Wird Benzin teurer? Preis für Nordsee-Öl steigt auf Sieben-Jahres-Hoch
Neue Rally am Ölmarkt: Der Preis für Öl der Nordseesorte Brent stieg auf den höchsten Stand seit 2014 – auch WTI-Öl verteuerte sich. Woran das liegt und was der höhere Ölpreis für Verbraucher bedeutet.
Die Ölpreise haben am Dienstag ihre jüngste Rally fortgesetzt. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent stieg dabei auf den höchsten Stand seit 2014. Ein Fass der Nordseesorte kostete zuletzt 87,34 Dollar und damit knapp ein Prozent oder 86 Cent mehr als am Montag. In der Nacht war der Kurs bis auf 87,55 Dollar gestiegen.
- Aktueller Kurs: Wo steht der Brent-Ölpreis gerade?
Auch die amerikanische Sorte Texas Intermediate (WTI) verteuerte sich weiter. Die Ölpreise befinden sich seit einiger Zeit auf einem Höhenflug.
So stieg der Brent-Preis alleine in den ersten Wochen in diesem Jahr um rund zwölf Prozent, nachdem der Kurs im vergangenen Jahr um rund die Hälfte angezogen hatte. Seit dem Tief im Corona-Crash im Frühjahr 2020 summiert sich das Plus auf fast 450 Prozent.
- Aktueller Kurs: Wo steht der WTI-Ölpreis gerade?
Das sind die Gründe für den Preisanstieg
Experten nennen mehrere Gründe für die Preisaufschläge, darunter Produktionsausfälle in größeren Förderländern wie Libyen. Zudem scheint sich die Erdölnachfrage trotz der aktuellen Omikron-Welle des Coronavirus relativ robust zu zeigen.
Hinzu kommt der zuletzt schwächere Dollar, der Rohöl für Interessenten außerhalb des Dollarraums günstiger macht und die Nachfrage von dort ankurbelt.
Von der jüngsten Produktionsnormalisierung in Libyen sind die Erdölpreise allerdings kaum belastet worden. "Offenbar nehmen die Marktteilnehmer derzeit selektiv nur bestimmte Nachrichten wahr, die für steigende Preise sprechen", sagte Commerzbank-Experte Carsten Fritsch am Montag zur Entwicklung. Dazu passten auch Äußerungen des weltgrößten Ölhändlers Vitol, wonach die Ölpreise wegen des angespannten Angebots weiter steigen könnten.
Was der Ölpreis für Verbraucher heißt
Durch den höheren Ölpreis wird der Benzinpreis hierzulande nicht simultan steigen. Denn am Ölmarkt werden sogenannte Future-Kontrakte gehandelt. Was kompliziert klingt, meint einfach Öl-Lieferverträge für einen bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft. Bis sich dieser Preis also in steigenden Preise an der Zapfsäule niederschlägt, würde es noch etwas dauern.
Ohnehin gilt jedoch: Der Ölpreis ist nur ein Faktor für den Benzinpreis. Es kommen beispielsweise noch die Steuerlast und der aktuelle CO2-Preis als Preistreiber hinzu. Von daher ist fraglich, wie groß die Auswirkungen eines jetzt steigenden Ölpreises tatsächlich sind.
Grundsätzlich gilt aber: Steigt der Ölpreis über Wochen und Monate an, werden das auch Verbraucher hierzulande spüren; nicht nur an der Zapfsäule, sondern etwa auch bei der Ölheizung – oder beim Einkaufen.
Denn viele Unternehmen sind auf Öl angewiesen, beispielsweise für Verpackungsmaterialien. Steigen ihre Produktionskosten, werden sie das an die Kunden weitergeben.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur dpa