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Ukraine-Konflikt: Wird das Tanken in Deutschland durch Putin teurer?


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Folgen fürs Tanken
Experte: Ölpreis kann auf 120 US-Dollar steigen


Aktualisiert am 17.02.2022Lesedauer: 4 Min.
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Aral-Tankstelle (Symbolbild): Die Spritpreise könnten weiter anziehen.Vergrößern des Bildes
Aral-Tankstelle (Symbolbild): Die Spritpreise könnten weiter anziehen. (Quelle: Michael Gstettenbauer/imago-images-bilder)

Der Russland-Ukraine-Konflikt schwelt weiter. Das hat auch Auswirkungen auf die Rohstoffmärkte: Die Ölpreise erreichten zuletzt historische Höhen. Wird Tanken jetzt noch teurer?

Die Preisschwankungen auf dem Rohölmarkt setzen sich am Donnerstag fort. Nach kräftigen Aufschlägen am Vortag gaben die Preise spürbar nach.

Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 93,41 Dollar. Das waren 1,40 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte WTI fiel um 1,42 Dollar auf 92,24 Dollar. Am Mittwoch waren die Preise indes kräftig gestiegen.

Wie schon in den vergangenen Tagen wurde das Geschehen am Ölmarkt überwiegend durch die Krise an der ukrainisch-russischen Grenze bestimmt (mehr zu den aktuellen Entwicklungen lesen Sie hier). Wie kommt es dazu? Und was bedeutet das für Verbraucher hierzulande? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen zum Ölpreis.

Warum steigt der Ölpreis aktuell?

Hauptsächlich wegen des drohenden Krieges in der Ukraine. Denn Russland ist einer der größten Erdölförderer der Welt.

Zwar hat sich die Lage zuletzt etwas entspannt, die Situation bleibt aber heikel. Russland gibt an, einen Teil seiner Truppen von der ukrainischen Grenze abgezogen zu haben, die Nato und die US-Regierung sehen indes keine Anzeichen für einen Truppenrückzug.

Eskaliert die Situation, hätte das dramatische Folgen – auch für den Ölpreis. Denn ein Krieg könnte zu Lieferausfällen führen, was Anleger bereits einpreisen. "Investoren sind aktuell bereit, einen geopolitischen Risikoaufschlag zu zahlen", sagt Gabor Vogel, Rohstoffexperte bei der DZ Bank, t-online. "Dazu kommen Spekulanten, die sich gegen das Risikoszenario absichern – auch beispielsweise gegen eine weiterhin hohe Inflation."

Möglicher Atomdeal drückt Preise

Preisdruck kam dagegen aus dem Iran. Dessen Unterhändler Ali Bagheri Kani hatte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter von Fortschritten in den Verhandlungen über das iranische Atomprogramm gesprochen.

Sollte über das von den USA aufgekündigte Abkommen eine Einigung erzielt werden, könnten US-Sanktionen wegfallen, die die iranischen Ölexporte betreffen. Die vage Aussicht auf zusätzliches Erdöl dämpft die Preise.

Wie hoch wird er noch steigen?

Experten erwarten, dass der Ölpreis bald die 100-Dollar-Marke erreichen wird, so auch Gabor Vogel von der DZ Bank. Danach könnte er sogar noch anziehen.

"Sollte es zu einer russischen Invasion in der Ukraine kommen, würde das den Risikoaufschlag nochmals deutlich erhöhen können", so Vogel. "Wahrscheinlich ist, dass der Ölpreis dann auf 120 Dollar pro Barrel steigt. Und zwar recht schnell nach der Eskalation."

Kommt es entgegen der Befürchtungen wie im Hauptszenario nicht zu einer weiteren Verschärfung, dürfte der Ölpreis zwar weiter erhöht bleiben, sagt er. Doch der drastische Aufschlag wäre in dem Fall vom Tisch.

Wird Tanken jetzt teurer?

Ja, das sei gut möglich, sagt Experte Vogel. Schon seit Monaten steigen die Spritpreise – ohne das Zutun von Präsident Wladimir Putin. "Der Fundamentalpreis für Öl ist aktuell schon sehr hoch", so der Ökonom.

