleiner Baustein im Rentensystem, das grundlegend reformiert werden muss, um den "Generationenvertrag" weiterhin zu erfüllen. (...) Leider wagt keine Partei diesen aufwendigen Schritt. Zurzeit reicht es nur zu Reförmchen – teuren Lösungen für eine sehr begrenzte Anzahl an bestimmten Rentengruppen. Insgesamt besser als nichts, aber bei weitem nicht gut. Die Grundrente ist gut gemeint. Sie wird aber nicht gut umgesetzt, da nicht an künftige Generationen gedacht wird. Politik ist oft geprägt von der Umsetzung von kleinen Schritten bis zum nächsten Wahltermin – selten von Visionen und Reformen für die nächsten Jahrzehnte."

Der Kompromiss ist längst überfällig

Eltern oder Großeltern hätte durch die Grundrente geholfen werden können. Finanzielle Belastungen der Familienangehörigen hätten verringert werden können. Das sind Gründe, die viele Leser nennen, die den Kompromiss für richtig, gar überfällig halten. Manche sehen in der Grundrente aber auch einfach einen wichtigen Schritt zu einem größeren Reformprogramm.

M. Schmidt: "Aus meiner eigenen Familie kenne ich die Problematik – mein Vater war Bauarbeiter mit entsprechenden saisonalen Unterbrechungen seiner Erwerbsbiografie. Im letzten Lebensdrittel kam die Scheidung von meiner Mutter, was ihn über den Versorgungsausgleich letzten Endes auf knapp 900 Euro Rente kommen ließ. Für 50 Jahre Erwerbstätigkeit. (...) Die Regelung zur Grundrente hätte ihn finanziell wohl entlastet. Insofern finde ich diese Regelung gut – auch, dass es an eine gewisse Anzahl an Erwerbsjahren gekoppelt ist und nicht grundsätzlich an jeden ausgezahlt wird. (...) Unsere Demokratie funktioniert. Man hat gestritten und gerungen in der Sache und einen Kompromiss gefunden. Auch wenn beide Seiten der Groko Abstriche gemacht haben, sollte man diesen Kompromiss nicht von vornherein schlecht reden. (...) Es wird sicher noch ein bisschen Feintuning in der Praxis brauchen, wenn die Grundrente kommt, aber die Grundidee ist absolut gut und notwendig“

Peter Meyer: "Die Grundrente war längst überfällig. Allerdings hat die Politik die Notwendigkeit der Grundrente selbst erzeugt. Seit Jahren wird das Rentenniveau gesenkt. Wenn immer weniger Beitragszahler immer mehr Rentner finanzieren müssen, dann stimmt das System nicht mehr."

Ein Bedürftigkeitsnachweis ist notwendig

Der Koalitionsvertrag sieht einen Nachweis der Bedürftigkeit vor. Die Union wollte diesen. Die SPD hat sich dagegengestellt. Nun hat die Große Koalition den Nachweis entschärft. Aus ihm ist eine "Feststellung des Bedarfs" geworden. Dabei soll es sich um einen automatischen Einkommenscheck handeln. Wie das genau funktionieren soll: aktuell unklar. Zum Unmut vieler Leser. Sie verlangen einen eindeutigen Nachweis, der nicht umgangen werden kann.

Heribert Brandmüller: "Grundrente ist in Ordnung. Es ist aber nicht nachzuvollziehen, dass die Grundrente nicht mit einer Bedürftigkeitsprüfung verbunden wird. Das öffnet sicher viele Möglichkeiten für Betrug."

Gabi Wigmann: "Ich finde es nicht richtig, dass die Grundrente mit der Gießkanne ausgegossen wird. So kommen auch Leute in den Genuss, die schon jetzt genug Geld haben. Es müsste, wie von der CDU gefordert, eine Bedürftigkeitsprüfung geben. Es müsste auch einen Unterschied geben, ob man Teilzeit oder Vollzeit gearbeitet hat. Wo bleibt da das Leistungsprinzip."

Die Grundrente ist überflüssig – Leistung muss sich rentieren

Die Meinung, dass eine Grundrente überflüssig sei, ist in den Einsendungen ebenfalls häufig vertreten. Ein Argument steht für die Leser dabei klar im Vordergrund: Die Rente soll nach Leistung gezahlt werden. Wer lange genug gearbeitet und in die Rentenkasse eingezahlt hat, soll dafür im Alter auch entlohnt werden.


Walter: "Sie ist überflüssig und belastet diejenigen, die im Leben ausreichend gearbeitet und vorgesorgt haben. Sie ist ungerecht, zu teuer und der falsche Weg. Wenn es ungerecht ist, dass jemand, der 35 Jahre lang gearbeitet hat, nicht mehr als die Grundsicherung bekommt, dann ist es für den, der 40 Jahre gearbeitet hat und nicht mehr als die Grundrente bekommt doch auch ungerecht. Wie soll das weitergehen?"

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