Schwere Inflationskrise Die Preise in der Türkei steigen ungebremst
Inmitten der türkischen Inflationskrise hat die Verteuerung der Verbraucherpreise im Land erneut zugenommen. Die Zentralbank hält trotzdem an einem ambitionierten Ziel fest.
Die Inflationskrise in der Türkei verschärft sich weiter. Vor Kurzem veröffentlichte die türkische Zentralbank ihre Zahlen für Januar. Demnach stiegen die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vormonat um 6,7 Prozent – das sind fast vier Prozentpunkte mehr als die vorherige Teuerungsrate von November auf Dezember.
Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Preise sogar um fast 65 Prozent. Eine unglaubliche Zahl, vor allem im Vergleich zu Deutschland: Hier verteuerten sich die Preise nach Schätzung des Statistischen Bundesamts seit Januar 2023 um 2,9 Prozent. Doch während sich in Deutschland die Inflation verlangsamt hat, nimmt sie in der Türkei weiter an Fahrt auf.
Die Preissteigerungen gehen mit einem dramatischen Wertverlust der Nationalwährung Lira einher. Ihr schwacher Kurs macht Einfuhren in das Land aufgrund der schlechten Wechselkurse zusätzlich teurer. Derzeit ist eine Lira etwas mehr wert als drei US-amerikanische Cent.
Die türkische Zentralbank hält trotzdem an ihrem Ziel fest, die Inflation 2024 auf 36 Prozent zu halten. Nach dem Mai würden eine "schnelle Deflation" beginnen, erklärte der neue Chef der türkischen Zentralbank, Fatih Karahan.
Teure Importe und Druck von Erdoğan
Karahan war erst vor zwei Wochen ins Amt gekommen, nachdem die bisherige Zentralbanksgouverneurin Hafize Gaye Erkan wegen Vorwürfen der Vetternwirtschaft zurückgetreten war. Erkan war selbst nur ein halbes Jahr im Amt. Unter ihrer Führung hatte die Zentralbank den Leitzins von 8,5 auf 45,0 Prozent angehoben. Zum Vergleich: Der Leitzins der Europäischen Zentralbank beträgt derzeit 4,5 Prozent.
Die hohe Teuerung in der Türkei geht zum einen auf teure Importe, darunter Energie, zurück. Dazu kommt, dass sich die türkische Zentralbank vor Erkans Amtszeit lange nicht oder nur halbherzig gegen die Inflation gestemmt hatte. Fachleute verwiesen herbei auf den Druck von Staatschef Recep Tayyip Erdoğan, der hohe Zinsen strikt ablehnt. Nach Erkans Amtsübernahme hatte sich Erdoğan mit öffentlicher Kritik an der Geldpolitik zurückgehalten.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
- Verbraucherpreisindices der türkischen Zentralbank (türkisch)
- destatis.de: "Inflationsrate im Jahr 2023 bei +5,9 %"