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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Dax-Rallye ohne Ende? Warum die 25.000-Punkte-Marke greifbar ist
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Der Dax erklimmt ein Hoch nach dem anderen – ein Ende der Rallye scheint nicht in Sicht zu sein. Doch wie lange kann das so weitergehen? Sind 25.000 Punkte realistisch?
Seit Jahresbeginn zeigt der Dax eine beeindruckende Performance und notierte zwischenzeitlich bei über 22.800 Punkten. Insgesamt hat der Index seit Januar um rund 15 Prozent zugelegt. Angetrieben wird der deutsche Leitindex vor allem von Zinshoffnungen und starken Unternehmenszahlen.
"Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung im Dax könnte man zu dem Schluss kommen, dass die Börse doch eine Einbahnstraße ist", sagt Jürgen Molnar, Stratege bei Robomarkets. Doch ist der Höhenflug wirklich nachhaltig – oder droht eine Korrektur?
Jeden Monat plus 1.000 Punkte?
Ob das jetzt die neue Regel sei und wir uns darauf einstellen müssten, dass der Dax jeden Monat 1.000 Punkte und mehr zulege, bezweifelt Jens Klatt, Marktanalyst vom börsennotierten Forex & CFD Broker XTB Deutschland.
Aber es sei schon erstaunlich, dass der Dax vor dem Hintergrund der Sorgen um einen eskalierenden Handelsstreit mit den USA und zudem der politischen Unsicherheit in Deutschland vor der anstehenden Bundestagswahl so widerstandslos von einem Allzeithoch zum nächsten eile.
Kurze Rücksetzer schnell überwunden
Klatt erinnert daran, dass es Ende Januar einen kurzen Rücksetzer wegen des chinesischen KI-Konkurrenten Deepseek gab, der aber schnell wieder aufgekauft wurde. Es folgten Sorgen über US-Importzölle, die ebenfalls zu einem kurzen Rücksetzer führten und ebenfalls wieder zurückgekauft wurden.
Dann wurde vergangene Woche die US-Inflation stärker als erwartet veröffentlicht, und der Terminmarkt erwartet nun mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 70 Prozent nur noch eine Zinssenkung der Fed im Jahr 2025. S&P 500 und Nasdaq 100 notieren beide knapp unter ihren Allzeithochs. Dies sei ein klares Zeichen der Stärke und spreche für weitere Kursgewinne und neue Allzeithochs in den USA und im Dax.
Dax bleibt für Investoren attraktiv
Klatt verweist darauf, dass insbesondere die Hoffnung auf eine stabilere geopolitische Lage sowie die Spekulationen über eine mögliche geldpolitische Lockerung in den USA und Europa die Märkte stützen. Gleichzeitig sei der Dax historisch gesehen unterbewertet im Vergleich zu den US-Indizes, was ihn für internationale Investoren attraktiver mache.
Ein wesentlicher Treiber bleibe auch die Erwartung sinkender Zinsen in der EU. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte angedeutet, dass sie angesichts der nachlassenden Inflation eine lockerere Geldpolitik in Betracht zieht. Dies gebe Aktien zusätzlichen Rückenwind. Zudem sorge die robuste Entwicklung der großen Dax-Konzerne für Zuversicht: Viele Unternehmen profitierten von einer globalen Aufstellung und könnten schwächere heimische Konjunkturdaten abfedern.
Warnung vor Marktüberhitzung
Es gebe aber auch Risiken. Anleger sollten sich bewusst sein, dass es jederzeit zu Korrekturen kommen könne, so Jochen Stanzl, Analyst bei CMC Markets. Die Rallye könne zwar weitergehen – eine Garantie für stetig steigende Kurse gebe es aber nicht. Auch Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners verweist auf die Gefahr einer Marktüberhitzung, insbesondere wenn sich die geopolitischen Spannungen verschärfen oder sich das Konjunkturbild in Europa weiter eintrübt.
Die Frage bleibt: Kann der Dax im ersten Halbjahr die Marke von 25.000 Punkten knacken? Kurzfristig sei das durchaus möglich, sagt Klatt. "Vor allem, wenn der Handelskonflikt zwischen der EU und den USA nicht eskaliert, die EZB aufgrund der rückläufigen Inflation zu einer expansiveren Geldpolitik bereit ist und zudem aus der anstehenden Bundestagswahl eine wirtschaftsfreundliche Regierung hervorgeht."
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa und Reuters