Das liegt etwa an der Erholung nach der Corona-Krise und der damit verbundenen steigenden Nachfrage bei gleichzeitig geringem Angebot. So drehte der Verbund der Erdölförderstaaten Opec+ den Förderhahn nicht weiter auf als geplant, aktuell fördern die Staaten 400.000 Barrel pro Tag. Außerdem stieg zum Jahresbeginn der CO2-Preis um 5 Euro auf 30 Euro pro Tonne, was den Preis in geringem Maße antreibt.

Wie der ADAC am Mittwoch mitteilte, stieg der Preis für einen Liter Super E10 binnen Wochenfrist im bundesweiten Mittel um 2 Cent auf 1,745 Euro und damit auf ein neues Allzeithoch.

Diesel kostet ebenfalls so viel wie nie – für einen Liter müssen Autofahrer an der Zapfsäule 1,662 Euro bezahlen, 0,8 Cent mehr als in der Vorwoche.

"Geopolitik macht Tanken teurer"

Sollte der Ölpreis jetzt weiter steigen, würde sich das auch in einigen Wochen an der Zapfsäule zeigen, so Vogel. "Letztlich macht die Geopolitik also das Tanken im Moment teurer", sagt der Experte.

Allerdings: Der Spritpreis an der Tankstelle besteht bei Weitem nicht nur aus dem Einkaufspreis für den Treibstoff, im Gegenteil. Der größte Teil setzt sich aus Steuern und Abgaben zusammen – der Mehrwertsteuer, Mineralölsteuer oder einem Beitrag an den Erdölbevorratungsverband. Das bedeutet, dass der Ölpreis nicht eins zu eins an der Zapfsäule zu spüren sein wird.

Welche zusätzlichen Auswirkungen hat der Ölpreis auf Verbraucher?

Verbraucher spüren die hohen Ölpreise nicht nur an der Tankstelle, sondern auch an anderer Stelle – etwa beim Shoppen und beim Supermarkteinkauf. Steigen die Energiekosten für Industriefirmen, wird nämlich auch die Herstellung vieler Produkte teurer, was mittelfristig zu höheren Preisen führen kann.

Eine weitere Konsequenz steigender Ölpreise: Gas dürfte ebenfalls noch teurer werden. Grund dafür ist, dass sich Gas und Öl leicht durcheinander ersetzen lassen – die Preise beider Energiequellen sind eng miteinander verknüpft.

Experte: "Wir bräuchten Nord Stream 2 nicht"

Ohnehin spielt Gas im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine eine entscheidende Rolle. Russlands Präsident Putin hat Deutschland bereits damit gedroht, dass Gas teurer werden könnte, wenn die umstrittene Nord-Stream-2-Pipeline nicht wie geplant in Betrieb gehen könne.

Der Westen wiederum versucht, die Pipeline als Druckmittel einzusetzen, damit Russland sich von der ukrainischen Grenze zurückzieht. Energieexperte Vogel sagt: "Auf Basis der theoretischen Kapazitäten bräuchten wir Nord Stream 2 nicht."

Allerdings sind die Erdgas-Speicherstände zurzeit sehr niedrig. "Daher kann es schon darauf ankommen, wie viel Gas Russland liefern wird. Gut möglich, dass der Preis für europäisches Erdgas wegen des aktuellen Konflikts weiter steigen kann", so Vogel.

Wann fällt der Ölpreis wieder?

Das ist schwer zu sagen. DZ-Bank-Experte Vogel prognostiziert, dass der Ölpreis mindestens noch bis in den Sommer erhöht bleibt. "Erst ab der zweiten Jahreshälfte rechne ich damit, dass es wieder zu einer Entspannung kommt", sagt er.

Das heißt: Der Preis für Rohöl wird wieder sinken. Das liege etwa daran, dass die Nachfragedynamik wegen der hohen Preise zurückgehe, so Vogel.

Doch auch das Angebot könnte zunehmen. "Die USA schrauben ihre Ölförderung hoch. Das wird den Ölmarkt entlasten", sagt er. "Das bedeutet, dass sich der Knappheitsgrad bei Rohöl abbauen und der Preis dann tiefer tendieren wird."

Zudem gelte, "dass bei einem möglichen Zustandekommen eines Atomdeals mit dem Iran das Ölangebot steigen wird. Dies ist auch ein wichtiger Faktor."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Gabor Vogel
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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