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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Deutsche Post unter Druck Das könnte bald Vergangenheit sein
870 Firmen gehören zur Post oder, genauer gesagt, zur DHL Group. Jetzt will der Konzern aufräumen – und Neues probieren. Mit Blick auf die Aktie scheint dies überfällig.
Deutsche Bundespost, Deutsche Post, Deutsche Post World Net, Deutsche Post DHL Group, DHL Group – über die Jahrzehnte hatte die Post viele Namen. Sie hat sich auch sonst stark verändert. Das einstige Brot- und Butter-Geschäft, nämlich Briefe und Päckchen, machen noch ungefähr ein Fünftel am Umsatz aus. Die Post ist ein internationaler Logistikkonzern geworden.
Doch an der Börse schlägt sich das derzeit nicht in klingender Münze nieder. Die Aktie seit Jahresbeginn mit deutlichen Lieferverzögerungen: minus 15 Prozent. Aber warum – international verdient die DHL Group doch gut?
Post-Aktien hängen an der Konjunktur
Schauen wir heute zuerst einmal auf die Aktie und ihr Umfeld. Die Post-Aktie gehört zu den Zyklikern. Mit den sogenannten zyklischen Aktien ist es so eine Sache. Es sind Anteile an Unternehmen, die vom Wohl und Wehe der wirtschaftlichen Entwicklung abhängen. Sie laufen am besten in Boom-Phasen. Bei Konjunkturschwäche geraten sie eher ins Hintertreffen.
Prägnante Beispiele von Zyklikern sind die Aktien von Automobilkonzernen, Reiseunternehmen, Fluggesellschaften oder eben Logistikern wie der DHL Group. An der Börse heißt letztere übrigens Deutsche Post AG. Das habe vertragliche Gründe gehabt, sagte man damals. Das Börsenkürzel änderte sich aber tatsächlich auf DHL. So weit, so verwirrend.
Zur Person
Antje Erhard arbeitet seit rund 20 Jahren als Journalistin und TV-Moderatorin. Ihr Weg führte sie von der Nachrichtenagentur dpa-AFX u. a. zum ZDF. Derzeit arbeitet sie für die ARD-Finanzredaktion in Frankfurt am Main und berichtet täglich, was in der Welt der Börse und Wirtschaft passiert.
Mission "Aufräumen" – Brief und Paket bleiben vorerst
Das sich schnell drehende Namenskarussell ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist die Mission "Aufräumen". Spekuliert wird seit Langem darüber, ob die DHL Group das Post-Geschäft mit Briefen und Paketen verkauft. Denn hauptsächlich verdient sie ihr Geld mit internationalen Logistikgeschäften.
Vor einigen Tagen kam dann die Erklärung: Das Post-Geschäft wird ausgegliedert – aber behalten. Aha. Heißt: Pakete und Briefe bleiben erst mal, wo sie sind, und werden noch nicht verkauft. Auch wenn die Sparte nicht so verdient, wie sie soll. Sie wird allerdings eigenständig und das heißt, sie kann bei Bedarf auch zügig verkauft werden.
Das Gedankenspiel hat einfache Gründe. Längst werden immer weniger Briefe befördert. Auf der anderen Seite – und wir können es wohl alle in unserem Alltag bestätigen – steigt die Flut an Paketen und Päckchen. Außerdem ist das Befördern von Briefen personal- und kostenintensiv. Und jede Portoerhöhung muss von der Bundesnetzagentur genehmigt werden.
Briefporto wird teurer
Die Bundesnetzagentur wird der Post aller Voraussicht nach 10,5 Prozent Preiserhöhung erlauben. Ab 2025 könnte ein Standard-Brief dann einen Euro Porto kosten. Derzeit sind es 85 Cent. Wer jetzt nachrechnet, der sagt zu Recht: 10,5 Prozent mehr auf 85 Cent sind doch kein Euro. Richtig. In dem Maße, wie das Briefporto "zu teuer" würde, dürfen andere Post-Produkte dann nicht so stark im Preis steigen.
