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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Frag t-online Was taugen Versicherungen zur Geldanlage?
Jeden Tag beantwortet ein Experte aus der t-online-Ratgeberredaktion eine Leserfrage rund ums Geld. Heute: Lohnt es sich, eine Versicherung als Geldanlage abzuschließen?
Es gibt viele Möglichkeiten, sein Geld gewinnbringend anzulegen. Mit einer schlechten Geldanlage gleicht die erzielte Rendite eventuell die Inflation aus, im besten Fall vermehrt sich das Vermögen bis zur Rente um ein Vielfaches. Nur eines lohnt sich nicht: eine Versicherung als Geldanlage. Hier die wichtigsten Gründe.
Niedrige Rendite
Klassische oder kapitalgebundene Lebensversicherungen und ähnliche Produkte bieten aktuell nur sehr geringe Garantiezinsen. Seit Januar 2022 sind es nur 0,25 Prozent. Zum Vergleich: Derzeit bieten sichere Festgeldanlagen Zinsen bis zu 3,25 Prozent pro Jahr.
Zudem sind die Gesamtrenditen von Lebensversicherungen in den vergangenen Jahren stark gesunken und liegen oft unter der Inflationsgrenze. Viele Versicherte erhalten am Ende sogar weniger ausgezahlt, als sie eingezahlt haben, kritisiert etwa die Stiftung Warentest. Das liegt vor allem an der Kostenstruktur, die für Verbraucher oft nicht transparent dargestellt wird.
Viel zu hohe Kosten der Produkte
Was in Werbeanzeigen auf Social Media von Influencern oder beim Beratungsgespräch verlockend klingt, hat mit der Realität nur wenig zu tun. Versicherungsprodukte sind mit hohen Kosten verbunden, die die Rendite schmälern. Dazu zählen hohe Abschlussgebühren, laufende Verwaltungskosten, Gebühren für Garantien und Versicherungsschutz. Die Kosten fressen einen großen Teil der möglichen Erträge auf.
So geschehen bei Alewtina und Jakob Zacharias, die seit 2024 in Rente sind und sich eigentlich auf ein finanzielles Polster aus ihrer Lebensversicherung verlassen haben. Laut einem Bericht des Südwestdeutschen Rundfunks (SWR) hatten sie vor 30 Jahren eine fondsgebundene Lebensversicherung abgeschlossen, um die Familie abzusichern.
Jeder zahlte jeweils rund 9.000 Euro ein. Dann stand die Auszahlung an. Für Alewtina Zacharias gibt es rund 6.600 Euro, für Jakob Zacharias 6.300 Euro. Insgesamt also fast 5.500 Euro weniger, als sie einbezahlt haben.
Auf Kosten der Kunden
Das Geflecht aus Kosten und Gebühren beginnt bereits bei den Abschluss- und Vertriebskosten, auch Alpha-Kosten genannt. Diese Kosten decken unter anderem die Provisionen für den Versicherungsvermittler und werden in der Regel auf die ersten fünf bis sieben Jahre der Vertragslaufzeit verteilt. Übliche Provisionen für Lebensversicherungen liegen zwischen drei und fünf Prozent der Beitragssumme.
- Versicherer dürfen heute 2,5 Prozent der Beitragssumme auf die Verträge anrechnen. Bei einer Versicherungssumme von 100.000 Euro entspricht das 2.500 Euro. Weitere 1,5 Prozent können hinzukommen, werden aber aus dem Gewinn finanziert und mindern den Gewinn des Versicherungsnehmers.
- Hinzukommen laufende Kosten. Verwaltungskosten, auch als Beta-Kosten bezeichnete Gebühren, entstehen bei der Verwaltung und Anlage des Kapitals. Vor zehn Jahren betrug die durchschnittliche Verwaltungskostenquote aller Versicherer 2,25 Prozent. Dieser Satz variiert je nach Versicherer.
- Gamma-Kosten beziehungsweise Anlagekosten werden vom Vertragsgutgaben abgezogen und sind vom Anlagevolumen abhängig. Beispielsweise werden 0,5 Prozent pro 100 Euro Vertragsguthaben pro Jahr fällig.
