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Volkswagen Werksschließung: VW-Aktie wird zum Schnäppchen – jetzt kaufen?


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Auswirkungen auf die Aktie
Wird Volkswagen jetzt zum Schnäppchenpreis verkauft?


29.10.2024Lesedauer: 4 Min.
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"Wie geht es weiter?" - VW-Beschäftigte voller Sorgen (Quelle: reuters)
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Volkswagen plant, Werke in Deutschland zu schließen, was einen erheblichen Stellenabbau zur Folge haben könnte. Was heißt das für die VW-Aktie? Einmalige Chance oder Risiko?

Die Nachricht des Volkswagen-Betriebsrats, dass das Unternehmen möglicherweise drei Werke in Deutschland schließen und Tausende Arbeitsplätze abbauen will, hat die VW-Aktie und ihre Aussichten erheblich belastet. Seit ihrem Höchststand von rund 246 Euro im März 2021 hat die Aktie bis heute rund 63 Prozent an Wert verloren. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 3,8 ist sie derzeit eine "Schnäppchenaktie". Ist das für Anleger die einmalige Chance, günstig einzusteigen – oder droht ein Totalverlust?

Abwärtstrend ungebrochen

Nach der Ankündigung am Montag reagierte die Aktie zunächst negativ. Der Kurs fiel um fast zwei Prozent. Auch der mittelfristige Trend zeigt nach unten: Investoren sind besorgt über die Auswirkungen der Werksschließungen und des geplanten Stellenabbaus. Die Reaktionen spiegeln die Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung des Unternehmens wider, die sich auch in konkreten Geschäftszahlen niederschlagen könnte.

Anleger sollten bei der Verkündung der Quartalszahlen am Mittwoch genau hinschauen. Die Analysten sind wenig optimistisch: Sie erwarten, dass der Gewinn je Aktie von 8,39 Euro im dritten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 3,85 Euro sinkt. Auch der Gewinn vor Steuern soll von 13,25 Milliarden Euro auf 4,6 Milliarden Euro zurückgehen. Der Umsatz soll dabei mit 76,7 Milliarden Euro nur leicht geringer ausfallen als im Vorjahreszeitraum.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer zeichnet sich jedoch ab: Der freie Cashflow könnte mit 2,175 Milliarden Euro deutlich besser ausfallen als die minus 387 Millionen Euro aus dem Vorjahr. Sollten die Quartalszahlen positiv überraschen, könnte die Aktie erheblich steigen.

Börse belohnt Stellenabbau

Hinzu kommt, dass Restrukturierungsmaßnahmen, Stellenabbau und Kosteneinsparungen an der Börse in der Regel mit steigenden Kursen belohnt werden. Denn weniger Mitarbeiter bedeuten geringere Personalkosten, und Investoren interpretieren solche Maßnahmen als proaktives Handeln des Managements.

Mittelfristig könnte sich das Sparprogramm positiv auf die Profitabilität und damit auf den Aktienkurs auswirken. Langfristig könnten die Massenentlassungen jedoch auch negative Folgen mit sich bringen: Sie könnten dem Image von VW schaden, zu Produktivitätsverlusten führen und den Verlust von Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit nach sich ziehen.

Gewerkschaft droht mit "erbittertem" Widerstand

Gegen die Kosteneinsparungen, mit denen VW bis 2025 rund 10 Milliarden Euro einsparen und die Gewinnmarge der Kernmarke von 2,3 auf 6,5 Prozent steigern will, formiert sich erheblicher Widerstand aufseiten der Gewerkschaft und des Betriebsrates.

Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo warnte bei einer Versammlung im Stammwerk alle Vorstände davor, sich mit der Belegschaft anzulegen. Auch die IG Metall kündigte "erbitterten Widerstand" an, was zu Verzögerungen oder Abschwächungen der geplanten Maßnahmen führen könnte – und den Konzern am Ende teuer zu stehen käme.

Langfristige Perspektive zählt

Grundlage jeder Anlageentscheidung sollte die langfristige Perspektive eines Unternehmens sein. Denn Aktien in Krisenzeiten zu kaufen, kann die höchsten Renditen bringen. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass es dem Unternehmen gelingt, seine Probleme zu lösen.

Derzeit kämpft VW mit sinkenden Marktanteilen, insbesondere im wichtigen chinesischen Markt für Elektrofahrzeuge – und das trotz etlicher Milliarden, die der Konzern bereits in E-Mobilität investiert hat. Der Absatz von E-Autos ging im ersten Halbjahr 2024 um rund 69 Prozent zurück. VW hat es versäumt, ein wirklich günstiges Modell auf den Markt zu bringen, das mit der Konkurrenz mithalten kann – zudem fehlt den Fahrzeugen für den chinesischen Markt ein gewisses Maß an digitalen Innovationen, die dort stark gefragt sind.

Die geplanten Einschnitte sind Teil einer größeren strategischen Neuausrichtung. Der Konzern will seine Investitionen in Elektromobilität und Digitalisierung zwar von 180 auf 165 Milliarden Euro reduzieren. Allerdings könnten diese Anpassungen langfristig zu einer besseren Positionierung im sich wandelnden Automobilmarkt führen. Eine Garantie dafür gibt es allerdings nicht. Zumal die Konkurrenz in dieser Zeit alles daran setzen wird, VW weitere Marktanteile abzunehmen.

Dividendenaussichten

Trotz der aktuellen Herausforderungen bietet die VW-Aktie eine attraktive Dividendenrendite von 9,08 Prozent. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Denn es stellt sich die Frage: Ist es gerechtfertigt, in Zeiten, in denen Werke geschlossen und Mitarbeiter entlassen werden, eine Dividende in Milliardenhöhe an die Aktionäre auszuschütten?

VW wäre nicht das erste Unternehmen, das aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen gezwungen ist, die Dividende zu kürzen. Auch hohe Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit, Abfindungen für Mitarbeiter im Rahmen von Umstrukturierungsprozessen oder der Abbau von Schulden können eine geringere Dividendenzahlung erforderlich machen.

Vorsichtige Analystenprognosen

Die Zukunft der VW-Aktie hängt stark davon ab, wie erfolgreich das Unternehmen seine Restrukturierungspläne umsetzen und sich im Elektroautomarkt behaupten kann. Analysten wie Goldman Sachs sind derzeit eher vorsichtig und empfehlen, die Aktie zu halten, mit einem Kursziel von 114 Euro. Die kanadische Bank RBC sieht sogar nur noch Potenzial von 102 Euro für die Aktie.

Geht es nach den Analysten der UBS, ist die Talsohle für die Volkswagen-Aktie noch nicht erreicht. Auto-Analyst Patrick Hummel zeigt sich pessimistisch und stuft die Aktie auf "Verkaufen" ein – mit einem möglichen Kursziel von 84 Euro. Anleger sollten die Entwicklungen genau beobachten, insbesondere die anstehenden Quartalszahlen und die Reaktionen der Gewerkschaften.

Verwendete Quellen
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