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Bosch streicht in Deutschland 3.000 Stellen – Angestellte entsetzt


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Bosch streicht Tausende Stellen
"Ohne uns könnt ihr den Laden schließen"


Aktualisiert am 24.03.2024Lesedauer: 4 Min.
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Aktionstag in Gerlingen: Bosch-Angestellte sorgen sich um ihre Arbeitsplätze. (Quelle: Bernd Weißbrod/dpa)
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25.000 Angestellte von Bosch haben am Mittwoch demonstriert. Der Konzern will in den kommenden Jahren Tausende Stellen streichen. Und eine Gruppe trifft das am härtesten.

Bundesweit demonstrierten am Mittwoch rund 25.000 Angestellte von Bosch vor ihren Unternehmenssitzen bei einem Aktionstag. Sie sorgen sich um ihre Stellen und die Zukunft des deutschen Unternehmensriesen, der Teile der Produktion in Deutschland einstellen will, obwohl die Gewinne steigen.

Tausende Stellen sollen bei Bosch in den kommenden Jahren abgebaut werden. Vor allem in der Mobility-Sparte. Grund dafür ist das Ende des Verbrennermotors bis 2035, das die EU beschlossen hat. Die Angestellten von Bosch fordern Alternativen, denn schon in den vergangenen vier Jahren wurden 4.000 Stellen in diesem Bereich gestrichen. Und besonders eine Gruppe ist davon in Zukunft betroffen: die jüngeren Mitarbeitenden, die Auszubildenden.

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Rund 7.000 Stellen werden insgesamt abgebaut

Insgesamt fuhr Bosch im vergangenen Jahr einen Umsatz von 91,6 Milliarden Euro ein, konnte ihn im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent steigern. Den Löwenanteil brachte die Mobility Sparte: Nach Unternehmensangaben waren das 2023 rund 56,3 Milliarden Euro. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, sollen über alle Geschäftsbereiche hinweg rund 7.000 Stellen gestrichen werden – 3.200 davon in der Autozulieferer-Sparte, die zum Großteil in Deutschland produziert. Allein bis zum Ende des Jahres 2025 sollen rund 3.000 Stellen weltweit eingespart werden.

In einem Statement von Bosch-Geschäftsführer Stefan Grosch an t-online heißt es: "Auch das Ziel der Geschäftsführung ist es, Beschäftigung so weit wie möglich zu sichern. Wir gehen mit Augenmaß vor und wollen mit den Arbeitnehmervertretern sozialverträgliche Lösungen finden." Aber: "An dem notwendigen Stellenabbau kommen wir jedoch nicht vorbei. Es gilt jetzt schnell zu handeln und die Strukturen anzupassen und damit auch die Kosten dauerhaft zu senken. Das sichert unsere Wettbewerbsfähigkeit und letztlich auch die Beschäftigung." Bosch habe "mit deutlich größeren Herausforderungen zu kämpfen, als noch 2023 erwartet." Das seien laut Geschäftsbericht die schwierige wirtschaftliche Lage sowie die gestrichene E-Auto-Prämie, die dem Konzern als Zulieferer von Autoteilen zu schaffen mache.

Bosch kürzt in Deutschland und investiert im Ausland

Bosch-Geschäftsführer Stefan Grosch sieht auch die Politik in der Pflicht, "die Balance zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Fragen im Blick zu behalten. Für wirtschaftliches Handeln brauchen wir berechenbare Rahmenbedingungen".

Vor der Konzernzentrale in Gerlingen in Baden-Württemberg fand wegen der geplanten Kündigungen die größte Kundgebung am Aktionstag statt. "Diese Entscheidungen gefährden nicht nur unsere Lebensgrundlage, sondern auch die Innovationskraft und Zukunftssicherheit von Bosch", sagte Frank Sell, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats von Bosch Mobility Solutions dort. Und weiter: "Die Herausforderungen, die vor uns liegen, können nicht Standort für Standort gedacht werden. Hierfür braucht es zentrale Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung."