Die neuen Preise fürs Porto dürften ab kommendem Jahr gelten, und dann für zwei Jahre. Die Post hatte auf eine größere Erhöhung gehofft und das mit den Kosten begründet. Als Universal-Dienstleister muss sie nämlich sicherstellen, dass jede Sendung überall in Deutschland zugestellt wird, egal, wie abgelegen ihr Empfänger erreichbar ist. Und das ist aufwendig und teuer.
Regierung muss Verkauf genehmigen
Würde das Post-Geschäft tatsächlich verkauft, ist dann noch die Frage, an wen? Der Unternehmer Daniel Křetínský, der sich auch an Thyssenkrupp Steel Europe beteiligt hat, soll Interesse haben. Wann immer der Prozess in Gang käme, gäbe es aber eine weitere Hürde: Denn der Bund, als Aktionär der DHL Group, müsste einem Verkauf der Post-Sparte erst zustimmen. Zu Jahresbeginn hatte er einen kleineren Anteil von vier Prozent verkauft, hält aber weiterhin 16,5 Prozent.
Welches Echo so ein Anteilsverkauf mit sich bringt und welche Folgen, das erlebt die Regierung gerade beim Anteilsverkauf der Commerzbank. Seit hier massive Fusionsbestrebungen in Gang sind und sich die UniCredit aus Italien in Stellung gebracht hat, eventuell die Commerzbank übernehmen zu wollen, musste der Bund herbe Kritik einstecken. Und dürfte beim Verkauf weiterer Aktienpakete doppelt vorsichtig agieren.
DHL Group International erfolgreich
Wo es zu Hause schwer ist, richtet sich der Blick nach außen. Die neue Strategie der DHL Group hat die internationalen Märkte im Fokus: Bis 2030 sollen die Umsätze 50 Prozent höher liegen als 2023. Damals standen 81,8 Milliarden Euro in der Bilanz. Das ist ambitioniert. Aber: Von 2013 bis heute ist der DHL, die damals noch Deutsche Post DHL hieß, ein solcher Umsatzsprung schon einmal gelungen.
Dafür, dass es dieses Mal machbar ist, spricht: Im Ausland ist die Marke DHL bekannt, während die Konkurrenten FedEx und UPS gerade Federn lassen. Das Geschäft mit Fracht läuft international gut. Mit einer konjunkturellen Belebung könnte auch das Express-Geschäft, das für ein Viertel des Umsatzes verantwortlich ist, wieder Fahrt aufnehmen. Im Bereich E-Commerce steckt Potenzial, auch wenn der Konkurrent Amazon Logistics immer stärker wird.
Schließlich sind neue Geschäftsfelder denkbar: So möchte die DHL-Group künftig im Pharma-Geschäft mitmischen, wo es immer stärker darum geht, Temperatur-sensitive Produkte zu liefern. Und in Regionen, die stark wachsen, wie in Afrika oder Asien.
Logistik-Aktien sind gerade keine Börsenstars
Insgesamt ist die Bilanz der Logistikkonzerne an der Börse durchwachsen. FedEx erreichte in diesem Jahr immerhin ein Plus von gut drei Prozent. UPS ist aber in ähnlich schwierigem Börsenwasser unterwegs wie die Post-Aktie. Kleiner Trost: Zuletzt bekamen Post-Aktionäre 1,85 Euro Dividende pro Aktie. Von 2004 an (44 Cent) immerhin eine Vervierfachung.
Die Aktie hingegen wartet weiter auf den Schub, den die neue Strategie verleihen könnte. Derzeit haben 17 Analysten ein Kursziel von 43,77 Euro im Mittel. Das wären gut 14 Prozent mehr als die aktuellen gut 37,70 Euro.
- Eigene Recherche