- Hinzukommen Stückkosten, sogenannte Kappa-Kosten, also fixe Gebühren, die unabhängig von der Beitragshöhe einmalig im Jahr pro Vertrag erhoben werden. Diese werden mit den Einzahlungen verrechnet. Diese Kosten fallen bei Verträgen mit niedrigen Beiträgen besonders ins Gewicht. Liegen die Kappa-Kosten beispielsweise bei 80 Euro pro Jahr und die monatlichen Beiträge bei 25 Euro, bleiben nach Abzug der Stückkosten nur 220 Euro statt 300 Euro für die Kapitalbildung übrig.
- Bei fondsgebundenen Lebensversicherungen muss die Versicherung schließlich auch laufende Gebühren an die Fondsgesellschaft zahlen, bei der Ihr Geld angelegt wird. Diese liegen bei passiven börsengehandelten Indexfonds (ETFs) bei etwa 0,5 Prozent pro Jahr, bei Aktienfonds zwischen 1,5 und 2,5 Prozent pro Jahr.
- Schließlich erheben die Versicherer selbst Risikoprämien, um die Versicherung beispielsweise gegen Zahlungsausfälle oder vorzeitige Kündigung abzusichern.
- Je nach Versicherungsart kann auch ein Unterjährigkeitszuschlag anfallen, also wenn die Auszahlung monatlich statt jährlich erfolgt. Hintergrund ist eine Finesse der Versicherer, die sagen, dass die Prämie eine Jahresprämie ist. Wer monatlich zahlen will – und das sind in der Regel die meisten Kunden – muss einen Zuschlag zahlen. Dieser Zuschlag von etwa vier Prozent wird von den Einzahlungen abgezogen.
- Beitragsabhängige Gebühren liegen zwischen einem und drei Prozent pro Einzahlung. Für besondere Anlässe wie Vertragsänderungen können ebenfalls Gebühren anfallen. Auch vertraglich vereinbarte dynamische Erhöhungen kosten extra. Dynamische Vertragsänderungen gelten als Neuabschluss und sind provisionspflichtig.
All dies hat zur Folge, dass der Rückkaufswert der Police in den ersten zehn bis fünfzehn Jahren sehr gering oder gar nicht vorhanden ist.
Mangelnde Flexibilität
Versicherungsprodukte haben oft lange Laufzeiten und sind unflexibel. Ihr Geld ist langfristig gebunden. Sie haben keine Möglichkeit, beispielsweise in Notfällen einen Teil Ihres Geldes zu entnehmen oder die Höhe der Beiträge zu ändern. Vorzeitige Kündigungen führen zu hohen Verlusten. Änderungen der Anlagestrategie sind kaum möglich.
Bessere Alternativen verfügbar
Es gibt attraktivere Alternativen für die langfristige Geldanlage, egal ob für die Altersvorsorge, für den Kauf einer Immobilie oder sonstige größere Anschaffungen. ETF-Sparpläne bieten wesentlich höhere Renditechancen bei geringeren Kosten. Direktinvestments in Aktien oder Fonds sind flexibler und die Kosten transparenter. Schließlich schlägt die Rendite, die am Ende bei einer alternativen Geldanlage herauskommt, bei Weitem die von Versicherungen.
- Fonds oder ETFs: Welche Geldanlage ist besser?
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Verträge, bei denen es dem Versicherer selbst nach 30 Jahren nicht gelingt, eine positive Rendite zu erwirtschaften, sind ein Schlag ins Gesicht der Verbraucherinnen und Verbraucher. "Hätte man das gleiche Geld wie bei Familie Alewtina und Jakob Zacharias im anfangs erwähnten Beispiel bedarfsgerecht anderweitig mit ähnlichem Risiko angelegt, hätte sich das Kapital verdoppelt auf 18.000 bis 19.000 Euro", sagt Niels Nauhausers von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Von einer Versicherung als reiner Geldanlage ist in den meisten Fällen abzuraten. Die Kombination aus niedrigen Renditen, hohen Kosten und mangelnder Flexibilität macht sie unattraktiv.
- db-anwaelte.de: "Lebensversicherung: Worauf Sie bei Abschluss achten sollten"
- swrfernsehen.de: „Lebensversicherungen - Lohnen sie sich jetzt wieder?"
- test.de: "Was die Lebensversicherung leistet"
- kvoptimal.de: "Die Kosten in Lebensversicherungen und Rentenversicherungen"
- kvb-finanz.de: "Wie viel Geld bleibt von der Lebensversicherung übrig"