Denn der Konzern will zeitgleich im Ausland investieren. Investitionen in eine Chipfabrik in den USA und die Erschließung neuer Märkte in Nordamerika nennt Bosch in der Geschäftsbilanz 2023. Wie viel Geld Bosch dort ausgeben will, geht aus dem Bericht nicht hervor.

Gespräche wurden wohl abgelehnt

Der Stellenabbau ist bei Bosch nicht unmittelbar geplant. Geschäftsführung und Betriebsrat haben ausgehandelt, dass es bis 2027 keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird. Danach ist die Zukunft der Angestellten in den Bereichen Mobility, Power Tools und Building Technologies ungewiss. Laut Gewerkschaft sollen Teilbereiche und Standorte des Konzerns verkauft werden. Das könnte in vier Jahren also vor allem die jüngeren Angestellten treffen, die sich gerade in ihrer Ausbildung befinden.

"Ohne uns, ohne die Jugend könnt ihr den Laden gleich abschließen, und zwar von außen. Wir sind die Zukunft von Bosch", sagte darum Luca Ummenhofer, Vorsitzender der Gesamt-Jugend- und Auszubildendenvertretung des Bereichs Mobility Solutions, am Aktionstag. "Wer wäre denn Bosch, wenn wir nicht die jungen Leute gefördert und diese auch im Betrieb gehalten hätten?"

Viele der Auszubildenden kämen mit Sorgen auf ihn zu, sagte Ummenhofer t-online. "Sie haben sich für Bosch entschieden, weil es immer hieß, dass es ein sicherer und sozialer Arbeitgeber sei, aber jetzt ist nichts mehr sicher. Viele haben Angst, dass sie nicht übernommen werden." Die Studierenden treffe das schon jetzt: Sie würden nach ihrem Studium nicht übernommen und hätten keinen Anspruch auf eine Übernahme.

"Wir hoffen, dass die Firmenseite durch den ersten Aktionstag aufwacht und die Verhandlungen aufnimmt", sagte der Jugendvertreter.

"Motto: Teile und herrsche"

Gespräche über die Zukunft der Mitarbeitenden habe die Geschäftsführung laut Betriebsrat abgelehnt. Laut Bosch liefen diese Gespräche aber kontinuierlich weiter. Betriebsratschef Sell sagte dazu: "Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: So ein Riesenunternehmen. Und dann wird uns mitgeteilt: Der Personalabbau soll Standort für Standort verhandelt werden. Nach dem Motto: Teile und herrsche." Ummenhofer sagte t-online, dass Gespräche darüber seines Wissens in der Vergangenheit von der Firmenseite abgebrochen wurden.

Geschäftsführer Stefan Grosch teilt mit: "Wir stehen vor großen Aufgaben, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Daher setzen wir auf den kontinuierlichen und offenen Dialog mit den Arbeitnehmervertretern. Auch uns ist eine funktionierende Sozialpartnerschaft wichtig."

Die Beschäftigten von Bosch fordern vom Konzern Perspektiven für die betroffenen Bereiche. Laut Bosch soll es wohl Umschulungen und Weiterbildungen geben in "besonders chancenreichen Geschäftsfeldern". Rund vier Milliarden Euro sollen bis 2023 dafür investiert werden. Welche Bereiche genau das sind, schreibt Bosch nicht.

Ummenhofer selbst ist Mechatroniker und möchte auch weiterhin in diesem Bereich arbeiten. Von den angebotenen Weiterbildungen hält er nichts, die Angebote bestünden außerdem nur in begrenzten Bereichen. Er hoffe, dass das Bosch Zugeständnisse macht und die Beschäftigung in Deutschland aufrechterhält. "Ansonsten war das auch nur der erste Aktionstag. Wenn wir es geschafft haben, dass 10.000 Menschen mit uns in Gerlingen demonstrieren, dann kommen beim nächsten Mal bestimmt noch mehr."

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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