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"Sell in May": Börsenweisheit warnt jetzt vor Verlusten mit Aktien


Meinung
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Geht's jetzt bergab?
Diese alte Börsenweisheit taugt nichts mehr

  • t-online-Kolumnistin Jessica Schwarzer
MeinungEin Gastbeitrag von Jessica Schwarzer

30.04.2023Lesedauer: 3 Min.
Anleger haben dieses Jahr noch nicht viel Spaß: Aber sollten sie sich deswegen wieder an alte Börsenweisheiten erinnern?Vergrößern des Bildes
Anleger haben in diesem Jahr noch nicht viel Spaß gehabt: Aber sollten sie sich deswegen wieder an alte Börsenweisheiten erinnern? (Quelle: gorodenkoff)

Glaubt man einer alten Weisheit, dann kommen jetzt ein paar schlechte Börsenmonate. Erst im Herbst wird es wieder besser. Warum Sie Ihre Aktien trotzdem nicht verkaufen sollten.

Beim Blick auf den Kalender fällt vielen Anleger unweigerlich eine alte Börsenregel ein: "Sell in may and go away, but remenber to come back in September." Sie verspricht eine Überrendite; und zwar dann, wenn Anleger der Börse im Sommer fernbleiben. Denn die Sommermonate sind statistisch die schwächeren. Es soll daher Sinn ergeben, im Mai zu verkaufen, im Sommer der Börse fernzubleiben und erst Ende September zurückzukommen. Stimmt das noch?

Die alte Weisheit ist mächtig in die Jahre gekommen. Auch wenn sie auf längere Sicht noch immer eine kleine Überrendite bringt, ist der Effekt über die Jahre immer geringer geworden. Kein Wunder, können wir doch heute immer und überall handeln – auch im Urlaub auf dem Handy oder Tablet. Und überhaupt fallen in einer globalisierten (Börsen-) Welt saisonale Effekte immer weniger ins Gewicht. Irgendwo ist schließlich immer Sommer. Trotzdem gibt es die kleine Überrendite noch, wenn auch nicht in jedem Jahr.

Unangenehme Überraschungen an den Märkten

Ist es also sinnvoll, wenn Sie als Anleger auf Saisonalitäten an der Börse achten? Ich habe mich in den vergangenen Tagen bei einigen Experten umgehört, viele Analysten und Kommentare gelesen. Es gibt sicherlich einige Themen, die in den kommenden Wochen und Monaten für Unruhe an den Märkten sorgen könnten.

Aktuell läuft die Berichtssaison. Nicht ausgeschlossen, dass wir noch die eine oder andere unangenehme Überraschung erleben. Und dann sind da noch die bekannten Themen: Die Notenbanken werden die Zinsen in den kommenden Monaten weiter erhöhen, auch das könnte zu Bremsspuren an der Börse führen. Vor allem dann, wenn die Konjunktur als Folge der Zinserhöhungen noch stärker lahmt als bisher.

Apropos Konjunktur: Auch hier könnte es negative Überraschungen geben. Und natürlich werden die nächsten Inflationszahlen mit Spannung erwartet. Hinzu kommen geopolitische Krisen, wie der Krieg in der Ukraine und die Spannungen zwischen China und Taiwan.

t-online-Kolumnistin Jessica Schwarzer
(Quelle: Michel Passin)

Die Finanzexpertin

Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch "Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien" im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.

Alle Gastbeiträge von Jessica Schwarzer lesen Sie hier.

An Themen, die Anlegern die Stimmung verhageln können, mangelt es also gerade wirklich nicht. Und die Laune ist entsprechend schlecht. Trotzdem stiegen die Kurse zuletzt. Aber geht das auch so weiter? Oder bewahrheitet sich 2023 die alte Börsenweisheit?

Der Mehrwert von "Sell in May" hält sich in Grenzen, auch weil für jede Order Kosten anfallen – ob nun Verkauf im Mai oder Wiedereinstieg Ende September. Das mindert Ihre Rendite. Und dann ist es ja auch nicht immer so, dass der Sommer an der Börse mau ist. Es gibt auch Jahre, da war es genau andersherum. Im Frühjahr lief es nicht gut, im Sommer starteten die Börsenkurse dann durch. Und es hat auch schon üble Korrekturen im Herbst gegeben.

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Deshalb sind die meisten Experten auch mehr als skeptisch, "Sell in May" zur eigenen Strategie zu machen. "Unsere Analysen und Erfahrungen haben gezeigt, dass durchgängig investiert zu sein, mit Abstand die beste Entscheidung ist", bestätigt mir auch Thomas Neukirch, Leiter Strategische Vermögensplanung des Family Offices HQ Trust. "Market Timing, auch saisonal getrieben, bringt auf Dauer keinen Mehrwert."

Es ist eben verdammt schwer, den besten Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkt zu treffen oder in unserem Fall den besten Ausstiegs- und Wiedereinstiegszeitpunkt. Ich bin ein großer Fan von Börsenweisheiten, viele haben auch heute noch ihre Gültigkeit, aber "Sell in May" gehört nicht dazu. Sollten Sie über Gewinnmitnahmen nachdenken, dann sollten andere Gründe wichtiger sein als der bloße Blick auf den Kalender.

Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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