Musk, Zuckerberg und Co. Höher geht's nicht
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.CEO eines globalen Techkonzerns zu sein, verlangt Selbstvertrauen und ein riesiges Ego. Anleger waren im Kreis der Milliardäre gut aufgehoben – bisher.
Mehr als 100 Milliarden Dollar Privatvermögen sollen es bei Mark Zuckerberg sein. Diesen Reichtum verdankt er natürlich seinem Meta-Konzern. Elon Musk, der Zuckerberg jüngst zu einer Art absurdem Käfigkampf aufforderte und in Sachen Fitness Amazon-Boss Jeff Bezos nacheifert, bringt es aktuell auf mehr als 137 Milliarden US-Dollar, Bezos sogar auf gut 150 Milliarden.
Der Name Jen-Hsun Huang kommt einem hingegen fast unbekannt vor. Der Unternehmer verfügt über knapp 40 Milliarden US-Dollar, taucht in den Klatschspalten eher selten auf und dennoch redet fast jeder über den Konzern, den der heute 60-Jährige im Alter von 30 Jahren gründete – Nvidia.
Denn wenn ein Konzern seinen Marktwert innerhalb weniger Wochen um 500 Milliarden US-Dollar steigert und in den Klub der Billionenbewertungen vorstößt, dann muss einiges passiert sein. Mitte August wurde Nvidia mit 1,07 Billionen US-Dollar bewertet, und selbst wenn es nach dem Hype zu einer überfälligen Korrektur kommen sollte, bleibt die positive Grundeinstellung der Anleger gegenüber dem Konzern und seiner starken Marktposition im Bereich Künstliche Intelligenz, kurz KI, bestehen.
Der Aktienprofi
Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen Daniel auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.
Alles mit KI wird von Anlegern gekauft
"KI lautet die Formel für Kursgewinne 2023", findet Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Und fügt zugleich an, dass "danach allerdings wenig zu holen ist bei amerikanischen Aktien". Die Statistik stützt dies. Der Russell 2000, ein sehr breiter Aktienindex, bewegte sich kaum von der Stelle. Die sogenannte Marktbreite sieht nicht berauschend aus. Bestens geht es dagegen Aktien, die mit KI so richtig nach oben gezogen wurden.
Ein Beispiel ist der umstrittene Konzern Palantir. "Mit knapp 30 Milliarden Börsenwert ist man im Konzert der Großen ein Winzling, trotzdem ist eine Kursverdopplung binnen vier Monaten aller Ehren wert", ordnet Molnar die Entwicklung bei Palantir ein.
ETFs profitierten von der Performance der Techwerte
Wie gut KI-Aktien und Tech allgemein gelaufen sind, lässt sich an der Kursentwicklung des Fidelity Metaverse ETF ablesen, der 2023 zeitweise schon 25 Prozent im Plus notierte und aktuell 17 Prozent Gewinn seit Jahresanfang ausweist. Kein Wunder, sind doch Nvidia, Alphabet, Apple und Adobe die Top-Bestandteile. Lediglich Tencent auf Rang fünf will nicht recht zünden, was jedoch auch an der allgemein schwachen Entwicklung der China-Titel in jüngster Zeit liegt.
Das Problem im Sommer 2023 könnte nun weniger in der mangelnden Qualität der Techkonzerne liegen als vielmehr in ihrer längst nicht mehr günstigen Bewertung. Die Alternativen am Zinsmarkt werden fast täglich besser und irgendwann könnten vermehrt Profis auf die festverzinsliche Seite wechseln. Dieses Geld dürfte primär bei Tech entweichen und der jüngste 1.000-Punkte-Rückgang an der Nasdaq könnte ein Vorbote einer durchaus nötigen Korrektur sein.
Das ist gut für diejenigen, die die Rallye mit ETFs oder bei Aktien und Zertifikaten verpasst haben. Denn Qualitätsaktien in Schwächephasen der Börse zu erwerben, ist die Königsdisziplin am Markt. 2022 gab es Netflix oder Meta lange zu Ausverkaufspreisen und wer sagt, dass man nicht auch eine Nvidia 30 oder 40 Prozent unter dem Rekordhoch erwerben kann.
Positive Quartalsergebnisse reichen nicht aus
"Zwar haben die Unternehmen mit der jüngsten Berichtssaison geliefert", meint Christian Henke, Senior Analyst bei IG. "Jedoch sah man bei Tesla, Apple oder Netflix durchaus das berüchtigte 'Sell on good news'", so der IG-Analyst. Davon spricht man immer dann, wenn selbst sehr gute Ergebnisse und Prognosen nicht mehr für weitere Kursgewinne ausreichen und Aktien mit guten Nachrichten verkauft werden.
Günstige Absicherungen sind mit Put-Optionen möglich
So ist an der Wall Street Vorsicht geboten. Ein wesentlicher Grund für die Stärke des Techsektors waren die eingepreisten Zinssenkungserwartungen. Inzwischen zeigt sich aber, dass Hoffnungen auf eine geldpolitische Wende sowohl in den USA als auch in Europa nicht angebracht sind. Wer weiter einen ruhigen Sommer verbringen möchte, sollte sich an starken Tagen antizyklisch eindecken und gegen Kursrückgänge schützen.
Die gute Nachricht dabei: Die Absicherung Ihres Depots mit Put-Optionsscheinen ist so günstig wie seit 2008 nicht mehr. Put-Optionsscheine sind eine einfache Strategie, denn sie gewinnen, wenn die Kurse fallen und gleichen damit Depotverluste aus. Mehr zu Optionsscheinen lesen Sie hier.
Auf den S&P 500 sollten sich Anleger, die völlig ungesichert unterwegs sind, unbedingt Puts wie den S&P 500-Put der Citi mit WKN KG3RMB ins Portfolio legen. Alternativ lässt sich die Nasdaq mit der WKN SN725C der Société Générale abdecken.
Absichern auch bei den Milliardärsaktien
Ähnlich wie bei einer Kfz-Versicherung ist zu klären, in welchem Umfang die Positionen abgesichert werden sollen. "Entscheidend ist hier der Basispreis des Puts", erklärt Volker Meinel, Zertifikate-Experte der BNP Paribas. "Je höher dieser liegt, desto höher ist das Absicherungsniveau und desto teurer der Versicherungsschutz. Wer sparen möchte, wählt einen Put mit tieferem Basispreis und nimmt im Gegenzug kleinere Kursverluste in Kauf", ergänzt Meinel.
Sowohl bei Zertifikaten als auch bei ETFs oder Optionsscheinen gilt, dass man mit Bedacht und Weitsicht seine Einstiege wählen sollte. Dann verläuft es im Depot auch weniger chaotisch als bei Musk und Zuckerberg. Deren Käfigkampf wurde zwischenzeitlich nämlich abgesagt.
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