Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Verkanntes Risiko Auf dem Sparbuch ist Ihr Geld in Gefahr
40 Prozent des Geldvermögens der Deutschen liegt als Bankguthaben auf Konten und Sparbüchern. Warum das fatal ist.
Was ist eigentlich ein Bankguthaben? Die Frage erscheint auf den ersten Blick naiv und überflüssig. Weiß doch jeder, was das ist. Stimmt, aber vielleicht nur oberflächlich.
Wenn wir uns nämlich die ökonomische und rechtliche Substanz anschauen, die hinter dem scheinbar so klaren Alltagsbegriff "Bankguthaben" steckt, dürften sich für manche überraschende und ernüchternde Einsichten ergeben.
Ein Bankguthaben ist ein kurzfristiger, unbesicherter Kredit des Kontoinhabers an ein Unternehmen in der Finanzbranche. Beim klassischen Bankguthaben also sind Sie als Sparer der Kreditgeber oder Gläubiger und Ihre Bank der Kreditnehmer, der Schuldner.
Ein Depot fällt nicht in die Konkursmasse
Gänzlich anders verhält es sich mit einem Bankdepot, in dem Sie Wertpapiere oder Fondsanteile aufbewahren können. Den grundlegenden Unterschied haben wir im vorletzten Beitrag dieser Kolumne gezeigt: Wertpapiere sind keine Bankguthaben oder Bankeinlagen, also auch kein Kredit an die Bank.
Der Inhalt eines Depots wird lediglich von der Bank für den Depotinhaber verwahrt und kann von der Bank, im Gegensatz zu einem Kontoguthaben, nicht weiterverliehen werden. Der Depotinhalt fällt im Falle einer Pleite der Bank damit nicht in die Konkursmasse.
Der "ETF-Papst"
Dr. Gerd Kommer ist seit mehr als 20 Jahren Bestsellerautor für Investmentratgeberbücher. Zugleich ist er Geschäftsführer der Gerd Kommer Capital GmbH, einer digitalen Vermögensverwaltung, bei der Kunden bereits mit kleinen Beträgen starten können, sowie der Gerd Kommer Invest GmbH
Wenn die Bank ins Trudeln gerät, kann das Geld weg sein
Ganz anders bei einem Bankguthaben: Wie erwähnt handelt es sich bei Spareinlagen nur um einen unbesicherten Kredit an Ihre Bank – also ein Unternehmen mit typischerweise nur mittlerer, oft genug sogar schlechter Kreditwürdigkeit. Die Folge: Wenn der Schuldner – die Bank – ins Trudeln gerät oder pleitegeht, kann das Geld des Kreditgebers (des Kontoinhabers) weg sein, entweder ganz oder teilweise.
Bankpleiten hat es in allen Ländern in den vergangenen 200 Jahren immer wieder gegeben, auch in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg und danach. In den USA rutschten in der Finanzkrise von 2007 bis 2013 etwa 500 Banken in den Konkurs. In Europa mussten in diesem Zeitraum Hunderte Banken von ihren jeweiligen Staaten auf Kosten der Steuerzahler gerettet werden, darunter mehr als ein Dutzend mittelgroße und große deutsche öffentliche und private Institute.
Diese Bankpleite hat es zuletzt gegeben
2016 etwa ging die Deutsche Bank, einst das Juwel unter den deutschen Finanzinstituten, durch einen existenzgefährdenden Absturz. Ihre Aktie erlitt zwischenzeitlich einen Verfall von mehr als 90 Prozent gegenüber dem Stand von Juni 2007.
Die beiden größten Schweizer Bankhäuser, UBS und Credit Suisse, erlitten 2008/2009 schwerste und aus damaliger Sicht existenzbedrohende Verluste. Die fünf heute am kürzesten zurückliegenden deutschen Bankpleiten sind die Maple Bank in Frankfurt (2016), die Bremer Landesbank (2016), die Süddeutsche Aktienbank in Stuttgart (2017), die Wirecard Bank (2020) und die Greensill Bank (2021). Hinzu kommen einige kleinere Institute, die weniger bekannt sind.
Irrglaube, ein zu großes Vertrauen in die eigene Bank zu setzen
Fakt ist: Die meisten Banken im deutschsprachigen Raum und auch in anderen Staaten haben allenfalls mittelmäßige Kreditwürdigkeits-Note ("Ratings"), sind also Schuldner von nur lauwarmer Qualität. Das sollte nicht verwundern, denn etwa 90 Prozent des Kapitals einer typischen Bank sind Schulden, also Fremdkapital. Mit einer so hohen Verschuldung könnte ein Unternehmen in kaum einer anderen Branche langfristig überleben. Zu den Schulden gehören – wie erwähnt – auch die Kontoguthaben von Privatanlegern.
Viele Menschen setzen dennoch sehr großes Vertrauen in ihre Bank, besonders die lokale Kleinbank halten viele Deutsche für sicherer als nationale oder internationale Großbanken.
Ein naiver Irrglaube, der vermutlich daher rührt, dass entsprechende Kleinpleiten nie in den überregionalen Medien auftauchen. Auch dürften einige Menschen das Gefühl von Vertrautheit mit Sicherheit verwechseln – ein bekannter Denkirrtum, dem sich bis zu einem gewissen Grad wohl niemand entziehen kann.
Einlagen bis 100.000 Euro sind gesetzlich gesichert – in der Regel
Natürlich versucht die Politik für dieses Problem eine Antwort zu finden: Als Folge der globalen Finanzkrise in den Jahren 2008 bis 2010 werden seit 2011 in Deutschland und in der EU 100.000 Euro pro Kontoinhaber bei einer bestimmten Bank vom jeweiligen Staat garantiert.
Erst, was über diese Summe hinausgeht, steht bei einer Schieflage der Bank im Feuer. Dennoch gilt: Die 100.000 Euro-Garantie setzt voraus, dass der Staat überhaupt zahlungsfähig ist. Und das muss in einer Systemkrise, bei der mehrere Banken auf einmal kollabieren, nicht zwangsläufig der Fall sein.
Wenig helfen da auch die drei privaten Einlagensicherungssysteme der Sparkassen, Genossenschaftsbanken und privaten Banken in Deutschland und Österreich. Sie sind nur stark genug, um einzelne Banken zu retten, die umkippen. Käme es zu einer systemischen Bankenkrise, wären auch diese Sicherungsstrukturen schnell finanziell überfordert.
Nicht mehr als 100.000 Euro bei einer Bank parken
Von kurzfristigen "Geld-parken-Situationen" abgesehen, sollte deshalb niemand einer Bank mehr leihen als die 100.000 Euro, die die EU-Staaten den Banken in ihren Ländern über die Einlagensicherung schützen. Zudem sollten Sie dafür ausschließlich Kreditinstitute in Ländern wählen, die eine gute Bewertung seitens der Ratingagenturen haben.
Für Beträge oberhalb 100.000 Euro ist dagegen ein ETF, der in kurzfristige Anleihen mit hoher Bonität investiert, deutlich sicherer als ein Bankguthaben.
Wie das geht, zeigen wir in einem künftigen Beitrag in dieser Kolumne. In zwei Wochen jedoch geht es zunächst noch einmal darum, warum auch das zweitpopulärste Finanzprodukt in Deutschland – die kapitalbildende Lebensversicherung – oft der sprichwörtliche Griff ins Klo ist.